Monat: November 2021

Fleischpreise im Großhandel bis zu 25 Prozent gestiegen ist das Wirklichkeit ?

Der Handelsverband meldet Preiserhöhungen von bis zu 25 Prozent in der Beschaffung von Rind- und Schweinefleisch. „Wichtige Fleischproduktionsländer wie die Niederlande und die USA kämpfen aktuell mit Engpässen. Das wirkt sich auch auf die Versorgungslage in Österreich aus“, so Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will heute per Aussendung.

Die heimischen Großhändler wirkten dem Engpass mit dem verstärkten Angebot von österreichischem Rindfleisch entgegen. Allerdings sei ein Umstieg auf inländische Lieferanten kurzfristig nicht in jedem Bereich möglich.

„Der österreichische Großhandel ist aber weiterhin in der Lage, auf europäischen Märkten Ware zu ordern, um so die Verfügbarkeit sicherzustellen“, beruhigte der Handelsverband.

Köstinger erwartet vom Handel „tatsächliches Handeln“

Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) meinte heute in einer Reaktion dazu: „Ich wünsche mir, dass der Handel von Lippenbekenntnissen aus der eigenen Werbung hin zu tatsächlichem Handeln kommt. Die heimischen Bauern können den Bedarf an Schweinefleisch und Rindfleisch jederzeit aus eigener Produktion decken, für Billigimporte aus dem Ausland gibt es keinerlei Notwendigkeit mehr.“

Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten erinnerte heute daran, dass die Nutztierhaltung weltweit der zweitgrößte CO2-Verursacher sei. „Jedes Jahr werden 88 Milliarden Tiere gezüchtet und für den Verzehr geschlachtet. Die Intensivtierhaltung ist für 14,5 bis 16,5 Prozent der weltweit vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen verantwortlich und übertrifft damit die Emissionswerte des globalen Verkehrs insgesamt“, so die Tierschützer in einer Aussendung.

red, ORF.at/Agenturen

Aktuell in ORF.at

Es ist eine Minute vor Mitternacht“

Am zweiten Tag der Klimakonferenz reist die Polit-Prominenz in Glasgow an. Die Erwartungen sind hoch – vor allem, nachdem der G20-Gipfel enttäuschend endete. Gastgeber Johnson macht Druck auf die Gäste.

„Ambition, action and acceleration“ – unter dieser Überschrift will Boris Johnson auf der Klimakonferenz den Staats- und Regierungschefs heute ins Gewissen reden. Der britische Gastgeber der COP26 möchte für mehr Ehrgeiz, für konkretes Handeln werben – und dafür, die Maßnahmen für den Klimaschutz zu beschleunigen. So dürfte sich der britische Premier unter anderem für einen schnelleren Kohleausstieg und einen zügigeren Umstieg auf die E-Mobilität aussprechen.

Zwei Wochen lang verhandeln 197 Nationen auf der UN-Klimakonferenz in Glasgow über die weitere Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens von 2015. Es sieht die Begrenzung der Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, idealerweise 1,5 Grad, im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter vor

Boris Johnson eröffnet den Weltklimagipfel: "Wenn wir scheitern, werden künftige Generationen uns das nicht verzeihen."

Beim Klima zu lange auf Zeit gespielt“

Johnson will den Versuch starten, das 1,5-Grad-Ziel am Leben zu erhalten, also dafür zu sorgen, dass es nach wie vor die Möglichkeit geben wird, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Dafür reichen die derzeitigen Klimaschutzvorhaben der Länder aber nicht aus. „Es ist eine Minute vor Mitternacht und wir müssen jetzt handeln“, wird Johnson laut vorab verbreiteten Redetextauszügen an die Teilnehmer der COP 26 appellieren. Die Menschheit habe beim Klima lange auf Zeit gespielt.

Putin und Xi kommen nicht nach Glasgow

Die Präsidenten von Russland und China, Wladimir Putin und Xi Jinping werden allerdings nicht vor Ort sein. Damit fehlen auf der Klimakonferenz die Lenker zweier Staaten, die zu den größten Treibhausgas-Emittenten der Welt gehören. Xi hat immerhin ein schriftliches Statement angekündigt. Mit Spannung wird erwartet, ob der indische Regierungschef Narendra Modi am Nachmittag ehrgeizigere Klimaziele für sein Land ankündigt. Dies könnte den Druck auf China erhöhen.

Die COP26 hatte gestern mit eindringlichen Appellen begonnen. Die Klimakonferenz sei die „letzte“ Hoffnung, um das 1,5-Grad-Ziel noch zu erreichen, sagte ihr Präsident Alok Sharma. IWF-Chefin Kristalina Georgieva warnte in einem Internet-Beitrag vor der „großen Bedrohung für die makroökonomische und finanzielle Stabilität“ durch den Klimawandel und forderte von allen ehrgeizigere Maßnahmen.

EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen sprach von einem „Moment der Wahrheit“. Das globale Rennen für Klimaneutralität bis Mitte des Jahrhunderts sei eröffnet, schrieb von der Leyen auf Twitter. Europa habe sich dazu verpflichtet, als erster Kontinent in der Welt klimaneutral zu sein und sich für einen ehrgeizigeren Klimaschutz mit seinen Partnern zusammenzutun. „COP26 ist ein Moment der Wahrheit für unsere Pläne, den Klimawandel zu stoppen.“

Landwirtschaft: Was wäre, wenn alle Menschen vegan wären?

