Monat: November 2023

Vorweihnachtlich erhöhte Schweineschlachtungen

Laut Österreichischer Schweinebörse floss das erhöhte Schlachtschweineangebot gänz-
lich und zeitnah ab. Von der kleinen, noch selber schlachtenden Metzgerei bis zum Groß-
schlachtunternehmen, quer durch die Branche waren die Schlachthaken ausgelastet wie
schon seit zehn Monaten nicht mehr. Der erste Adventsonntag ist in einigen Regionen
zugleich der traditionelle Bratwürstelsonntag. Davon profitierte die Nachfrage nach dem
Rohstoff Schweinefleisch. Die Schlacht- und Zerlegebranche versucht, die jetzt gefragten
Edelteile wie Karree und Filet mit Preisaufschlägen Richtung Fleischindustrie und Lebens-
mittelhandel zu vermarkten. Dabei dürfte der laut Marktanalyse RollAMA wieder etwas
gestiegene Schweinefleischkonsum hilfreich sein.

Auf dem heimischen Ferkelmarkt nahm die Differenz zwischen stagnierendem Angebot
und steigender Nachfrage weiter zu. Dementsprechend musste in allen Regionen mit
Wartezeiten beim Ferkelbezug gerechnet werden. Die Notierung bleibt in der 48. Kalen-
derwoche unverändert bei EUR 3,60 je kg.
Europaweit konnten Ferkel zumeist zügig abgesetzt werden. Die verfügbaren Mengen
waren teilweise nur knapp bedarfsdeckend. Bei den Notierungen überwogen stabile bis
leicht steigende Tendenzen.

Der EU-Schweinemarkt präsentierte sich sehr stabil. Die Vorbereitungen für Weihnachten
und Silvester sorgten für eine sehr gute Fleischnachfrage und die zügige Abnahme von
schlachtreifen Schweinen. In fast allen Mitgliedsländern setzten die Notierungen die Seit-
wärtsbewegung der letzten Wochen fort und auch in Frankreich und Spanien festigten sich
die Preise weiter. Lediglich Italien verzeichnete einen leichten Rückgang.
In fast allen Regionen Deutschlands wird der Handel mit Schlachtschweinen als ausge-
wogen beschrieben. Die leicht gestiegenen Mengen finden dank der vorweihnachtlichen
Belebung der Fleischnachfrage problemlos Abnehmer. Im Süden ist der Lebendmarkt so-
gar etwas knapp versorgt.

EU und Ukraine einigen sich auf neue Regeln

Die Europäische Union und die Ukraine werden ab dem 1. Dezember 2023 alternative Ursprungsregeln für den grenzüberschreitenden Warenverkehr anwenden. Darunter fallen auch landwirtschaftliche Erzeugnisse. Das berichten ukrainische Medien unter Berufung auf den Staatlichen Zolldienst. Mit den neuen Vorschriften soll das Verfahren zur Bestätigung des Warenursprungs vereinfacht werden. Die Zahl der Dokumente, die für Ausfuhr ukrainischer Produkte in die EU vorgelegt werden müssen, wurde von vier auf zwei reduziert, nämlich die EUR.1-Bescheinigung und der Ursprungsnachweis.

Künftig reicht die Vorlage einer Lieferantenerklärung und einer Langzeit-Lieferantenerklärung aus, um den Ursprung von Materialien oder Rohstoffen zu bestätigen, die bei der Herstellung von Fertigerzeugnissen verwendet werden. Zudem einigten sich beide Seiten darauf, dass dem Harmonisierten System zur Bezeichnung und Codierung von Waren neue Begriffe hinzugefügt werden, beispielsweise „Höchstgehalt an Vormaterialien ohne Ursprungseigenschaft“.

Vereinfacht wurde auch das Verfahren zur Erteilung des Status eines „ermächtigten Exporteurs“. Dieser Status kann jedem Exporteur verliehen werden, unabhängig von der Anzahl der Warensendungen. Die Gültigkeitsdauer der Dokumente, die den Ursprung der Waren bestätigen, wird von vier auf zehn Monate verlängert. Außerdem ist es möglich, innerhalb von zwei Jahren nach der Einfuhr der betreffenden Waren rückwirkend eine Ursprungserklärung auszustellen. Zudem können Warensendungen im Transitland aufgeteilt werden, wenn die Waren unter Zollkontrolle stehen. AgE/jo (29.11.2023)

Pfeifer & Langen erwirbt Mehrheit an Rügenwalder Mühle

Die Familienholding Pfeifer & Langen beteiligt sich mehrheitlich am Veggie-Spezialisten Rügenwalder Mühle.

Die Familienholding Pfeifer & Langen Industrie- und Handels-KG wird eine Mehrheitsbeteiligung an dem Wurst -und Veggiehersteller Rügenwaldner Mühle erwerben. Das gaben die beiden Unternehmen heute () bekannt. 

Beide Familienunternehmen legten Wert auf die Darstellung, dass die Rügenwalder Mühle der Pfeifen & Langen-Holding die Mehrheitsbeteiligung angeboten habe

Christian Rauffus, der stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrats der Rügenwalder Mühle Carl Müller GmbH & Co KG, sagte, mit der Beteiligung wolle die Rügenwalder Mühle die Chance nutzen, das Portfolio aus Wurstwaren sowie aus vegetarischen und veganen Fleischalternativen fortzuentwickeln, insbesondere über den deutschen Markt hinaus. „Diese Mehrheitsbeteiligung ist für uns eine aktiv gesuchte Partnerschaft“, so Rauffus.

Zur Pfeifer & Langen IHKG gehören der Zuckerhersteller Pfeifer&Langen und die Intersnack Group mit Marken wie Chio, ültje und funny frisch. 

Dr. Guido Colsman, Geschäftsführender Gesellschafter der Holding, unterstrich, Pfeifer & Langen sehe sich als der „richtige Hafen“ für Rügenwalder Mühle. Uwe Schönberg, ebenfalls Geschäftsführender Gesellschafter der Pfeifer & Langen IHKG, nannte als Bereiche der Zusammenarbeit unter anderem die Rohstoffbeschaffung, die Herstellung innovativer Produkte und die Marktbearbeitung. Die noch junge Kategorie der pflanzlichen Fleischalternativen solle weiterentwickelt werden. 

Die Rügenwalder Mühle war 2014 in dieses Marktsegment eingestiegen und erzielt mit Veggie-Produkten inzwischen mehr Umsatz als mit klassischen Fleisch- und Wurstwaren.

Belgien: Schweinehalter lassen sich nicht aufkaufen

Das belgische Aufkaufprogramm von schweinehaltenden Betrieben läuft nicht wie erwartet. Jetzt wurde die Frist erneut verlängert und die Regelungen weiter gelockert.

Das Budget des Aufkaufprogramms in Belgien in Höhe von 200 Mio. Euro für flämische Schweinehalter ist noch immer nicht ausgeschöpft. Deshalb wurde es erneut verlängert. Außerdem gab es eine weitere Lockerung der Kriterien. Zu den bislang angesprochenen 980 schweinehaltenden Betrieben kommen so nochmal 2.700, die ihre Ställe gegen eine Entschädigung stilllegen könnten.

Die von der flämischen Regierung angestrebte Verlängerung des Ausstiegsprogramms für Schweinehalter ist von der EU-Kommission durchgewunken worden. Förderfähige Schweinehalter können ihre Teilnahmeanträge nun noch bis zum 19. Januar 2024 einreichen.

Mit Material von ISN, AgE

International gedrückte Stimmung, Nichts los in Österreich, auch International gedrückte Stimmung am Getreide- u. Ölsaatenmarkt

Die internationalen Getreide- und Ölsaatenmärkte blieben zuletzt – ebenso wie hierzulande – in gedrückter Stimmung. So fiel der Euronext-Weizen diese Woche auf den tiefsten Stand seit Mai 2023. Wichtigste Einflussfaktoren sind die Exportkonjunktur der bedeutendsten Beteiligten USA, EU und Russland, das Wetter sowohl bei der Aussaat von Soja und Mais in Südamerika als auch für den Herbstanabau in den USA und in der EU sowie die allgemeinwirtschaftliche Stimmungslage mit Faktoren wie starker Euro oder zuletzt sinkende Rohölpreise. Nichts los ist nach wie vor am österreichischen Kassamarkt. Die AMA spricht davon, widrige Witterung habe hierzulande die Erträge der Herbsternte gemindert.

Ein russischer Angriff am Dienstag auf ukrainische Hafenstruktur sorgte für einen nur sehr kurzfristigen Kursausschlag. Ansonsten exportiert die Ukraine weiterhin auch über das Schwarze Meer unter anderem in das mit Russland befreundete China. Polnische Bauern schlossen sich indessen Aktionen von Frächtern an und blockieren große Teile des Straßengüterverkehrs aus der Ukraine. Das Wetter sorgt für gute Bonitierungen der Winterweizenbestände in den USA, wohingegen exzessiver Regen die Herbstaussaat in der EU – insbesondere in Frankreich – behindert.

Ukrainische Landwirte sollen den Anbau von Winterweizen dramatisch einschränken – zusammen mit Anbauverzögerungen liege man aktuell um 40% unter der Vorjahresfläche. Auch die Aussaat in Russland soll sich verzögern beziehungsweise zurückgefahren werden. Zuerst eine Hitzewelle und Dürre und danach Regenfälle, die aber dann doch wieder zu wenig gewesen sein sollen – verzögern die Anbautätigkeit von Sojabohnen und Mais in Südamerika. Brasilien erwartet aber dessen ungeachtet trotzdem einen Rekord-Sojaertrag.

Ein starker Euro schwächt aktuell die Konkurrenzfähigkeit von Weizen aus der EU im Export. Dennoch weist die Europäische Kommission in ihrem aktuellen Wochenbericht ein weiteres Aufholen des Exportrückstands gegenüber dem Vorjahr aus, obwohl ihren Daten seit Mitte September die Ausfuhren des wichtigen Exporteurs Bulgarien fehlen und seit vierzehn Tagen auch keine Außenhandelsdaten Italiens mehr dabei sind. Demnach hat die EU 11,592 Mio. t Weichweizen in 21 Wochen des Wirtschaftsjahres 2023/24 in Drittländer ausgeführt. Das sind 19% weniger als im Vorjahr und mit 320.861 t wöchentlichem Exportzuwachs ein Aufholen des Rückstands im Jahresvergleich um zwei Prozentpunkte.

Laut AMA enttäuschten die Erträge der Maisernte Österreichs im Herbst 2023. Sie hätten im Schnitt des Bundesgebiets und von konventionellem und biologischem Anbau mit 10,12 t/ha das magere Vorjahr (10,06 t/ha) nur geringfügig übertroffen. Suboptimale Witterung habe zu Ertragsverlusten bei den Kulturen der Herbsternte geführt. Körnermais habe unter langsamer Jugendentwicklung, Trockenheit und später zu viel Niederschlägen gelitten. In Niederösterreich liege der Maisertrag mit 8,72 t/ha auf dem schwachen Vorjahresniveau von 8,85 t/ha, wobei heuer die Erträge im östlichen Trockengebiet die des Vorjahres sogar übertroffen hätten, im sonst ertragsreicheren Westen aber darunter geblieben wären.

von Torsten Altmann

Deutschlands Fleischbranche am Scheideweg: Was ist die richtige Strategie?

Rückläufige Tierbestände, steigende Kosten und planlose Politik: Die deutsche Fleischindustrie steht unter Druck. Auf dem Fleischkongress 2023 diskutierte die Branche, wie sie die Zukunft meistern will.

Bei der Podiumsdiskussion „Quo Vadis, Fleischindustrie? Was sind jetzt die richtigen Strategien?“ auf dem Fleischkongress in Mainz Ende November diskutierten führende Köpfe der Branche, wie sie aus der Krise kommen wollen.

Gesa Langenberg, eine Pionierin in der Schweinehaltung, die bereits in Haltungsform 4 mästet, betonte die Bedeutung einer verpflichtenden Haltungskennzeichnung angesichts der ohnehin hohen Kosten. Sie kritisierte, dass der Großhandel und die Gastronomie sich zu wenig mit diesen Themen auseinandersetzen, und forderte eine schnelle Umsetzung der Kennzeichnungspflicht auch in diesen Bereichen.

Philippe Thomas, COO Retail bei Vion, sprach sich für eine stärkere Kundenbindung aus, um den Fokus weg vom Preisdruck zu lenken. Er betonte die Notwendigkeit, zwischen idealen Fleischqualitätsstandards und realistischen Preisstrategien zu balancieren, und hob hervor, dass besonders agile Unternehmen, die sich schnell auf neue Anforderungen einstellen können, erfolgreich sein werden.

Michael Schulze Kalthoff, Vorstand von Westfleisch, äußerte sich kritisch zur Politik und deren langjährigen falschen Versprechungen. Er betonte, dass mehr Tierwohl vor allem vom Markt getragen werden müsse und forderte mehr Planungssicherheit, insbesondere bei höheren Haltungsformstufen. „Das geht nicht in 3-Monats-Kontrakten“, stellte er klar.

