Die nackten Tatsachen-keine Tierwohl-Schweine mehr: Bauern wird von Einstieg abgeraten
Der aktuelle Tierwohlbericht sieht bei Tierwohlschweinen für 2025 eine Stagnation, 2024 gab es aber noch ein Plus.
Der Markt für Tierwohlschweine in Österreich scheint zumindest bis auf weiteres gedeckt zu sein. Die Österreichische Schweinbörse rät in ihrem Tierwohlbericht 2024 Landwirten sogar davon ab, auf entsprechende Programme umzusteigen.
Noch in den Vorjahren sah es mit dem Absatz besser aus, 2024 sind die Schweineschlachtungen in Bio- und Tierwohl-Qualitätsprogrammen um 8,4 % gegenüber 2023 gestiegen. Seit 2021 ist die Anzahl an Bio- und Tierwohlschweinen von 170.000 auf 246.000 um 43,9 % angewachsen. Aktuell stagniert die Nachfrage nach Tierwohlschweinen allerdings und eine langfristige positive Entwicklung ist nicht abzusehen, heißt es im aktuellen Tierwohlbericht.
Der Handelskonzern Rewe hatte beispielsweise durch den Ausbau des Programms „Fair zum Tier“ eine starke Nachfrage nach Mastschweinen aus dem AMA-Gütesiegel-Modul „Mehr Tierwohl Sehr Gut“ generiert. Durch Abschluss von 5-Jahres-Verträgen haben durch dieses Projekt viele Halter von Tierwohlschweinen eine Zukunftsperspektive gewonnen.
Aus heutiger Sicht ist allerdings mit Ende 2025 der Ausbau bestehender Programme abgeschlossen. Ohne weitere Nachfrage im Bereich Tierwohl sind laut Tierwohlbericht weitere Zuwächse in diesen Segmenten unwahrscheinlich.
Keine Vermarktungsgarantie für Tierwohlschweine
Daher ist der Rat der Schweinebörse eindeutig: „Betrieben, die auf besonders tierfreundliche Haltung umsteigen wollen, kann aktuell keine Vermarktungsgarantie zugesichert werden.“ Um die Tierwohlproduktion weiter auszubauen, brauche es eine gesteigerte Nachfrage nach Bio- und Tierwohl-Schweinefleisch, transparente Auslobung von Herkunft und Haltungsform für Konsumentinnen und Konsumenten, sowie einen verlässlichen rechtlichen Rahmen für die Schweinehaltung in Österreich. So beunruhigt die Schweinehalter vor allem, welche Übergangsregeln für das Aus beim Vollspaltenboden künftig greifen werden.
Laut Tierwohlbericht entfielen in der konventionellen Tierwohl-Schweinemast 99.500 Schlachtungen auf das Modul „Mehr Tierwohl –Gut“. Das waren 1,8 % weniger als 2023. 66.800 Schlachtungen waren dem Modul „Mehr Tierwohl – Sehr Gut“ zuzuordnen, ein Plus von 51 %. Bioschweine wurden nach Angaben der Klassifizierungsdienste 80.100 Stück in 2024 geschlachtet. Das entsprach einem Minus von 1,8%. Aufgrund eines hohen Anteils von Direktvermarktung ist eine signifikante Anzahl von Bioschlachtungen allerdings nicht erfasst.
Laut Tierwohlbericht hat sich die heimische Schweineproduktion nach den Rückgängen der vergangenen Jahre stabilisiert. Rund 4,4 Mio. Schlachtungen sind über die Klassifizierung erfasst, ein Plus von 0,9 %. Davon sind 2,17 Mio. Schlachtungen oder rund 49 % keinem Qualitätsprogramm zuzuordnen. Davon wurden etwa 1,6 Mio. Schweine in Österreich geboren, gemästet und geschlachtet. Das waren 0,8 % mehr als 2023. Knapp 137.000 Schweine wurden im Ausland geboren, aber in Österreich gemästet und geschlachtet, ein Plus von über 42,4 %. Zur Schlachtung importiert wurden nach dem Tierwohlbericht 402.000 Schweine. Das waren knapp 8 % mehr als 2023. Knapp 2 Mio. Schweineschlachtungen oder rund 45 % entfielen auf das AMA-Gütesiegel. Das waren aber 3 % weniger gegenüber 2023.
Konsumenten achten vermehrt auf den Preis
Somit sind 2024 in absoluten Zahlen nur die Schlachtungen im AMA-Gütesiegel „Mehr Tierwohl – Sehr Gut“ und ohne jegliches Qualitätsprogramm gestiegen. Den Zuwachs in der Kategorie der Schweine ohne Qualitätsprogramm führt die Schweinebörse auf die gestiegene Preissensibilität der Konsumentinnen und Konsumenten zurück. Sie verlangten vermehrt günstiges Schweinefleisch. Auch der starke Anstieg im Import von Ferkeln und Schlachtschweinen sei darauf und auf das allgemein knappe Schweineangebot zurückzuführen, heißt es im Bericht.
Die gestiegene Zahl der Ferkelimporte hänge unter anderem mit dem bis 2033 umzusetzenden Umbau auf Bewegungsbuchten in der Sauenhaltung zusammen. Für die Schweinebörse ist dies ein Beispiel, wie sich nationale Alleingänge bei den Haltungskriterien negativ auf die heimische Produktion auswirken können. von Josef Koch