Fakt ist: Die gefühlte Anzahl der Veganer ist wohl weitaus größer als die wirkliche. Das liegt sicher auch an der Darstellung in den Medien und wohl auch an den aktuellen gesellschaftlichen Trends.

Doch heute ist Weltvegantag – und da kann man schon einmal die Frage stellen: Was wäre, wenn alle Menschen vegan wären – oder zumindest vegetarisch – und was bedeutet das für die Landwirtschaft?

Das Gute ist: Darüber haben sich schon einige Wissenschaftler und Fachleute Gedanken gemacht. Und sie sind zu interessanten Ergebnissen gekommen.  

Also nur einmal angenommen: Der Sonntagsbraten fällt weg, Pommes werden ohne Currywurst gegessen und das Steak wird durch eine Tofuwurst oder ein Stück „pflanzliches Fleisch“ von Beyond Meat ersetzt.

Springmann sagt: Wenn alle Nutztiere verschwinden würden, stünden etwa 33 Millionen Quadratkilometer (das sind 3,3 Milliarden Hektar) mehr Land zur Bewirtschaftung zur Verfügung. Das ist eine Fläche größer als der gesamte afrikanische Kontinent. Dabei ist Afrika mit 30 Mio. km² Fläche etwa dreimal so groß wie Europa (10 Mio. km²). Insgesamt wären das 22 Prozent der gesamten Landfläche der Erde.

Der deutsche Agrarökonom Harald Grethe hat ausgerechnet, dass schon eine 30-prozentige Fleischreduktion in den OECD-Staaten etwa 30 Millionen Hektar Ackerland freisetzen würde.

Natürlich stellt sich sofort die Frage, ob diese Flächen überhaupt für den Anbau pflanzlicher Nahrungsmittel genutzt werden könnten. Springmann sagt, ob sich diese Flächen wirklich für den Anbau von pflanzlichen Nahrungsmitteln eignen, hängt langfristig davon ab, wie viel Arbeit in Bodenmanagement und Bewässerung gesteckt wird.

Letzteres sei allerdings mit dem Klimawandel verknüpft. Und es gibt noch einen wichtigen Aspekt: Würde die Tierproduktion wegfallen, würden nämlich sowohl die Preise für das Agrarland als auch für Getreide und andere pflanzliche Produkte erheblich sinken.

„30 Prozent des weltweiten Getreides wird derzeit an Schweine und Geflügel verfüttert“, sagt Hofstetter. „Werden diese 30 Prozent frei, sinkt der Preis – wenn auch nicht grenzenlos, denn wenn Getreide im Vergleich zu den Energiepreisen zu billig wird, kann es auch zum Heizen genutzt werden.“

Besonders die sehr armen Bewohner großer Städte in den Entwicklungsländern würden von einem niedrigeren Getreidepreis profitieren. „Denn diese Menschen essen ohnehin wenig Fleisch und könnten sich Brot, Reis oder Maisfladen dann besser leisten.“

Für die Landwirte – sowohl in Europa als auch in den Entwicklungs- und Schwellenländern – wäre eine solche Preisentwicklung jedoch sehr nachteilig – zumal die Einnahmen aus der Tierproduktion ja wegfallen würden

Und das ist nicht das letzte Problem: Selbst wenn man wollte, könnte man nicht alle Weideflächen in Ackerland verwandeln. Der Grund: „Nicht selten nutzen Rinder auch Flächen, die der Mensch gar nicht anders bewirtschaften kann“, sagt Hofstetter. „Auch in bestimmten Höhenlagen lässt sich kein Getreide mehr anbauen, und manche Hanglagen sind zu steil, um sie überhaupt als Acker zu bewirtschaften.“

In Bezug auf den Klimawandel hat das Forscherteam um Marco Springmann errechnet, dass bei einer Befolgung der Ernährungsempfehlungen der FAO (also mehr pflanzliche Nahrung und deutlich weniger Fleisch), die nahrungsspezifischen Emissionen weltweit um 29 Prozent reduziert werden könnten.

Die wirkliche Entwicklung geht aber in eine völlig andere Richtung: Eine weiter wachsende Bevölkerung und zunehmender Wohlstand sorgen dafür, dass der Fleischverbrauch weiter steigt. Um den für 2050 erwarteten Nahrungsbedarf von 9 Mrd. Menschen zu decken, müssen nach FAO-Prognosen global 70 Prozent mehr Lebensmittel (pflanzlich und tierisch) produziert werden als heute.

Von 1970 bis 2009 verdreifachte sich nach FAO-Angaben die Fleischproduktion von knapp über 100 Mio. Tonnen auf etwa 300 Mio. Tonnen. Anteilmäßig ist der Zuwachs in China und Asien am stärksten. Doch auch in den USA gehen OECD-Berechnungen von einer weiter steigenden Produktion vor allem von Geflügel und Schweinefleisch aus.

In Europa stagniert die Erzeugung bzw. geht moderat zurück. Doch weltweit nehmen die Produktion und der Konsum von Fleisch weiter zu – daran können auch die Trends zu vegetarischer oder veganer Ernährung oder auch zu „Kunstfleisch“ aus der Retorte oder aus pflanzlichen Produkten, wenig ändern. Denn diese Trends beschränken sich vor allem auf die westliche Welt und auch hier nur auf eine eher kleine Gruppe.