Clemens Tönnies, Gesellschafter der Tönnies Holding, wies auf den deutlichen Rückgang der Schweinezahlen hin, sah jedoch bei 750.000 Schlachtungen einen Wendepunkt erreicht. Er dankte dem Lebensmitteleinzelhandel (LEH) für dessen Bekenntnis zu „5 x D“, was der deutschen Landwirtschaft Rückenwind verleihe, und sah im Export, auch nach China, wieder mehr Chancen.

Dr. Dirk Köckler, Vorstandsvorsitzender von Agravis, unterstrich die Bedeutung der Tierhaltung für die Verwertung von Nebenprodukten der Lebensmittelproduktion und kritisierte die Politik für kontraproduktive Maßnahmen, wie das Beispiel Bruderhahn zeige: „Es ist die misslungene Zwischenstation auf dem Weg zur Geschlechtserkennung im Ei.“

Die Diskussion verdeutlichte, dass die Fleischindustrie in Deutschland an einem kritischen Punkt steht. Die Experten waren sich aber einig, dass die Branche eine Zukunft hat, wenn sie einen stabilen politischen Rahmen mit marktgetriebenen Lösungen und einem stärkeren Fokus auf Qualität und Nachhaltigkeit kombiniert. von Andreas Beckhove

Tönnies startet Klimaplattform Fleisch- waren mit Farm Life einen Schritt voraus

Im Rahmen des gestrigen Zukunftsforum Fleisch hat die Tönnies Unternehmensgruppe die neue Klimaplattform Fleisch vorgestellt. Das Tool soll Schweinehaltern die Möglichkeit geben, den betriebseigenen individuellen CO2-Fußabdruck für die jeweilige Schweinehaltung erfassen und auswerten zu lassen. Ziel ist die transparente Darstellung der Klimaleistung der heimischen Schweinefleischerzeugung.

ISN: Der Weg, den CO2-Fußabdruck transparent zu machen, ist richtig, denn die heimische Schweinehaltung braucht sich nicht zu verstecken. Zudem führen auch die Vorgaben der EU-Taxonomie genau in diese Richtung. Wichtig ist es nun zu einem praktikablen Branchenstandard zu kommen, der zu gleichen belastbaren Ergebnissen unabhängig vom Erfassungstool und Dienstleister führt.

Vor rund 1.000 Gästen hat die Tönnies Unternehmensgruppe gestern im Rahmen des Zukunftsforum Landwirtschaft in Rheda-Wiedenbrück die Klimaplattform Fleisch vorgestellt und in Betrieb genommen. Mit dieser Plattform will das Unternehmen aus Rheda-Wiedenbrück die Klimaleistung der heimischen Erzeuger transparent machen.

Die Klimabilanz in der Wertschöpfungskette sei weitaus besser als bislang angenommen. Seit 1990 hat die deutsche Landwirtschaft mehr als 20 Prozent Treibhausgasemissionen bei gleichzeitiger Erhöhung der Produktionsmenge eingespart. Land- und Fleischwirtschaft wollen gemeinsam den Klimaschutz noch weiter vorantreiben, stellte Dr. Wilhelm Jaeger, Leiter der Stabsstelle Landwirtschaft bei Tönnies, auf dem Zukunftsforum Landwirtschaft heraus. Die deutsche Lebensmittelproduktion sei eng gekoppelt an eine nachhaltige Nutztierhaltung, sagte Jaeger. Elementar dafür ist die Kenntnis der Klimawirkung entlang der gesamten Wertschöpfungskette und das Aufzeigen der Verbesserungspotentiale.

Die Klimaplattform bietet Landwirten die Möglichkeit, eigene Betriebsdaten berechnen zu lassen und diese auf den individuellen CO2-Fußabdruck auswerten zu lassen. Durch diese Auswertung haben die Erzeuger die Möglichkeit, die Hauptverursacher der CO2-Emissionen ihres Betriebs herauszufinden, die einzelnen Komponenten anzupassen und die CO2-Bilanz zu verbessern. Sie ist nicht nur Tönnies-Lieferanten vorenthalten.

Landwirte können sich ab sofort auf der Online-Plattform (www.klimaplattform-fleisch.de) registrieren und dort ihre Betriebsdaten wie Größe, Futter-Komponenten, Stromverbrauch und Co. eingeben. Alle unsere Erzeuger, die die Plattform nutzen, erhalten nach der Eingabe der Daten zeitnah eine individuell aufbereitete Übersicht der Ergebnisse und können die Werte mit anderen Betrieben vergleichen, erklärte Franziska Elmerhaus, Projektleiterin in der Stabsstelle Landwirtschaft bei Tönnies.

Da gehts bergab -warum amerikanische Schweinemäster jede Woche 80 Mio. Dollar verlieren

Die Schweinemäster in den USA verlieren derzeit jede Woche Geld. Im Unterschied zu der Europäischen Union liegen die Schlachtschweinepreise klar unter dem Vorjahresniveau.

Die Preise für Schlachtschweine liegen in den USA in diesem Jahr deutlich unter dem Vorjahresniveau. Deshalb machen die dortigen Schweinemäster – im Gegensatz zu ihren europäischen Kollegen und trotz Hauspreis – große Verluste.

Laut einer Markteinschätzung des global agierenden Zuchtunternehmens Genesus liegt die aktuelle Gewinnschwelle bei umgerechnet 1,86 Euro/kg Schlachtgewicht. Gezahlt werden an die Erzeuger nur 1,53 Euro/kg. Den Schweinemästern fehlen also rund 33 Cent/kg um ihre Kosten decken zu können.

Auf ein Schlachtschwein gerechnet verlieren die Mäster derzeit rund 30 Euro pro Tier. Legt man die aktuellen wöchentlichen Schlachtungen von 2,65 Mio. Schweine zu Grunde, summiert sich das Minus laut des Zuchtunternehmens auf umgerechnet 80 Mio. Euro pro Woche. Breits seit Monaten würden die amerikanischen Schweinemäster mit diesen hohen wirtschaftlichen Verlusten kämpfen.

Laut Genesus sind die Aussichten ebenfalls nicht gut. So würden die Kurse der Futures für Magerschweine in Chicago darauf hindeuten, dass die Verluste noch einige Monate anhalten werden.

Genesus schätzt, dass sich der Verlust je Schwein in diesem Jahr durchschnittlich auf annähernd 23 Euro belaufen wird und die Schweinebranche gut 3 Mrd. Euro verlieren könnte. Zudem gäbe es auch bei den Ferkelerzeugern keine volle Deckung der Produktionskosten.

Die Schlachtunternehmen und Schweinefleischverkäufer können aufgrund des niedrigen Einstandspreises dagegen derzeit eine positive Bruttomarge von etwa 24 Euro je Schwein einfahren. Allerdings haben viele Schlachtunternehmen auch eigene Schweine, was dann die Marge merklich nach unten drücke.

Angesichts dieser dramatischen wirtschaftlichen Situation zweifelt das Zuchtunternehmen die jüngsten Prognosen des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) an. Demnach solle die US-Schweineproduktion 2024 zunehmen. Die Washingtoner Analysten rechnen für das kommende Jahr mit einer Schweinefleischerzeugung von 12,58 Mio. t; das wären knapp 2 Prozent mehr als in diesem Jahr. 

Genesus verwies auf die Verluste der europäischen Schweinehalter in den Vorjahren, die nun einen starken Produktionseinbruch zur Folge hätten. Auch in China sei die Schweineproduktion aufgrund der niedrigen Erzeugerpreise in diesem Jahr nicht annähernd kostendeckend, weshalb der Sauenbestand seit Monaten rückläufig sei. Nach Angaben des Pekinger Landwirtschaftsministeriums gab es Ende Oktober 41,2 Mio. Sauen in der Volksrepublik; das waren fast 1,7 Mio. Tiere weniger als zwölf Monate zuvor. von AgE

Schweine nehmen zu

Laut Österreichischer Schweinebörse floss das spürbar gestiegene Angebot an schlacht-
reifen Schweinen reibungslos und zeitnah ab. Trotzdem stieg das Schlachtgewicht auf den
Jahreshöchstwert von 99,5 kg, weil die Schweine in den Maststallungen überdurchschnitt-
lich gut zunahmen. Erster Schneefall in den alpinen Gebieten motivierte die dortige Hotel-
lerie und Gastronomie zur Lebensmittelbevorratung für die Anfang Dezember beginnende
Schisaison. Vor allem kleine und mittlere Fleischbetriebe in den westlichen Bundesländern
deckten die dadurch erhöhte Nachfrage.

Auf dem heimischen Ferkelmarkt traf eine stetig wachsende Nachfrage auf ein stagnie-
rendes Angebot. In der Vermittlung nahmen die Wartezeiten beim Ferkelbezug deutlich
zu. Die Notierung steigt in der 47. Kalenderwoche um 10 Cent auf EUR 3,60 je kg.
Europaweit zeigte der Trend in Richtung Ferkelknappheit. Vorerst war eine Belebung der
Nachfrage dafür verantwortlich, zudem wird demnächst ein saisonaler Angebotsrückgang
erwartet. Die Notierungen wurden mehrheitlich angehoben.

Der EU-Schweinemarkt näherte sich ausgeglichenen Verhältnissen an. Aufgrund der Vor-
bereitungen für die Feiertage zum Jahresende hat die Fleischnachfrage Schwung aufge-
nommen und der Schweine-Bedarf der Schlachtunternehmen ist gestiegen. Somit sta-
bilisierten sich auch die zuletzt noch rückläufigen Preise in Frankreich und Spanien. Die
Notierungen Dänemarks und Belgiens wurden sogar angehoben.
In Deutschland läuft die Vermarktung des regional leicht sinkenden Lebendangebotes pro-
blemlos und zügig. Aktuell gibt es weder Überhänge noch Engpässe. Das Interesse an
Schweinefleisch hat über alle Absatzkanäle hinweg zugenommen. Neben Verarbeitungs-
betrieben, Einzelhandel und Gastronomie sorgen nun auch Weihnachtsmärkte für Impul-
se.

Wir Bauern können aufatmen: EU-Abgeordnete kippen Pflanzenschutzverbot

Riesen-Überraschung im EU-Parlament: Die Abgeordneten stimmen gegen die Verringerung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes.

Bayerns Bauern müssen bis auf weiteres keine Vorgaben der EU-Kommission zur Verringerung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes befürchten.  Das EU-Parlament hat am Mittwoch (22.11.) zur Überraschung vieler EU-Abgeordneter und Beobachter mehrheitlich den EU-Gesetzesentwurf zum nachhaltigen Pflanzenschutzmitteleinsatzes (SUR) und die Vorschläge des Umweltausschusses abgelehnt. 299 Abgeordnete waren dagegen, 207 dafür , 121 enthielten sich.

Dabei stimmten vor allem grüne, sozialdemokratische und linke Abgeordnete und der ganz rechte Flügel gegen den Bericht der grünen SUR-Berichtserstatterin Sarah Wiener gestimmt, während der Mehrheit der EVP- und Renew Europe Abgeordneten am Ende dafür stimmten.  

Im Vorfeld der Abstimmung waren Abgeordnete der EVP und Renew Europe davon ausgegangen, das der EU-Gesetzesentwurf mit knapper Mehrheit akzeptiert werden könnte, aber mit etlichen Lockerungen. 

Mit der Ablehnung des Parlaments finden nun keine Trilogverhandlungen statt. Es bleibt der EU-Kommission nach der EU-Wahl vorbehalten, einen neuen Gesetzesentwurf vorzulegen. Das dürfte vor Ende 2024 kaum erfolgen, so die Einschätzung gut informierte Kreise.

Auch lehnten die Parlamentarier die Rücküberweisung in den EU-Umweltausschuss zur Nachverhandlung ab. Den Antrag hatte die grüne EU-Abgeordnete Sarah Wiener, SUR-Berichterstatterin, kurzfristig eingereicht, nachdem die Ablehnung fix war. „Es ist ein schwarzer Tag für die Umwelt und Europas Landwirte, die weiter von der Agrochemie abhängig bleiben“, rief Wiener frustriert im Parlament.  

Sarah Wiener bezeichnete im Nachgang die Ablehnung der SUR als eine „herbe Enttäuschung“.  Der „sehr gute“ Kompromiss und die „sehr solide“ Mehrheit im Umweltausschuss  habe die „enorme Lobbyisierung der Agrochemie, Landwirtschaftsverbände und der wenigen rechten Agrarier unterlaufen, boykottiert und verstümmelt“. „Die Pestizid-Industrie hat mir gesagt, dass sie die Änderungsanträge für die EVP geschrieben hat“, so Wiener.  

Am Ende seien die Grünen für ein derartiges „Greenwashing nicht zu haben gewesen. Gleichzeitig räumte sie ein, bei ihrem Antrag auf Rücküberweisung in den Umweltausschuss „naiv“ gewesen zu sein. So hatte sie nicht erwartet, dass der Antrag an einer Mehrheit aus EVP, Sozialisten und Rechten scheitern würde. So stimmten 324 Abgeordnete gegen weitere Verhandlungen, 292 waren dafür bei nur 10 Enthaltungen.

