Laborfleisch: Kärnten und Steiermark starten Petition für ein klares Nein

Kärnten und die Steiermark wollen die Zulassung von Laborfleisch in der EU verhindern. Zahlreiche Prominente unterstützen die Aktion.

Die Jungbäuerin und Rinderhalterin Melanie Haas ist besorgt. Es geht um ihre Zukunft ihres Betriebes im Almenland Steiermark, falls Laborfleisch in der EU zugelassen werden sollte. „Wir haben mit Almo-Qualitätsfleisch unsere Haupteinnahmequelle und tragen damit aber auch zur Artenvielfalt, zur Biodiversität und zur Landschaftspflege bei“ so die bekannte Farmfluencerin aus Passail.

Sie unterstützt das Aktionsbündnis gegen Laborfleisch. Die Landwirtschaftskammern Kärnten und Steiermark haben dazu eine Petition „Laborfleisch? NEIN, DANKE!“ gestartet. Die Jungbäuerin Hass ist aber nicht alleine. Die Aktion unterstützen nicht auch die beiden Länderregierungen sowie zahlreiche Prominente wie Olympiasieger Fritz Strobl, Catrin Ferrari-Brunnenfeld, Verlegerin, Autorin zahlreicher Kochbücher und passionierte „Foodie“ („Cooking Catrin“) und Christof Widakovich, Spitzenkoch.

Die Petition richtet sich an die nächste Bundesregierung, mit dem Ziel ein Verbot von Laborfleisch im Regierungsprogramm zu verankern.

Unterzeichnen können die Petition Landwirte und Konsumenten online auf der Homepage der LK Kärnten (www.ktn.lko.at).

Im September 2023 hat in Deutschland das Unternehmen The Cultivated B (TCB) aus Heidelberg als erstes europäisches Unternehmen einen Antrag auf Zulassung eines Laborfleischproduktes bei der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) gestellt. TCB, ist ein Tochterunternehmen des deutschen Lebensmittelherstellers Infamily Foods.

Seit diesem Zeitpunkt ist klar, dass das Thema Laborfleisch keine Science Fiction ist, sondern bald Realität werden könnte, warnen die beiden Kammern. Auch in der Schweiz läuft ein Zulassungsverfahren, in Singapur und in den USA wird „Kunstfleisch“ bereits verkauft. Diese rasante Entwicklung hat Italien mit einem Herstellungs- und Verkaufsverbot beantwortet.

Für die heimische Landwirtschaft sind nach Auffassung der Kammern werden beim Thema Laborfleisch rote Linien überschritten. „Fleischimitate aus dem Labor sind aus unserer Sicht eine Bedrohung für die Versorgungssicherheit, und die bäuerliche Landwirtschaft. Und es gibt keine Studien über die gesundheitlichen Langzeitfolgen“, kritisiert Kärntens Kammerpräsident Siegfried Huber.

Kärntens Agrarreferent Martin Gruber, sichert der Aktion seine volle Unterstützung zu. So müsse man auf allen Ebenen gemeinsam Druck aufbauen, um eine Zulassung von Laborfleisch in der EU zu verhindern. Er verweist auf einen einstimmigen Beschluss aller Agrarreferenten Österreichs gegen Laborfleisch und kündigt zusätzlich zur Petition eine Konsumentenbefragung durch das Land an. Die steirische Landesrätin bevorzugt für die Lebensmittelproduktion grasende Kühe und Bäuerinnen und Bauern im Stall, statt „Pipetten und Reagenzgläser“.

Die Initiatoren vermissen zudem zuverlässige Studien über die gesundheitlichen Langzeitfolgen fehlen. Laborfleisch habe nichts mit einem natürlichen Lebensmittel zu tun. Aus einer kleinen Menge Muskelgewebe können nach Kammerangaben bis zu 2.000 kg Laborfleisch gezüchtet werden. Dabei wachse das Fleisch unglaublich schnell – von der Entnahme von lebenden Zellen aus einem Tier bis hin zum fertigen Laborfleisch auf dem Teller vergehen nur rund 45 bis 60 Tage. Natürliches Rindfleisch braucht dagegen rund 24 Monate und mehr von der Zeugung bis zur Schlachtung.

Zweifel hegen die Kammerexperten auch an der angeblich klimafreundlicheren Produkteion. Studien, die zeigen, dass mit Laborfleisch weniger Treibhausgase emittiert werden als in der natürlichen Tierhaltung, gehen laut Kammern allesamt davon aus, dass der Produktionsprozess ausschließlich mit erneuerbaren Energiequellen betrieben wird. Dies sei blanke Theorie, um den CO2-Fußabdruck von Laborfleisch niedrig darzustellen. Demgegenüber zeigt eine Studie der Universität Davis in den USA aus dem Jahr 2023, dass bei der Produktion von Laborfleisch bis zu 25mal mehr CO2 verursacht wird als bei natürlichem Fleisch, da die Produktion extrem energieintensiv ist.

Titschenbacher hält zudem natürliche Eiweiß-Alternativen zu Fleisch für besser. Vor allem junge Bäuerinnen und Bauern kultivierten vermehrt Eiweißfrüchte wie Soja, Kichererbsen oder Edamame und verarbeiten diese zu pflanzlichen Ersatzprodukten. “. Der Anbau von Soja ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen, auch die Käferbohne oder stark nachgefragte Nischenkulturen wie Kichererbse und andere Speiseleguminosen boomen.