Der österreichische EU-Abgeordnete Alexander Bernhuber (EVP) sieht als Grund für Scheitern eines Kompromisses in den „teilweise absurden Vorstellungen und der ideologie-getriebenen Verhandlungsführung der grünen Berichterstatterin Sarah Wiener“. Angesichts der aktuellen Krisen die europäische Lebensmittelproduktion durch realitätsfremde Vorgaben und Bürokratie zu gefährden, hält Bernhuber für verantwortungslos. „Die Kommission ist nun gefordert, den von Beginn an praxisfernen Vorschlag zurückzuziehen,“ fordert er. von Josef Koch

Statt Glyphosat: Ersetzt ein Zucker künftig das Totalherbizid?

Lässt sich der Zucker eines Bakteriums so formulieren, dass er Glyphosat nachhaltig ersetzt? Erste Versuche stimmen Forscher optimistisch. Einzig die Formulierung ist noch schwierig.

Bei zunehmenden Beschränkungen für chemische Präparate wächst der Bedarf an natürlichen Wirkstoffen. Das zeigt das Beispiel Glyphosat. Das Totalherbizid ist aktuell global und in Deutschland das am meisten verwendete Herbizid. Gesucht werden ökologisch verträgliche Alternativen. Ein möglicher Kandidat ist 7dSH.

7dSh heißt Desoxy-Sedoheptulose und ist ein natürlicher Zucker, der vom Bakterium Synechococcus elongatus erzeugt wird. Bisher zeigt er keine ökotoxikologischen Nebenwirkungen, hemmt aber ein Schlüsselenzym, analog zu Glyphosat.

Erste Studien zur Wirksamkeit sind vielversprechend, so die Forscher auf der 63. Deutschen Pflanzenschutztagung Ende September 2023 am Julius Kühn-Institut (JKI) mit dem Motto: „Pflanzenschutz morgen – Transformation durch Wissenschaft“. Die Wissenschaftler zeigen, dass sich 7dSh im Labor als Auflaufherbizid nutzen lässt.

Das berichten Celina Beermann, Desiree Jakobs-Schönwandt und Anant Patel von der Fachhochschule Bielefeld vom Institut für Angewandte Materialforschung, Arbeitsgemeinschaft Fermentation und Formulierung von Zellen und Wirkstoffen, sowie Marvin Braun und Klaus Harter von der Universität Tübingen, Zentrum für Molekularbiologie der Pflanzen.

Bislang konnten sie aber noch keine wirksame Formulierung für 7dSh entwickeln. Unformuliert ist das kleine wasserliebende Molekül im Boden sehr mobil und kurzlebig. Die Wissenschaftler wollen nun ein Granulat entwickeln oder eine sprühfähige Formulierung.

Eine Herausforderung für die Formulierung ist es, den Zucker über die Zeit gesteuert freizusetzen, so dass die Konzentration im Boden über einem Schwellenwert liegt und auch wirkt. Erste biologisch abbaubare Kapseln aus Polyestern versprechen dabei Erfolg. Weitere Materialien und Verkapselungsmethoden für den Zucker werden ebenso erforscht wie eine Sprühanwendung.

Auch Bayer Crop Science entwickelt einen Nachfolger für Glyphosat. „Nur dass es damit noch ein bisschen länger dauern wird, als der Koalitionsvertrag erlaubt“, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAC). 

Das neue Herbizid aus dem Labor wird zurzeit in Feldversuchen getestet. „Demnächst soll der erste Zulassungsantrag gestellt werden“, so Frank Terhorst, Leiter der Sparte Strategie und Nachhaltigkeit und Mitglied im Exekutivkommittee der Division Pflanzenschutz. 2028 könnte es am Markt sein.

Ebenfalls ein neues Unkrautbekämpfungsmittel mit einem vollkommen neuen Wirkmechanismus seit rund 30 Jahren will BASF auf den Markt bringen. Der Wirkstoff Cinmethylin im Herbizid Luximo ist in England bereits auf den Markt und auch für Deutschland beantragt. von Karl Bockholt

Italien gib Gas und verbietet Laborfleisch und irreführende Namen für Fleischersatzprodukte

Italien verbietet Herstellung, Vermarktung und Verwendung von kultiviertem Fleisch. Auch täuschende Begriffe wie vegane Salami oder pflanzenbasiertes Steak für Ersatzprodukte sind verboten.

Die italienische Abgeordnetenkammer hat am Donnerstag ein Gesetz verabschiedet, das die Herstellung und Vermarktung von kultivierten Feisch und die Verwendung verbietet.

Parallel greift die Maßnahme auch in die Kennzeichnung von Produkten auf pflanzlicher Basis ein und verbietet die Verwendung von alltagsnahen Begriffen wie vegane Salami oder pflanzenbasiertes Steak für pflanzliche Optionen. Italien ist gegenwärtig der drittgrößte Markt für pflanzliche Alternativprodukte in Europa mit einem Umsatz von mehr als 600 Mio. € im Jahr 2022, informiert der gemeinnützige Think Tank “The Good Food Institute Europe (GFI)”.

Die italienische Regierung hat angekündigt, das Gesetz mit beiden Maßnahmen nun der vorgeschriebenen EU-Prüfung zu unterziehen, bei der Mitgliedstaaten ihre Bedenken hinsichtlich einer möglichen Verletzung des EU-Binnenmarktes äußern können.

Eine Umfrage in Italien hat ergeben, dass 55 % Interesse am Kauf von kultiviertem Fleisch haben, während 75 % der Meinung sind, dass der Verbrauch von Fleisch aus der Tierhaltung reduziert werden muss.

GFI Europe warnt davor, dass der politische Beschluss zu einem Rückgang der Investitionen in Italien führt, italienische Forscher ins Ausland abwandern lässt und den Kampf gegen den Klimawandel zurückwirft, während andere europäische Länder – vor allem die Niederlande und Großbritannien, aber auch Deutschland – in diesen Sektor investieren.

Ivo Rzegotta, Senior Public Affairs Manager beim Good Food Institute Europe: „Dieses Gesetz nimmt den Verbrauchern nicht nur die Wahlfreiheit, sondern isoliert Italien auch von weiteren Investitionen und von zukunftsfesten Arbeitsplätzen in diesem wachsenden Bereich. Die Debatte über kultiviertes Fleisch in Italien wurde durch Fehlinformationen angeheizt, da bei den Anhörungen im Senat absichtlich Unternehmen und Befürworter von kultiviertem Fleisch ausgeschlossen wurden, während erklärten Gegnern von kultiviertem Fleisch viel Raum für unzutreffende Behauptungen gelassen wurden.”

Laut Rzegotta widerspricht das Verbot klar den Regeln des EU-Binnenmarktes, und nun von der Möglichkeit Gebrauch machen, entsprechende Einwände bei der EU-Kommission vorzutragen.

Bei uns in Österreich: Der Dschungel bei Eigenmarken wächst

Österreichs Agrarministerium legt den vierten Ernährungsbericht vor. Hohe Energiekosten belasten Bauern und Hersteller. Die Versorgung ist aber sicher.

Keine Gefahr sieht Bundesagrarminister Norbert Totschnig (ÖVP) für Ernährungssicherheit. „Die Lebensmittelversorgungssicherheit ist auch weiterhin uneingeschränkt sichergestellt“, stellt er bei Vorlage des vierten Berichts zur nationalen Lebensmittelversorgungssicherheit fest.

Aktuell sei die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln mit der vollen Produktpalette und Vielfalt sichergestellt. Die Lebensmittelproduktion und der Lebensmittelhandel in Österreich funktioniert laut Bericht ohne Störungen. Die hohen Energiekosten, die damit verbundenen Steigerungen der Produktions- und Inputkosten und vor allem die Inflation belasten aber nach wie die gesamte Wertschöpfungskette.

Für eine gesicherte Lebensmittelversorgungslage ist nicht nur die Verfügbarkeit der produzierten Lebensmittel wichtig, sondern auch die Versorgung entlang der gesamten Wertschöpfungskette, wie etwa die Versorgung mit ausreichend Energie, Futter- und Düngemitteln. „Nach turbulenten Zeiten aufgrund von hohen Energiepreisen und Lieferengpässen ist hier wieder mehr Ruhe und Stabilität eingekehrt“, versichert Totschnig.

Allerdings wird sich die Rentabilität im Ackerbau im laufenden Wirtschaftsjahr verschlechtern. Die aktuellen Düngerpreise sind für Landwirte zwar im Vergleich zum September des Vorjahres deutlich gesunken. Kalkammonsalpeter ist um 52,5 % günstiger, Diammonphosphat (18/46/0) um 39,31 % und Harnstoff (46 % N) um 42,7 %. Die Landwirte hatten sich rechtzeitig mit Düngemitteln für 2023 eingedeckt, aber zu hohen Preisen von 2022. Bei aktuell stark gesunkenen Getreidepreisen verschlechtern sich laut Bericht dadurch der Kostendeckungsgrad und Erlösmöglichkeiten für den heimischen Ackerbau.

Für eine gesicherte Lebensmittelversorgungslage ist nicht nur die Verfügbarkeit der produzierten Lebensmittel wichtig, sondern auch die Versorgung entlang der gesamten Wertschöpfungskette, wie etwa die Versorgung mit ausreichend Energie, Futter- und Düngemitteln. „Nach turbulenten Zeiten aufgrund von hohen Energiepreisen und Lieferengpässen ist hier wieder mehr Ruhe und Stabilität eingekehrt“, versichert Totschnig.

Allerdings wird sich die Rentabilität im Ackerbau im laufenden Wirtschaftsjahr verschlechtern. Die aktuellen Düngerpreise sind für Landwirte zwar im Vergleich zum September des Vorjahres deutlich gesunken. Kalkammonsalpeter ist um 52,5 % günstiger, Diammonphosphat (18/46/0) um 39,31 % und Harnstoff (46 % N) um 42,7 %. Die Landwirte hatten sich rechtzeitig mit Düngemitteln für 2023 eingedeckt, aber zu hohen Preisen von 2022. Bei aktuell stark gesunkenen Getreidepreisen verschlechtern sich laut Bericht dadurch der Kostendeckungsgrad und Erlösmöglichkeiten für den heimischen Ackerbau.

Die Versorgung mit tierischen Produkten ist nach Angaben des Berichts aufgrund des hohen Selbstversorgungsgrades ebenfalls gesichert. Die Konsumentinnen und Konsumenten halten nach wie vor Bio- und Qualitäts-Produkten die Treue. „Aber wir sehen auch hier eine gewisse Zurückhaltung beim Einkauf von höherpreisigem Fleisch“, gibt Totschnig zu bedenken.

Der Selbstversorgungsgrad in Österreich liege deutlich über oder nahe an 100 Prozent. Allerdings gibt zwischen einzelnen Bereichen große Schwankungen. Während bei Trinkmilch die Selbstversorgung 178 % beträgt, liegt sie bei Gemüse aber nur bei 57 % oder bei Obst bei 41%.

„Unser aller Ziel muss sein, dass unsere bäuerlichen Familienbetriebe weiter produzieren und so die Lebensmittelversorgung gewährleisten können. Denn eine Verknappung beim Angebot würde sich wiederum auf die Lebensmittelpreise auswirken. Genau deshalb war es notwendig, dass wir das Impulsprogramm für die Landwirtschaft auf den Weg gebracht haben“, betont Totschnig.

Viele Lebensmittelhersteller haben nach wie vor die stark gestiegenen Energie-, Verpackungs- und Rohstoffkosten zu bewältigen. Die Preissituation entspannt sich nur langsam. Auch eine schnelle Energiewende ist in vielen Molkereien, Bäckereien oder Schlacht- und Zerlegebetrieben nicht möglich, weil Gas in weiten Bereichen der Lebensmittelherstellung zum Einsatz kommt. Die hohen Energiepreise und Rohstoffkosten könnten die Hersteller nicht vollumfänglich auf ihre Verkaufspreise umlegen, so der Bericht. Fazit: Insgesamt belasten die Energiekosten die Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit vieler Betriebe stark. Für einige Betriebe sind dadurch die Grenzen der Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit bald erreicht.

Die Gesamtinflation Österreichs ist im Oktober 2023 laut der Schnellschätzung der Statistik Austria auf 5,4 % gesunken. Das geht vor allem auf sinkende Preise für Nahrungsmittel und Möbel zurück. In Zeiten der Teuerung stehen Aktionen beim Einkaufsverhalten der Haushalte im Vordergrund. Die Einkaufsmengen gingen im 1. Halbjahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 3,5 % zurück. Sie liegen damit sogar leicht unter dem Niveau vor Beginn der Pandemie. „Wir sehen, dass die Absätze an Qualitätslebensmittel sinken und der Dschungel an Handels-Eigenmarken wächst. Wenn wir auch in Zukunft gut durch Krisen kommen wollen, müssen wir den Absatz regionaler Lebensmittel erhöhen“, so Totschnig. Laut Bericht kaufen Konsumentinnen und Konsumenten teuerungsbedingt vermehrt bei Diskontern und Supermärkten anstelle von Direktvermarktern oder dem Fachhandel ein.

Karlsruhe beerdigt Tierwohlträumerei in Deutschland und Östereich ?

Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts stehen dem Klima- und Transformationsfonds nun 60 Mrd. € weniger zur Verfügung. Das hat auch Auswirkungen auf die Schweinehaltung.

Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe hat der Ampelkoalition Mitte November eine herbe finanzpolitische Niederlage zugefügt. Die ursprünglich für die Bekämpfung der Corona-Folgen vorgesehenen 60 Mrd. € hätten nicht in den Klima- und Transformationsfonds verschoben werden dürfen, lautet das Urteil der Verfassungsschützer. Damit fehlt dem Bund nun ein dicker Batzen Geld, und in den kommenden Jahren drohen gewaltige Haushaltslöcher.

Das Urteil der Karlsruher Richter wird Auswirkungen auf die ­Schweinehaltung in Deutschland haben. Stand die staatliche Finanzierung des Umbaus der Tierhaltung bislang ohnehin auf wackligen Füßen, dürfte künftig gar kein frisches Geld mehr für Außenklimaställe oder andere Tierwohlträumereien vom Staat zu erwarten sein. Realistisch betrachtet wird es jetzt außer der bisher zugesicherten 1 Mrd. € verteilt auf vier Jahre kein weiteres Haushaltsgeld für den Umbau der Tierhaltung mehr geben.

Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts hat aber auch etwas Gutes: Die Richterinnen und Richter haben deutschen Schweinehaltern im Gegensatz zur Politik endlich eine Perspektive aufgezeigt. Die heißt: Deutlich höhere Tierwohlstandards rechnen sich nur für Veredler, die die höheren Kosten in der Wertschöpfungskette zurückverdienen können. Wer kein passendes Vermarktungskonzept hat, sollte die Finger davon lassen und bis auf Weiteres nach gesetzlichem Mindeststandard Schweinefleisch produzieren.

Eine Alternative kann allenfalls die Haltung nach ITW-Standard sein, weil sich die Branche hier auf ein Finanzierungsmodell über Bonuszahlungen geeinigt hat. Dieses Modell bietet Zukunftschancen, auch wenn der Bonus künftig frei zwischen den Marktpartnern ausgehandelt werden muss.

Ob die Tage höherer Tierwohlstandards in Deutschland endgültig gezählt sind, hängt in Zukunft sehr stark vom Lebensmitteleinzelhandel ab. Die Unternehmenspolitik der Händler entscheidet darüber, was künftig im Regal liegt und was der Schweinehalter produziert. Passt der Preisaufschlag für den Bauern, hat Tierwohlware eine Chance. Passt der Zuschlag nicht, war mehr Tierwohl in deutschen Ställen bloß ein schöner Traum, und damit wir in Österreich auch.

Fleischproduktion auf niedrigstem Stand seit 15 Jahren in Deutschland

Vor allem für Schweinehalter sind das schlechte Nachrichten: Nach vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes produzierte Deutschland in den ersten drei Quartalen 2023 5,01 Mio. Tonnen Fleisch. Dabei sind Hausschlachtungen einberechnet. Das waren rund 259.000 Tonnen oder 4,9 Prozent weniger als von Januar bis September 2022. Damit setzt sich der Trend fort – die Fleischproduktion schrumpft und schrumpft und schrumpft.

Bereits im vergangenen Jahr gab es ein Minus von 8,1 Prozent. Damit zeigt die Kurve seit 2016 stetig nach unten, so dass die Fleischproduktion Ende des Jahres wohl auf dem Niveau von vor 15 Jahren angelangt ist. Dabei trifft es nicht alle Erzeuger gleichermaßen. Weiterhin bleibt hierzulande Schweinefleisch mit einem Anteil von 61,9 Prozent das wichtigste Fleisch. Geflügelfleisch hat einen Anteil von 23,3 Prozent und Rindfleisch mit 14,4 Prozent.

Auch wenn Schweinefleisch immer noch das wichtigste Fleisch in Deutschland ist; hier zeigt sich der Strukturwandel in der Produktion sehr deutlich. Bereits von 2017 bis 2022 war die Zahl Tiere um mehr als 11 Millionen Stück gesunken. Dieses Jahr ging das Angebot an Schlachtschweinen gegenüber 2022 noch einmal um 2,83 Millionen Tiere oder 8,0 Prozent auf 32,56 Millionen Tiere zurück. Zwar zerlegten Schlachter in den ersten neun Monaten 2023 mit 1,13 Millionen 219.000 mehr Schweine aus dem Ausland. Aber das war nicht genug, um den Rückgang von 3,05 Millionen Tieren aus heimischen Ställen auszugleichen. Insgesamt sank die Schweinefleischerzeugung gegenüber den ersten drei Quartalen 2022 um 266.200 Tonnen oder 7,9 Prozent. Sie umfasste nur mehr 3,10 Mio. Tonnen.

Bei anderen Fleischarten ergibt sich ein nicht ganz so negatives Bild. Zwar ist auch die Erzeugung von Schaf- und Lammfleisch geschrumpft. So lag sie bei 16.510 Tonnen und fiel damit um 5,9 Prozent geringer als im Vorjahr aus. Aber das Volumen ist insgesamt nicht so groß. Besser ist es im Geflügel. Der Negativtrend der beiden Vorjahre scheint gestoppt. Die Fleischmenge wuchs im Vergleich zu 2022 um 0,6 Prozent auf knapp 1,17 Mio. Tonnen.

Nicht so schlecht sah es auch bei Rindfleisch aus. So produzierten die Betriebe bislang in 2023 722.740 Tonnen Rindfleisch. Immerhin 0,1 Prozent mehr als in der Vorjahresperiode. Der leichte Zuwachs ergab sich daraus, dass angelieferte Tiere schwerer waren. Das Schlachtaufkommen hingegen war insgesamt um 0,7 Prozent geringer.

Gestiegenes Schweineangebot vollständig vermarktet

Laut Österreichischer Schweinebörse wurde das gestiegene Angebot vollständig vom
Markt abgesaugt. Nach zwei Feiertagswochen war ein Aufholbedarf bei Lagerhaltung und
Fleischverarbeitung spürbar. Das Kaufinteresse wuchs zudem, weil es in absehbarer Zeit
wohl keine billigeren Schweine geben dürfte. Auch im Frischfleischsektor floss die Ware
flotter ab als noch im Sommer mit allzeithohen Schweinepreisen. Nunmehr günstigere
Verbraucherpreise dürften auch den Appetit auf Schweinefleisch stimuliert haben.

In allen Regionen mussten die heimischen Mästerinnen und Mäster mit Wartezeiten im
Ferkelbezug rechnen. Bei einem bestenfalls stagnierenden Angebot dürfte die Nachfrage
in nächster Zeit weiter zulegen. Die Notierung bleibt in der 46. Kalenderwoche noch un-
verändert bei EUR 3,50 je kg.
Europaweit setzte sich die Belebung der Ferkelnachfrage fort. Auf den regionalen Märkten
wurde die Versorgungslage zusehends knapper. Die meisten Notierungen tendierten seit-
wärts bis leicht steigend

Auf dem EU-Schweinemarkt nahm das Angebot der Jahreszeit entsprechend weiter zu.
Günstige Temperaturen und frisches Futter beschleunigen das Wachstum der Tiere im
Herbst. Gleichzeitig belebten sich aber auch die Fleischgeschäfte. Für die Vorbereitungen
auf Weihnachten hatte die Branche hohen Bedarf. Somit herrschten in vielen Mitglieds-
ländern weitgehend ausgeglichene Verhältnisse mit konstanten Notierungen. In Spanien
und Frankreich konnte der Abwärtstrend noch nicht gestoppt werden. Neben dem steigen-
den Angebot wurde die mangelnde Konkurrenzfähigkeit der spanischen Preise im inter-
nationalen Fleischhandel als weiterer Grund genannt. In Frankreich kamen wegen un-
wetterbedingten Logistikproblemen weniger Schweine zur Schlachtung.
In Deutschland passt das Schweineangebot sehr gut zur wachsenden Nachfrage. Der
Fleischhandel profitiert von der Produktion für die Feiertage, aber auch von Werbeaktio-
nen des Lebensmitteleinzelhandels.

Fleischimitate ethisch als auch ökologisch bedenklich und Gefahr im Verzug

In der Schweiz wurde der erste Antrag auf Zulassung von künstlich erzeugten Fleischimitaten gestellt. Deshalb haben jetzt österreichische und schweizer Interessenvertreter ein Positionspapier zu Fleischimitaten erstellt.

Von Großkonzernen werden künstlich erzeugte Fleischimitate als Zukunftslösung für Ernährungssicherheit, Klimaschutz und Tierwohl gesehen. Der Verein Wirtschaften am Land ist diesen Versprechen auf den Grund gegangen und hat mit aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen ein Positionspapier aus Sicht der österreichischen Landwirtschaft erstellt, das der Obmann des Vereins „Wirtschaften am Land“ Josef Plank, der Obmann des Agrar-Ausschusses im Österreichischen Parlament Georg Strasser, und der Direktor des Schweizer Bauernverbandes Martin Rufer vorstellten.

Wir müssen besser, ökologischer und effizienter in der Produktion werden, dürfen dabei aber den Blick auf das Ganze nicht verlieren. Forschung und Entwicklung bleiben enorm wichtig. Die Herstellung künstlicher Fleischimitate wirft sowohl ethische als auch ökologische und soziale Fragen auf“, betont Plank. Ein Dilemma ist dabei die Herstellung, erklärt Plank: „Für eine effiziente Produktion braucht es ‚fötales Kälberserum‘, also Blut, das Kälber-Föten entnommen wird, wobei Mutterkuh und Kalb sterben. Die Versprechen können aus tierethischer Sicht nicht gehalten werden.“

Zudem müssen bei Fleischimitaten natürliche Funktionen wichtiger Organe durch externe Energiequellen kompensiert werden. „Dadurch werden bis zu 25-mal mehr CO2-Äquivalente freigesetzt als bei natürlich hergestelltem Fleisch“, führt Plank aus. Das Argument, dass künstlich erzeugte Fleischimitate weniger CO2 verursachen als natürliches Fleisch, ist kaum haltbar.

„Im Angesicht dieser Herausforderungen hinterfragen wir die Versprechen der wenigen Großinvestoren und Konzerne, in deren Hände die Produktion von künstlich erzeugten Fleischimitaten liegen. Hier geht es um Arbeitsplätze und Wertschöpfung im ländlichen Raum, die wegzufallen drohen. Wir fordern auf, jene Ressourcen zu nutzen, die uns zur Verfügung stehen“, so Plank abschließend.

„Im Sinne der Transparenz gegenüber den Konsumenten muss klar gesagt werden, was Fleischimitate aus dem Labor sind: Es sind künstlich und industriell, im Labor hergestellte Produkte. Damit stehen die Produkte im völligen Wiederspruch zur Ausrichtung der Landwirtschaft in den Alpenländern: Diese setzt auf eine naturnahe Produktion und will damit die Konsumentinnen und Konsumenten begeistern“, erklärt Rufer.

In der Schweiz besteht die von der Landwirtschaft bewirtschaftete Fläche zu 70 % aus Grasland. Nur Dank den Wiederkäuern – insbesondere den Rindern – können wir dieses Land für die Humanernährung nutzen und gleichzeitig eine attraktive Kulturlandschaft schaffen. Dieser Aspekt gilt es in der Debatte um Fleischimitate aus dem Labor zu berücksichtigen“, führt Rufer aus.

„Wir fordern einen faktenbasierten Dialog mit der Gesellschaft und wehren uns gegen die Gleichstellung der natürlichen Produkte unserer Bauern mit künstlich erzeugten Nahrungsmitteln“ betont Strasser. Konsumenten müssen erkennen können, was sie kaufen: „Wir setzen uns für eine klare Kennzeichnung von Fleischimitaten in Europa ein. Es braucht wissenschaftsbasierte Antworten welche Auswirkungen Fleischimitate auf die landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten, unsere Kulturlandschaft sowie Klima und Umwelt haben. Den unreflektierten Feldzug gegen das Naturprodukt Fleisch lehnen wir ab “, so Strasser. von Torsten Altmann

Herkunftskennzeichnung in der Gastronomie: Ohne uns Bauern nicht denkbar

Mit 1. September 2023 wird bundesweit eine gesetzlich vorgeschriebene Kennzeichnung der Herkunft von Milch, Fleisch und Eiern in Gemeinschaftsverpflegungseinrichtungen umgesetzt. Mit „Gut zu wissen“ wird den Konsumenten höchste Transparenz gegeben. Die Herkunftskennzeichnungspflicht sei ein wichtiger erster Schritt in Richtung mehr Transparenz und ein Sichtbarmachen der Leistungen unserer Landwirtschaft, sah sich Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig in seiner mehrfach dargelegten Forderung bestätigt. Grundsätzlich hat die Auslobung, aus welchem Land oder welcher Region die Produkte stammen, in einer deutlich lesbaren und gut sichtbaren Form zu erfolgen und ist in der Praxis nicht schwierig durchzuführen.

Jedoch ist noch nicht allen Wirten bewusst, dass auch Gasthäuser nachweislich und durchgehend belegen müssen, dass Milch, Fleisch und Eier aus Österreich stammen, wenn mit der Herkunft „Österreich“ auf der Speisekarte geworben wird.

In erster Linie soll damit die Kaufentscheidung für Verbraucher erleichtert werden. Nur wenn der Kunde erkennen kann, wo das Essen herstammt, hat er die Wahl, seine Konsumation nachhaltiger zu gestalten. Der bewusste Kauf von regionalen Erzeugnissen ist nicht nur für die landwirtschaftlichen Erzeuger ein großer Vorteil, sondern hat auch zahlreiche positive Nebeneffekte für die Gesellschaft. Produktion und Konsum regionaler Lebensmittel erhöht die Ernährungssouveränität und sichert die lokale Wertschöpfung ab. Auch lange Transportwege und Emissionen werden verringert und schließlich können auch zahlreiche Arbeitsplätze im vor- und nachgelagerten Sektor abgesichert werden. Bei anonymen Waren ist meistens nicht nachzuvollziehen, an welchem Ort und unter welchen sozialen, ökologischen oder wirtschaftlichen Rahmenbedingungen diese hergestellt wurden.

Nicht zuletzt als beliebtes Tourismusland verfügt die Alpenrepublik über großartige Nationalgerichte, die weit über die Grenzen hinaus geschätzt werden. Wirtshäuser, egal ob am Land oder in der Stadt gehen beim Kochen keine Kompromisse ein und punkten mit erstklassiger Küche aus möglichst regionalen Zutaten.Bundesweit gehen viele weitere Kantinen mit gutem Beispiel voran: Rund eintausend Standorte haben sich inzwischen mit der freiwilligen Herkunftskennzeichnung „Gut zu wissen“ der Landwirtschaftskammer (LKÖ) seit 2018 zertifizieren lassen. An diesen Standorten werden derzeit in Summe 78,4 Millionen Essensportionen pro Jahr ausgegeben. Das sind insgesamt rund 15 bis 20 % aller Portionen, die in der Gemeinschaftsverpflegung verabreicht werden. Damit erfüllen diese Betriebe automatisch alle Anforderungen und Vorgaben für die Richtline „Transparente Herkunft in der Gemeinschaftsverpflegung“.

Wer an diesem Kooperationsprojekt teilnimmt, darf die Marke „Gut zu wissen“ zur Kennzeichnung der Speisen verwenden, kann sich klar am Markt positionieren und profitiert vom positiven „Made in Austria“-Image. Die Teilnehmer erhalten von „Gut zu wissen“ diverses Informationsmaterial und können eine Beratung in Anspruch nehmen, beispielsweise über Bezugsmöglichkeiten der Rohstoffe. Die LKÖ ist die Lizenzinhaberin der Wortbildmarke mit rot-weiß-roter und transparenter Lupe. Die AMA-Marketing prüft die Einhaltung der Anforderungen in der Richtlinie, die ein dreistufiges Kontrollsystem vorsieht. Die Einhaltung der Richtlinie wird zumindest einmal jährlich von einer unabhängigen Kontrollstelle überprüft. 

Die Ergebnisse werden digital in der Zertifizierungs-Datenbank der AMA-Marketing erfasst. Als Partnerbetrieb hat sich auch das Seniorenhaus Saalfelden in Salzburg zur Verfügung gestellt. „Wir haben nicht viel geändert, weil wir es immer schon so gehandhabt haben. Wir kaufen bei den Bauern und viel regional ein, davon profitiert auch die lokale Wirtschaft“, so die Leiterin Eva Fuchslechner.

Wie Küchenchefs in öffentlichen Küchen bei der Rohstoff-Beschaffung mit einer rechtlichen Toolbox geholfen werden kann, zeigt der digitale Marktplatz „ja zu nah“, der auch Bauern neue Absatzwege erschließt. Auch wenn der öffentliche Dienst als Vorbild vorangehen möchte, müssen Großabnehmer von Landeseinrichtungen, im Unterschied zu privaten Haushalten, Beschaffungsvorgänge nach den Bestimmungen des Bundesvergabegesetzes abwickeln. Durch die entsprechende Gestaltung von Eignungs- und Zuschlagskriterien kann aber ein bedeutender Einfluss auf die Vergabe von Lieferaufträgen für Großküchen genommen werden. Die Verantwortung dafür trägt die Zentralverwaltung, aber auch der Küchenchef vor Ort.

Dänische Schweinehalter wollen Musterschüler in Bereich Tierwohl und Klimaschutz werden

Um die THG-Ziele zu erfüllen, müssen dänische Landwirte bis 2030 7,4 Mio. t CO₂-Äquivalente einsparen. Beim Tierwohl stehen Bewegungsfreiheit und Langschwanzhaltung beim Schwein im Vordergrund.

Weltweit steht die Landwirtschaft vor riesigen Herausforderungen: Einerseits muss sie produktiver werden, um die global immer weiter wachsende Bevölkerung mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Andererseits nimmt sie beim Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit eine Schlüsselrolle ein.

Welchen Beitrag die dänischen Agrarwirtschaft leisten will, hat der dänische Fachverband für Land- und Ernährungswirtschaft auf einer mehrtägigen Pressereise erläutert. Neben den die aktuellen Entwicklungen zu den Themenfeldern Klimaschutz und Nachhaltigkeit wurde auch über Zukunftsperspektiven beim Tierwohl diskutiert.

In Bezug auf die nationalen Reduktionziele der Treibhausgasemissionen (THG) muss die dänische Agrar- und Forstwirtschaft ihren Ausstoß an klimaschädlichen Gasen die THG-Emissionen bis zum Jahr 2030 um 55 bis 65 % gegenüber 1990 reduzieren. Das bedeutet, dass der Sektor 7,4 Mio. t CO2-Äquivalenten (CO2-e) einsparen muss. Dazu hat der Fachverband einen Plan entwickelt, wie diese Ziele eingehalten werden sollen.

Zu der Maßnahme mit dem größten Einsparpotenzial gehört die Wiedervernässung von 100.000 ha flachem Torfboden. Das jährliche Reduktionspotenzial soll zwischen 1,99 bis 2,58 Mio. t CO2-e liegen. Auch die Schweinehalter müssen ihren Anteil beitragen. Die Reduktionsmaßnahmen in der Schweinehaltung betreffen unter anderem das Güllemanagement. So sollen jährlich bis zu 0,105 Mio. t CO2-e eingespart werden, wenn der Güllekeller regelmäßig entleert wird, die Gülle angesäuert oder gekühlt wird.

Wie die dänischen Experten berichteten, will man bis zum Jahr 2050 Lebensmittel klimaneutral produzieren. Ein Baustein soll die Güllevergärung in Biogasanlagen sein. Bis zum Jahr 2030 soll 60 % der dänischen Schweinegülle in entsprechenden Anlagen vergärt werden. Im Jahr 2020 waren es rund 20 %.

Im Bereich des Tierwohls setzen die Dänen in Zukunft verstärkt auf die Bewegungsfreiheit der Sauen. Ab 2035 müssen die Sauen nach dem Absetzen in der Gruppe gehalten werden und dürfen um die Besamungsphase nur noch bis zu drei Tagen im Kastenstand fixiert werden. Für Neubauten gilt diese Regelung schon seit 2015.

Die Vorgaben sollen aber nur ein Zwischenschritt sein. Ab 2050 sollen die Sauen sich in allen Haltungsabschnitten frei bewegen können und alle Schweine sollen mit einem Langschwanz gehalten werden, wie Anders Leegaard Riis anmerkt, Leiter des Sekretariats Schwein beim dänischen Fachverband für Agrar- und Ernährungswirtschaft. von Christa Rohlmann

Vegane Ernährung: Wirklich gesund und gut fürs Klima? – Die Fakten und einen guten Sonntagsbraten

Sind vegane Nahrungsmittel gesünder und umweltfreundlicher? Die Debatte darüber ist ein Minenfeld.

Der Grund: Oft werden keine Argumente mehr ausgetauscht und diskutiert sondern es wird quasi „ideologisch“ gestritten. Dabei geht es leider oft gegen die Landwirtschaft  – insbesondere gegen die Tierhaltung – ohne dass man sich überhaupt mit den globalen Problemen der Ernährungssicherung und Landbewirtschaftung befasst.

Das macht es natürlich schwer auf einer sachlichen Ebene zu diskutieren. Trotzdem: Die Frage muss erlaubt sein ob vegane Nahrungsmittel wirklich gesünder und besser fürs Klima sind.

Bei der Aufklärung helfen können dabei natürlich die Wissenschaft und auch bestimmte Fachorganisationen wie etwa die FAO und auch bestimmte Experten – wie etwa die Stiftung Warentest.

Der Vormarsch der veganen Lebensmittel im Einzelhandel ist offenbar nicht zu stoppen. Die jährlichen Zuwachsraten sind zweistellig und viele Hersteller versuchen von dem Boom zu profitieren. So erwirtschaftet die ursprünglich für Wurstprodukte bekannte Fima „Rügenwalder Mühle“ 2020 bereits mehr Umsatz mit veganen und vegetarischen Fleischalternativen als mit klassischen Fleischprodukten.

Dabei stehen die rein pflanzlichen hergestellten Produkte in dem Ruf, ganz besonders gesund zu sein. Zwei Dinge lassen an dieser These Zweifel aufkommen: Zum einen ein Blick auf das Etikett. Die meist hoch verarbeiteten Fleisch-Ersatzerzeugnissen, enthalten neben den pflanzlichen Grundstoffen – meist Soja – nämlich noch sehr viele andere (preiswerte) Zutaten: Dazu gehören Zucker, Salz, Palmöl, Kokosnussöl, Aromen, Dextrose, Gewürze, Verdickungsmittel, Stärke, Essig, Hefe – um nur einige zu nennen.

Hinzu kommt noch eine andere Überraschung: Vergleicht man nämlich den Kaloriengehalt eines Rindfleisch-Burgers mit einem Burger des renommierten Herstellers Beyond Meat, dann hat der vegane Patty mit 269 kcal pro 100 Gramm deutlich mehr Kalorien als das Rindfleischprodukt mit 161 Kcal.

Die Ursachen dafür stehen auf der Verpackung: Das ist unter anderem der mehr als doppelt so hohe Fettgehalt des veganen Burgers und die leicht verdaulichen Kohlenhydrate (Zucker). Beim Eiweiß gibt es hingegen kaum einen Unterschied – und bei den Mineral- und Ballaststoffen sowie bei Cholesterin schneidet das vegane Produkt besser ab.

Fazit dürfte jedoch sein, dass die veganen Produkte aus unterschiedlichen Gründen (Geschmack, Preis) viele Inhaltstoffe enthalten, die eben nicht gesund sind.

Diese Annahme bestätigt in gewisser Weise auch die Stiftung Warentest, die neben veganem Hackfleisch, auch vegane Würstchen und vegane Burger getestet hat. Der letzte Test im März 2021 war der mit veganem Hackfleisch. Dort heißt es: „Vegetarisches und veganes Hackfleisch schmeckt gut und ist gesund – zumindest dann, wenn es nicht mit Mineralöl verunreinigt ist sowie keine umstrittenen Zusatzstoffe oder zu viel Salz enthält.“

In dem Test waren von 20 Fleischersatz-Produkten nur vier empfehlenswert. Von 20 Packungen mit fertig gewürztem Veggie-Hack waren fast alle mit Mineralöl verunreinigt. Viele der hoch verarbeiteten Produkte enthalten zudem umstrittene Zusatzstoffe oder zu viel Salz.

Hinzu kommt: In fast allen Produkten wurden gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH) gefunden. Über diese ist bekannt, dass sie sich vor allem im menschlichen Fettgewebe und der Leber anreichern. In Tierversuchen haben MOSH zu Organschäden geführt. Woher diese Bestandteile kommen? Der Hersteller schrieb an die Stiftung Warentest, dass er als Eintragsquelle Kokosöl identifiziert hat. Andere Erklärungen, wie das Mineralöl in Lebensmitteln landen kann, sind in der Produktion eingesetzte Schmieröle oder aber Übergänge aus Verpackungen aus Recyclingpapier und -pappe.

Ein Grund für vegane Ernährung ist neben ethischen Erwägung auch der Klimaschutz. Marco Springmann von der Oxford University kam bereits 2016 in einer Studie zu dem Schluss: Eine weltweite, vegetarische Ernährung könnte die Treibhausgasemissionen um 63 Prozent senken, eine vegane sogar um 70 Prozent.

Aber das ist natürlich nur Theorie, denn weltweit wächst der Fleischverbrauch kontinuierlich an – vor allem in Asien, aber auch in den USA und in Südamerika. Hinzu kommt: Auch der Bedarf an pflanzlichen Grund-Nahrungsmitteln wird mit weiter wachsender Weltbevölkerung immer größer.

Dabei ist es zudem ein Irrtum zu glauben, dass die weltweiten Weideflächen in Acker zum Anbau von pflanzlichen Produkten einfach umgewandelt werden können. Die Gründe: Zum einen speichert Weideland viel mehr CO2 als Acker. Zum anderen ist das meiste Weideland als Acker gar nicht geeignet und lässt sich in der Regel nur durch Milchkühe bzw. Rinder wirtschaftlich einigermaßen nutzen. Das sichert nicht nur die Einkommen vieler kleiner Landwirte, sondern verbessert auch deren Nahrungsmittelversorgung.

Hinzu kommt noch ein Phänomen: Wissenschaftler der Carnegie Mellon University veröffentlichten 2015 eine Studie darüber, wie viele Klimagase bei der Produktion von pflanzlichen und tierischen Nahrungsmitteln pro Kalorie entstehen. Überraschend war: Kopfsalat und anderes Gemüse schnitt dabei beispielsweise schlechter ab als Schweinefleisch. Brokkoli, Reis, Kartoffeln, Spinat und auch Weizen, standen hingegen besser da als Schweinefleisch.

Auch beim Wasserverbrauch gab es Überraschungen: In der Studie kamen die Autoren zu dem Ergebnis, dass etwa für Kirschen, Pilze und Mangos mehr Wasser verbraucht wird als für jede Art von Fleisch. Der federführende Wissenschaftler Paul Fischbeck sagte damals „Fleisch sei nicht pauschal umweltschädlicher als Obst und Gemüse.“ von Dr. Olaf Zinke

Stabile Marktaussichten für 2024 in Deutschland

Zumindest was die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen angeht, könnte das kommende Jahr 2024 stabile Bedingungen bringen. Das ist eine Kernbotschaft des Vortrags von Dr. Albert Hortmann-Scholten, Marktexperte der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, auf dem mit 250 Teilnehmern gut besuchten mitteldeutschen Schweinetag in Halle in Sachsen-Anhalt. Der Fachmann begründete seine Einschätzung damit, dass die Anzahl der Sauen in Europa weiter spürbar zurückgeht. Hier verwies er insbesondere auf die weiter grassierende PRRS-Variante Rosalia in Spanien sowie die Ausstiegsprogramme in den Niederlanden und in Belgien. Bei relativ niedrigen Fleischbeständen in den Tiefkühllagern sieht Hortmann-Scholten zudem Chancen für die Wiedereröffnung wichtiger Exportmärkte in Drittländern.

Dr. Karl-Heinz Tölle von der ISN-Interessengemeinschaft referierte über die Vielzahl an rechtlichen Verschärfungen, mit denen sich die Schweinehalter auseinandersetzen müssen. Tölle machte unter anderen am Beispiel des von Berlin geplanten Verbotes für das Schwänzekupieren deutlich, wie weit die deutschen Regelungen inzwischen über die EU-Vorgaben hinausgehen. Der ISN-Fachmann mahnte, dass damit unter Umständen noch mehr Betriebe in Deutschland ihre Türen schließen müssen und die Produktion in andere Länder mit fragwürdigem Tierschutzstandards abwandert.

Über die Möglichkeiten der Emissionsminderung referierte Dr. Veronika Ebertz von der Universität Bonn. Die Expertin stellte verschiedene technische Maßnahmen von der Ansäuerung und Kühlung der Gülle bis hin zur Verminderung der emittierenden Oberflächen in den Güllekanälen gegenüber. und zeigte erhebliche Minderungspotenziale auf. Sie machte jedoch deutlich, dass viele Minderungsmaßnahmen nur zum gewünschten Ziel führen, wenn die Tiere die Funktionsbereiche in der Bucht gut einhalten und die planbefestigten Flächen wirklich sauber bleiben.

Drei zentrale Erkenntnisse für den Markt

In der neuen Auflage der Konsument:innenstudie zu alternativen Proteinen liefert das Smart Protein Project neues Wissen rund um Fleischkonsum, Ernährungsstil und Gründe für eine pflanzenbasierte Ernährung.

Schon 2021 hat das Smart Protein Project mit seiner Konsument:innenstudie ein umfassendes Bild der europäischen Vorlieben und Wünsche am pflanzenbasierten Proteinmarkt herausgegeben. Mit der zweiten Auflage in diesem Jahr geben die Forschenden nun Einblick in Veränderungsmechanismen und damit die Möglichkeit der Evaluierung einer der wichtigsten Dimensionen der Nachhaltigkeitstransformation: Aufklärung

51 Prozent der Bevölkerungen haben ihren Fleischkonsum reduziert. Das allein ist noch keine wirkliche Erkenntnis. Immer wieder werden Zahlen rund um einen fallenden Fleischkonsum in der Öffentlichkeit kommuniziert. Der Vergleich zu 2021 aber zeigt, dass fünf Prozent mehr Europäer angegegben haben, weniger Fleisch zu essen. In Deutschland ist der Zuwachs noch stärker: 2021 gaben 51 Prozent der Befragten an, ihren Fleischkonsum zu reduzieren. In diesem Jahr sind es 59 Prozent, die angeben weniger Fleisch zu essen. Auch Länder wie Italien und Frankreich, die sich an offiziellen Stellen weniger offen für die Transformation zumindest durch Novel Foods zeigen, führen mit 59 (I) und 57 (F) Prozent die Übersicht zur Reduktion mit an. 2021 waren es noch 50 Prozent der Bevölkerung.

Auf die Frage wie sich die Konsument:innen ernähren sehen wir trotz des sinkenden Fleischkonsums keine veränderte Einordnung. Dieses Ergebnis kann ein Indikator dafür sein, dass die Reduktion tierischer Proteine sich einem „normalen“ Status nähert. Der Blick in die Länder eröffnet weitere Erkenntnisse. So ist die Zahl der Omnivoren in Deutschland von 58 auf 45 Prozent gesunken und die der Flexitarier von 30 auf 40 Prozent gestiegen. In Italien und Frankreich zeigt sich mit Schwankungen von rund 2 Prozent keine starke Veränderung.

Mit 47 Prozent führen Gesundheitsgründe die Liste der Treiber für eine Reduktion des Fleischkonsums an. Danch folgt mit 29 Prozent Tierschutz und mit 26 Prozent die Umwelt. Derzeit werden Gesundheitsaspekte alternativer Produkte stark diskutiert. Hier kann eventuell auch ein Effekt abgeleitet werden. Die Inhaltsstoffe der Alternativen werden immer wichtiger und könnten über Erfolg und Misserfolg einiger Produkte entscheiden. Vor allem die sinkenden Preise könnten hier aber auch zu negativen Effekten bei der Wahl der Zutaten führen.

Auf der Suche nach dem Zukunftsbild unserer Landwirtschaft -VISION 2028+

„Die Arbeit unserer Bäuerinnen und Bauern muss sich auch in Zukunft lohnen! Dafür braucht es ein klares Bild, wohin die Reise gehen wird“, sagt Minister Totschnig. Dafür hat er die „Vision 2028+“ ins Leben gerufen.

Da, wo Widerspruch herrscht, gibt es die besten Chancen auf Innovation“. Mit dieser Aussage ließ Marianne Penker von der BOKU bei der Auftaktveranstaltung zur Vision 2028+ des Landwirtschaftsministeriums in Wien aufhorchen. Penker sprach mit dieser Aussage in ihrem Statement darauf an, dass es durch die Einbindung zahlreicher Stakeholder, Institutionen und der Wissenschaft zu vielversprechenden Ergebnissen bei dieser Initiative von Minister Totschnig kommen könne.

Minister Totschnig selbst ging zu Beginn darauf ein, was er sich von dem Prozess erwarte: „Bei der Erarbeitung der „Vision 2028+“ stehen die Bäuerinnen und Bauern im Mittelpunkt. In Zeiten des Wandels ist es entscheidend, dass wir zusammenstehen, das Miteinander pflegen und gemeinsam Verantwortung übernehmen. Aus diesem Grund starten wir die „VISION 2028+“ unter Einbindung zahlreicher Stakeholder, Institutionen und der Wissenschaft. Neben Bäuerinnen und Bauern werden wir die Sichtweisen und Meinungen von Konsumentinnen und Konsumenten ebenso wie von Akteuren der vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereiche einholen und diskutieren.“

Totschnig weiter: „Starke Preisschwankungen auf den Märkten, steigende gesellschaftliche Anforderungen an die Landwirtschaft oder der Klimawandel sind nur einige Beispiele, die unsere Bäuerinnen und Bauern beschäftigen. Um Versorgungssicherheit auch in Zukunft garantieren zu können, müssen wir über den Tellerrand blicken und Perspektiven schaffen. Mit der „VISION 2028+“ wollen wir ein klares Zielbild für unsere Landwirtschaft und den ländlichen Raum erarbeiten.“

Bei der Vision 2028+ werden zentrale Themen besprochen, welche in 7 Handlungsfelder aufgeteilt werden und ökologische, ökonomische sowie soziale Dimensionen abdecken:

  1. Stärkung des Unternehmertums in der Landwirtschaft,
  2. Weiterentwicklung der Qualitätsproduktion,
  3. Klima- und Umweltschutz sowie Klimawandelanpassung,
  4. Mehr Wertschöpfung am Bauernhof,
  5. Zukunftsfähiger und resilienter ländlicher Raum,
  6. Digitalisierung, Forschung und Innovation,
  7. Wahrnehmung und Wertschätzung – Dialog mit der Gesellschaft.

Für jedes dieser Handlungsfelder wird eine sogenannte Fokusgruppe eingerichtet, in welcher die jeweiligen Herausforderungen sowie konkrete Ziele und Entwicklungspfade diskutiert und ausformuliert werden. Darüber hinaus wird der Prozess u.a. durch 1.500 Interviews mit Bäuerinnen und Bauern, Befragungen der Wertschöpfungsketten und Bürgerinnen und Bürgern, sowie einer umfangreichen Literaturrecherche begleitet.

Zur Vertiefung der Analysen und Diskussionen wird ein wissenschaftlicher Beirat eingesetzt, welcher das Projekt begleitet. Der Beirat besteht u.a. aus Vertreterinnen und Vertretern:

  • der Universität für Bodenkultur,
  • der Universität Hohenheim,
  • des Thünen-Instituts,
  • der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft,
  • der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen,
  • des WIFO.

Das Ergebnis des Strategieprozesses ist ein klares Zukunftsbild für Österreichs Landwirtschaft und den ländlichen Raum, begleitet von strategischen Leitlinien sowie konkreten Maßnahmen zur Zielerreichung. „Es liegt an uns allen, die Zukunft der Landwirtschaft und des ländlichen Raums zu gestalten. Ich lade herzlich ein, sich in diesem Prozess aktiv einzubringen. Unterschiedliche Sichtweisen werden maßgeblich dazu beitragen, die Zukunft unserer Bäuerinnen und Bauern kreativ und innovativ zu gestalten und weiterzuentwickeln. Nur gemeinsam können wir eine bäuerliche und regionale Landwirtschaft, die von der Gesellschaft wertgeschätzt wird, festigen und stärken,“ erklärte Totschnig.

Schweinefleisch stärker nachgefragt


Laut Österreichischer Schweinebörse war das Interesse an schlachtreifen Schweinen
zunächst feiertagsbedingt überschaubar. Regional bildeten sich kurzfristig Angebotsüber-
hänge. Gleich nach Allerheiligen stieg die Kaufbereitschaft schlagartig an, alle Schweine
gelangten wieder flott an die Schlachthaken. Für die folgenden vollen Arbeitswochen zeig-
ten alle Absatzrichtungen Bedarf. Der Frischfleischabsatz profitierte von Aktionen des
Lebensmittelhandels. Gleichzeitig steigerten die Verarbeitungsbetriebe die Produktion für
voll bestückte Wurst- und Schinkenregale vor Weihnachten.

Auf dem österreichischen Ferkelmarkt zeigte der Trend der Produktionszahlen weiter nach
unten. Als Hauptgrund nannte die Branche die Verunsicherung aufgrund fehlender politi-
scher Unterstützung. Auch Dank der wachsenden Nachfrage lief der Ferkelabsatz sehr
gut. Die Notierung beträgt in der 45. Kalenderwoche unverändert EUR 3,50 je kg.
Europaweit befanden sich die meisten Ferkelmärkte im Gleichgewicht. Die Preise blieben
dementsprechend stabil. In Spanien und den Niederlanden legten die Notierungen noch
einmal zu:

Der EU-Schweinemarkt wurde von einem steigenden Angebot geprägt. Dennoch setzte er
die Stabilisierung fort. Spanien und Frankreich gehörten mit weiter sinkenden Preisen zu
den Ausnahmen, die meisten Notierungen hielten das Niveau der Vorwoche. Im Fleisch-
handel machten sich die Vorbereitungen für das Weihnachtsgeschäft positiv bemerkbar.
Damit stieg auch die Nachfrage nach Schlachtschweinen.
In Deutschland wird der Schweinemarkt fast überall als ausgeglichen beschrieben. Regio-
nal bestehen noch Überhänge nach feiertagsbedingt reduzierten Schlachtungen in der
Vorwoche, sie werden aber kleiner. Über die Nachfrage nach Schweinefleisch gibt es
widersprüchliche Meldungen: Einerseits wird von zügigeren Geschäften bei allen Teil-
stücken berichtet, andererseits klagen Schlacht- und Verarbeitungsbetriebe, dass auf-
grund fehlender Impulse verstärkt Ware eingefroren werden müsse.

So wie immer -Edeka und Müller kündigen Verträge: Süddeutsche Schweinehalter hängen bei Tierwohl in der Luft

Das Thema Tierwohl tritt im Bereich Schwein auf der Stelle. Nach Vion lässt auch Müller ITW-Verträge auslaufen und Edeka versteckt sich hinter der Regierung.

Auf dem Markt für Schweinefleisch verliert das Thema Tierwohl zunehmend an Dynamik. Nachdem Vion vor einigen Wochen angekündigt hat, ITW-Verträge im Süden Deutschlands nicht zu verlängern, kündigt nun auch die Müller Gruppe Veränderungen für 2024 an.

Wie es in einem Schreiben an die Lieferanten heißt, will das Familienunternehmen Müller Fleisch die Verträge mit seinen Schweinelieferanten für den Schlachthof Ulm überprüfen und die Regionalzuschläge und Vertragsboni neu ausrichten. Was das konkret heißt, wird nicht klar. Hintergrund ist wohl, dass auch die Lebensmittelhändler im Süden teilweise die regionalen Markenfleischprogramme zum Jahresende gekündigt haben.

Auf Nachfrage, bestätigt Edeka Südwest, dass bestehende Verträge mit den Partnerbetrieben ihres Gutfleisch-Programms zum 31. Dezember 2023 gekündigt wurden. Gleichzeitig wolle man jedoch die Zusammenarbeit mit der regionalen Landwirtschaft weiterhin erhalten und sogar ausbauen.

Als Grund nennt die Handelskette u.a. das neue staatlich verpflichtende Tierhaltungskennzeichnungsgesetz, für das sich Schweinehalter bis zum 31.7.2024 bezüglich Tierzahl und Haltungsform bei den zuständigen Behörden melden müssen.

Edeka nennt allerdings auch die Entwicklung der Marktsituation und veränderte rechtliche Vorgaben. Letzteres bezieht sich wohl auf das Auslaufen der aktuellen ITW-Programmphase zum 31.12.2023. Die ITW-Zahlungen müssten hinsichtlich kartellrechtlicher Vorgaben neu gestaltet werden. In diesem Kontext werde Edeka Südwest neue Vertragsangebote vorlegen.

Wie die Verträge mit der Edeka Südwest künftig aussehen, lässt der Konzern jedoch offen. „Wir gehen mit neuen Vertragsangeboten auf die Erzeugergemeinschaften zu. Wir bitten aber um Verständnis, dass wir uns zu den laufenden Gesprächen nicht äußern“, heißt es in der Antwort aus Offenburg.

Aus dem Hause Müller heißt es zu den Verträgen nur: „Über die neuen Vertragsmodell werden wir rechtzeitig informieren.“ Klar ist demnach nur, dass zum Jahreswechsel neue Bedingungen gelten.

Für die süddeutschen Schweinehalter ist das wenig befriedigend. Die Kündigungen dürften erstmal für Verunsicherung unter teilnehmenden Betrieben sorgen. Und es drängt sich die Frage auf, warum nicht schon frühzeitig neue Rahmenbedingungen festlegt wurden, um diese zusammen mit der Kündigung der Altverträge zu kommunizieren.

Testen weiteren ASP-Impfstoff die Vietnamesen

Mehrere Vietnamesische Pharmaunternehmen haben nun Impfstoffe gegen die gefährliche Tierseuche im Einsatz.

Weltweit wird fieberhaft an der Entwicklung eines wirksamen Impfstoffs gegen die Afrikanische Schweinepest (ASP) geforscht. Besonders aktiv scheinen hier vietnamesische Pharmaunternehmen zu sein. Denn nach den beiden Konzernen Nevetco und Avac hat kürzlich auch die Dabaco-Gruppe bekanntgegeben, einen Lebendimpfstoff gegen den weltweit grassierenden Seuchenerreger entwickelt zu haben.

Während der AVAC-Impfstoff bereits für den Inlandeinsatz zugelassen ist und Zulassungsverfahren für andere asiatische Länder wie z.B. die Phillipinen laufen, wurde das Vakzin der Dabaco-Gruppe bisher nur in zwei kommerziellen Schweinefarmen an jeweils 50 Schweinen im Alter von sechs und acht Wochen getestet. Die Dabaco-Gruppe geht dennoch davon aus, dass sie den Impfstoff bis zum vierten Quartal 2023 in Serie produzieren und vermarkten können kann, berichtet das Nachrichtenportal Pig Progress.

Ob ein ASP-Impfstoff überhaupt jemals in westeuropäischen Hausschweinebeständen eingesetzt würde, ist nach Ansicht von Dr. Sandra Blome, die das deutsche Referenzlabor für die ASP leitet, ohnehin fraglich. Denn der Einsatz würde massive, langanhaltende Handelsrestriktionen nach sie ziehen. Die Impfung sei neben anderen wichtigen Maßnahmen wie der Biosicherheit nur ein Baustein der Seuchenbekämpfung. Eine Impfung macht nach Ansicht von Dr. Blome in Deutschland allenfalls bei Wildschweinen Sinn, weil die Seuche hier schwerer zu bekämpfen sei. Dazu müsste der Impfstoff allerdings in Köderform angeboten und oral an die Wildschweine verabreicht werden. Bei der Klassischen Schweinepest (KSP) habe man zwar gute Erfahrungen damit gemacht. Nach bisherigen Erkenntnissen sei die orale Wirkung der bisherigen Impfstoffkandidaten allerdings geringer als bei Impfködern gegen die KSP. Die Forschung arbeite zurzeit aber mit Hochdruck daran, die orale Wirkung zu optimieren, berichtet die Virologin.

Innovatives Stallkonzept für mehr Tierwohl

Landwirtin aus Leidenschaft

Seit 2017 führt Gesa Langenberg in 14. Generation den Hof ihrer Familie. Ein Traumjob, der die 33-Jährige täglich vor neue Herausforderungen stellt

Die Liebe zur Landwirtschaft wurde Gesa Langenberg buchstäblich in die Wiege gelegt. Auf dem Bauernhof ihrer Eltern ist die studierte Agrarwissenschaftlerin als jüngste von drei Schwestern aufgewachsen. Vor fünf Jahren übernahm sie den über 450 Jahre alten Familienbetrieb.

„Meine beiden älteren Geschwister haben sich für eine Zukunft in der Stadt entschieden. Weil ich immer gerne auf dem Land gelebt habe, ergriff ich die Chance, die Tradition unseres Hofs fortzuführen“, erklärt die Landwirtin und Mutter zweier kleiner Kinder.

Gemeinsam mit ihrem Mann Josef, vier Mitarbeitern und einem Auszubildenden bewirtschaftet die 33-Jährige den Hof im niedersächsischen Bockstedt. Neben dem Anbau von Kartoffeln, Weizen, Roggen, Hafer, Gerste, Mais, Raps und Zuckerrüben ist der landwirtschaftliche Betrieb auf Schweinemast spezialisiert.

Dieser Beruf ist einzigartig

Als Landwirtin zu leben und zu arbeiten ist für Gesa Langenberg ein Traumjob. „Mein Beruf ist einzigartig, weil er so viele unterschiedliche Facetten und Herausforderungen mit sich bringt. Kein Tag ist so wie der andere.“ Ob am Schreibtisch, mit den Tieren im Stall oder in der Natur auf den Feldern, es gibt jede Menge Arbeit, aber auch jede Menge Abwechslung.

„Ich bin Landwirtin und Unternehmerin in einer Person. Dadurch habe ich die Freiheit, unabhängig zu agieren und meine eigenen Ideen umzusetzen“, beschreibt die Landwirtin die Vorteile der Selbstständigkeit.

Erster weiblicher Chef auf dem Hof

Sie ist in der jahrhundertealten Familiengeschichte die erste Frau, die die Verantwortung für den Hof trägt. Gesa Langenberg zählt zu den wenigen Betriebsleiterinnen in der deutschen Agrarszene. Immer noch wird hierzulande nur jeder neunte landwirtschaftliche Betrieb von einer Frau geleitet.

Obwohl die Bewirtschaftung eines Hofs eine körperlich sehr herausfordernde Aufgabe ist, können Frauen diese dank modernster Technik genauso gut bewältigen wie ihre männlichen Kollegen, findet Gesa Langenberg.

„Durch den sehr hohen Fortschritt in der Landtechnik ist die körperliche Arbeit nicht mehr so anstrengend wie früher. Aber ich muss zugeben, dass es Situationen gibt, in denen ich an meine Grenzen komme. Dann ist es gut, dass ich Männer auf dem Hof habe, die mich dabei unterstützen“, räumt die Landwirtin ein, die sich seit 2017 zusätzlich zu ihrem Beruf ehrenamtlich als Agrarscoutin engagiert.

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Abwechlungsreich Vom Stall auf den Traktor, kein Arbeitsalltag von Gesa Langenberg gleicht dem anderen

Gut vereinbar mit Familie und Kindern

Auch Kinder und Familie lassen sich gut mit dem Beruf der Landwirtin vereinbaren. Vieles wird durch das Hofleben erleichtert – von der verlässlichen Betreuung bis zur Freizeitgestaltung.

Wenn Kinder auf einem Hof groß werden, ist immer jemand da, der auf sie aufpasst und für sie da ist. Die Kreativität wird ebenfalls durch die abwechslungsreiche Umgebung gefördert. Langweilig wird es nie. Es gibt hier immer etwas zu entdecken“, erklärt Gesa Langenberg, die Ende 2022 ihr zweites Kind bekam.

Wohlergehen der Tiere kontrollieren

Tiere und Umwelt nachhaltig zu schützen und dadurch gesunde Lebensmittel der Region herzustellen, ist ihr Ziel. Als Nutztierhalterin trägt Gesa Langenberg eine große Verantwortung. Das Wohlergehen der 3800 Schweine, die auf dem Hof leben, liegt der Landwirtin sehr am Herzen.

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Genau geregelt: 120 Tage lang leben die Tiere auf dem Hof, bis sie das Schlachtgewicht von
120 Kilogramm erreicht haben

Zweimal täglich wird eine sogenannte Tierkontrolle in den insgesamt sechs Ställen durchgeführt.

„Mehrere Stunden lang gehen meine Mitarbeiter und ich durch die Stallungen und schauen, ob es jedem Tier gut geht.“

Sehen, fühlen, riechen, hören, Gesa Langenberg setzt bei ihren Rundgängen alle Sinne ein. Bereits an den Augen und am Grunzen kann sie erkennen, ob sich ein Schwein „sauwohl“ fühlt oder ob es Hilfe benötigt. „Viele Verbraucher glauben irrtümlich, dass Schweine mit Antibiotika ,vollgepumpt‘ werden. Das ist keineswegs so! Wenn ein Tier einmal krank sein sollte, erfolgt die Behandlung in sehr enger Absprache mit dem Tierarzt“, betont die Schweinemästerin. Antibiotika werden nur im Ausnahmefall verabreicht und auf gar keinen Fall prophylaktisch.

Mehr Tierwohl durch innovatives Stallkonzept

Mit einem innovativen Stallkonzept will Gesa Langenberg den Wünschen der Verbraucher nach mehr Tierwohl gerecht werden. Dafür hat sie einen Altstall mit Platz für 400 Schweine aufwendig umgebaut.

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Neuer Offenstall: Den Schweinen werden verschiedene Funktionsbereiche angeboten. Die Tiere entscheiden selbst, ob sie ins Freie möchten

Das Besondere an dem neuen Stall der Haltungsform 4: Die Tiere haben doppelt so viel Platz in den eingestreuten Buchten, wie es gesetzlich vorgeschrieben ist. Außerdem können sie jederzeit selbst entscheiden, ob sie auf die Auslauffläche an die frische Luft gehen möchten. Dafür müssen die Schweine nur mit ihrer Rüsselscheibe die Klapptür nach draußen aufstoßen. Neben organischem Beschäftigungsmaterial wie Heu und Stroh gibt es sogar eine umweltschonende „Schweinetoilette“. Dafür wurde im Außenbereich des Stalls eine Extrafläche angelegt. Mithilfe eines ausgeklügelten Systems werden dort Kot und Harn automatisch voneinander getrennt. Ammoniakemissionen können so deutlich reduziert werden.

Das Mehr an Tierwohl hat einen hohen Preis

Mehr als 1000 Euro pro Mastplatz hat die Betriebsleiterin in den Umbau investiert.

„Mein Wunsch wäre es natürlich, alle sechs Stallungen umzubauen. Doch die Investitionskosten und das damit verbundene Risiko sind im Moment zu hoch, weil völlig unklar ist, wie sich die Nachfrage entwickeln wird, und es kaum staatliche Zuschüsse gibt“, erklärt Gesa Langenberg.

Rund 200 Euro erhält die Landwirtin derzeit für ein Schwein der Haltungsform 2. „Bei einem aktuellen Schweinepreis von 2,10 Euro pro Kilogramm Schlachtgewicht können wir die Kosten für die Tiere, die in den älteren Stallungen gehalten werden, gerade so decken. Für die Tiere im neuen Stall habe ich jedoch eine viel höhere Kostenstruktur.“

Eigene Konzepte für Vermarktung der Schweine 

Neben den Mehrkosten, unter anderem für den Ankauf der Ferkel, und den extrem gestiegenen Futter- und Energiepreisen macht auch die Vermarktung der Schweine Gesa Langenberg zu schaffen.

„Schweine der Haltungsform 2 kann man problemlos an die umliegenden Schlachthöfe abgeben. Bei den Schweinen der Haltungsklasse 4 sieht es anders aus. Hier bin ich selbst gefordert, neue Verkaufskonzepte zu entwickeln“, schildert Gesa Langenberg.

Bessere Kennzeichnung der Tierhaltung notwendig

Trotz aller Hindernisse ist die Landwirtin aus Leidenschaft zuversichtlich, dass die Tierhaltung in Zukunft immer nachhaltiger wird:

„Weniger Schweine, die auf einem höheren Niveau gehalten werden, das ist machbar.“

Die Betriebsleiterin setzt sich deshalb für eine einheitliche Haltungs- und Herkunftskennzeichnung ein, die sowohl im Supermarkt als auch in der Gastronomie verpflichtend gelten sollte. Bis es so weit ist, engagiert sich Gesa Langenberg weiter mit großem Einsatz und neuen Ideen für die Erzeugung von landwirtschaftlichen Produkten, die jeder mit gutem Gefühl genießen kann.

In Deutschland- Schweinehalter im Plus – „Trotzdem kein Grund zum Jubeln!“

In der Oktober-Auswertung des Schweine-Radars sieht es für Ferkelerzeuger und Mäster eigentlich ordentlich aus. Für Göckeritz trügt aber der Schein.

Die hohen Ferkelpreise aus dem Sommer schlagen jetzt voll durch. Nach Göckeritz Berechnungen ergibt sich dadurch für die fünf Wochen im Oktober ein Verlust von 87 Mio. € für die deutschen Schweinemäster. Das könne auch noch bis zum Ende des Jahres so weiter gehen, wenn die Mastschweinepreise nicht steigen sollten, meint er.

Nach Berechnung seines Schweine-Radars, das mit aktuellen Werten kalkuliert, sind im geschlossenen System derzeit rund 1,94 €/kg SG nötig. Wer Ferkel zukaufen muss, braucht gut 2,10 €/kg SG.

Im Schweine-Radar rechnet Göckeritz aktuellen Notierungen in Ergebnisse pro Tier um. Die wichtigsten Kennzahlen sind die Direktkostenfreie Leistung und das Ergebnis nach Festkosten. Die Berechnung wird vom Landvolk Mittelweser veröffentlicht und soll Schweinehaltern helfen, ihre aktuelle wirtschaftliche Lage zu beurteilen. Tobias Göckeritz ist Vorsitzender beim Landvolk-Kreisverband Mittelweser und bewirtschaftet einen schweinehaltenden Betrieb mit knapp 200 Sauen im geschlossenen System.

Teure Lebensmittel: Handel fordert Absolution

Eine Branchenuntersuchung gibt dem Lebensmittelhandel keine Schuld an teuren Lebensmittel. Die Politik soll sich entschuldigen. Doch Agrarminister Totschnig sieht das etwas anders.

Auf den ersten Blick sieht es wie ein Freispruch für den österreichischen Lebensmittelhandel aus. Doch die Analyse der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) deckt auch einige schwarze Flecken auf der weißen Weste der Lebensmittelhändler auf. Zur Rolle der Landwirte äußern sich die Wettbewerbshüter nur kurz. Sie konnten bei den steigenden Erzeugerpreisen und Kosten verzeichneten zumindest zeitweise ihre Rentabilität erhöhen. Doch der Reihe nach.

In ihrem Endbericht zur Branchenuntersuchung in der Lebensmittelwertschöpfungskette, der am Freitag (3.11.) erschien, stellte die Bundeswettbewerbsbehörde fest, dass der LEH nicht schuld sei, für den deutlichen Anstieg der Lebensmittelpreise. In der Untersuchung ist allerdings keine Produktgruppe von Preisanstiegen verschont geblieben ist. Insbesondere waren Butter, Margarine und Mischfette davon stärker betroffen. Verkaufspreise von Eigenmarkenprodukte sind laut BWB vergleichsweise stärker gestiegen als Verkaufspreise von Markenprodukten.

„Der BWB-Endbericht widerlegt schwarz auf weiß die unsachlichen Anschuldigungen von Teilen der Bundesregierung und so mancher Oppositionspartei. Der Bericht der Bundeswettbewerbsbehörde beweist nun das Gegenteil. Wir wurden zu Unrecht beschuldigt, daher erwarten wir uns von der Politik eine sofortige Entschuldigung“, so Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. Beim Lebensmittelgipfel im Mai 2023 hatten einige Politiker den LEH zum „Sündenbock“ für die Inflation bei Lebensmitteln gestempelt.

Bundesagrarminister Norbert Totschnig sitzt allerdings nicht auf der Anklagebank des LEH. Dennoch sieht er den Handel aber nicht als Unschuldslamm. „Nichtsdestotrotz: Entlang der Lebensmittelkette herrscht ein Kampf mit ungleichen Waffen“, so der ÖVP-Minister. Mehr als 110.000 Bäuerinnen und Bauern und eine Vielzahl von Lieferanten stehen vier großen Handelskonzernen Spar, Rewe, Hofer und Lidl gegenüber, die 91 % des heimischen Marktes kontrollieren. Laut BWB ist die Konzentration zuletzt aber nicht mehr gestiegen. Zudem sei die Konzentration nicht verantwortlich für den Anstieg der Preise. Für Totschnig ist aber klar: Dieses Ungleichgewicht führt zu harten Preisverhandlungen, drohenden Auslistungen oder aufgezwungenen Vertragsbedingungen. „Vier von zehn Lieferanten geben an, von sogenannten schwarzen Praktiken betroffen zu sein – eine hohe Dunkelziffer“, warnt Totschnig.

Um Lieferanten im Kampf gegen unfaire Handelspraktiken zu schützen, hatte die Regierung das unabhängige Fairness-Büro eröffnet.

Als weiteres Problem sieht der ÖVP-Politiker den zunehmenden Anteil an Eigenmarken im Lebensmitteleinzelhandel. Damit steiget nicht nur die Verhandlungsmacht der Handelskonzerne, sondern auch die Austauschbarkeit von heimischen Lebensmitteln und Produzenten. So kann es nach Totschnigs Meinung vorkommen, dass ein Handelskonzern von einem Produktionsbetrieb einen gewissen Produktionsanteil für seine Eigenmarke in gleicher Qualität verlangt, aber mit deutlich geringerem Preis. Bei Verweigerung drohe die Auslistung des Markenproduktes.

Ähnlich wie das Fairness-Büro kommt auch die BWB zum Schluss, dass viele Lieferanten, auch Landwirte, von unfairen Handelspraktiken betroffen sind. So waren gut 14,3 % der Lieferanten mit einseitigen Vertragsänderungen konfrontiert. 13,6 % mussten Zahlungen leisten, die nicht in Verbindung zu Lieferungen standen. Fast ebenso viele (13,4 %) machte der Handel für unverschuldeten Qualitätsverlust haftbar. Die BWB will daher solche unlauteren Handelspraktiken mit hoher Priorität bekämpfen. Weiters raten die Wettbewerbshüter, das Faire-Wettbewerbsbedingungen-Gesetzes zu verschärfen.

Bauernbundpräsident Georg Strasser begrüßt es, dass die BWB dem Handel genauer auf die Finger will. Er sieht das Fairness-Büro steht für Bäuerinnen und Bauern als einen starken Partner, um unfaire Handelspraktiken aufzuzeigen und die Kräfteverhältnisse am Verhandlungstisch zu ändern.“

Laut Handelsverband haben internationale Markenhersteller besonders abgesahnt. Diese hätten 2022 und auch im ersten Halbjahr 2023 teils exorbitante Gewinne erzielt, während die Ergebnisse und Umsätze im österreichischen Lebensmittelhandel eingebrochen sind. Daneben stellten die Wettbewerbshüter einen „Österreich Preisaufschlag fest“. So würden internationale Lebensmittelkonzerne für gleiche Produkte entsprechend ihren Länderstrategien teilweise unterschiedliche Preise verrechnen. Diese Strategien können laut BWB ein wesentlicher Faktor für unterschiedliche Lebensmittelpreise und damit höhere Preise in Österreich sein. Im Klartext: Diese Lebensmittelkonzerne verrechnen dem LEH in Österreich systematisch höhere Preise als etwa dem LEH in Deutschland. Die BWB will dieses Ergebnis rasch an die Europäische Kommission übermitteln.

Die BWB sieht indes bei Landwirten aufgrund des anhaltenden Strukturwandels eine zunehmende Konzentration. So ist die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe im Vergleich zum Jahr 2010 um 21% gesunken, womit die Konzentration steigt. Landwirtschaftliche Betriebe sind aus Sicht der Wettbewerbshüter stark von internationalen Preisentwicklungen in den Verhandlungen über Preise abhängig. Die steigenden Energiepreise führten zu erheblichen Mehrkosten. Trotzdem konnten landwirtschaftliche Betriebe ihre Rentabilität überwiegend steigern.

Für den niederösterreichischen Bauernbund zeigt die Analyse klar, dass die österreichischen Bäuerinnen und Bauern für steigende Preise im Lebensmittelregal nicht verantwortlich gemacht werden können und keine Schuld an der Teuerung tragen. In erster Linie sind laut BWB die gestiegenen Energiepreise sowie Konzernmultis, wie etwa große, internationale Lebensmittelkonzerne verantwortlich, welche in Österreich höhere Preise verlangen, verantwortlich.

„Unsere Bäuerinnen und Bauern sind keine Preistreiber und nicht die Ursache der gestiegenen Lebensmittelpreise,“ fühlt sich NÖ Bauernbunddirektor Paul Nemecek bestätigt. von Josef Koch

Rabobank erwartet sinkende Sauenzahlen

Eine neue Analyse zeigt, dass der Sauenbestand in Europa weiter sinken dürfte.

Die Zahl der Sauen in Europa geht weiterhin zurück, der Rückgang flacht sich jedoch ab. Das ist das Kernergebnis einer neuen Analyse der niederländischen Rabobank.

Beispielsweise war der deutsche Sauenbestand im Juni dieses Jahres um 2 % kleiner als im Dezember 2022. Die belgischen Sauenhalter stockten im selben Zeitraum sogar um 3,5 % ab. Während der Rückgang der Sauenbestände im ersten Halbjahr 2023 in den Niederlanden mit -0,6 % vergleichsweise moderat ausfiel.



In einigen Ländern nahm der Sauenbestand sogar zu. Hierzu gehören Spanien (+ 2,5 %), Frankreich (+1,1 %) sowie Dänemark, wo die Ferkelerzeuger im ersten Halbjahr 2023 um 0,4 % aufstockten.

Auch die Schweinefleischproduktion in der EU27 und im Vereinigten Königreich ging im ersten Halbjahr 2023 stark zurück. In den ersten sieben Monaten des Jahres 2023 produzierten diese Länder 8,6 % weniger Schweinefleisch als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Das sinkende Angebot stützt die Mastschweine- und Ferkelpreise.

Dennoch rechnet die Rabobank nicht mit einer Erholung der Schweinefleischproduktion. Der strukturelle Rückgang des führenden deutschen Schweinebestands, eine geringere Produktivität in Spanien aufgrund von PRRS-Ausbrüchen und Einkaufsprogramme zur Reduzierung der Stickstoffemissionen in den Niederlanden und Belgien machen eine Ausweitung des Schweinebestands unwahrscheinlich.

Die Rabobank geht davon aus, dass das Schweineangebot in den meisten Teilen Europas im zweiten Halbjahr 2023 knapp bleiben wird. Auch der Schweinefleischverbrauch ist zurückgegangen, und zwar um 5,5 % in der EU27 und Großbritannien in den ersten sieben Monaten dieses Jahres. von Fred Schinppe