Monat: Dezember 2023

Junge Generation in Deutschland hat „mehr Bock“ auf Fleisch aber kein Geld

GDas ist überraschend: Während betagtere Deutsche beim Fleischeinkauf weiter sparen, kauft die junge Generation wieder mehr Fleisch.

„Fleisch und Wurst entwickeln sich positiver als im vorigen Jahr“, erklärte Werner Lauß von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) auf dem Fleischkongress 2023 in Mainz. Die 500 Zuschauer aus der gesamten Fleischwertschöpfungskette nahmen diese Botschaft gerne auf. Unterm Strich schrumpfte die gesamte Einkaufsmenge an Fleisch aber weiter und zwar um 1 %.

Laut Lauß entwickelten sich die privaten Haushalteinkäufe in den verschiedenen Segmenten aber sehr unterschiedlich. Bei weiterhin festen Preisen für Frischfleisch und Wurstwaren, die im Zeitraum Januar bis September etwa 7 % über dem Vorjahr lagen, musste Rotfleisch mengenmäßig Rückgänge von knapp 3 % hinnehmen. Im Gegensatz dazu erfreute sich Geflügel sowohl mengen- als auch umsatzmäßig eines deutlichen Zuwachses.

Wo die Reise künftig hingehen könnte, zeigte Lauß mit dem Einkaufsverhalten der jungen Generation. Sie zeigt eine andere Einstellung zum Thema Preis und Ernährung, wobei ein Trend zu pflanzlicher Kost zu beobachten ist. Interessanterweise hat aber der Fleischkonsum der sogenannten Millennials (Alter 27-41) und iBrains (Alter 12 bis 16 ) im laufenden Jahr spürbar zugelegt. Demnach sind die älteren Generationen für den leichten Rückgang von 1 % bei den Fleischeinkäufen 2023 verantwortlich. Vor allem die iBrains überraschen mit einem Anstieg um 50 % im Vergleich zu 2022.

Problematisch bleibt insgesamt aber weiterhin das begrenzte Budget der Verbraucher. So sinkt das Geschenkbudget der Deutschen zu Weihnachten auf ein Neun-Jahres-Tief, wobei Lebensmittel beliebte Geschenkoptionen bleiben. Im Wettbewerb der Fleischarten verliert Schweinefleisch weiter an Marktanteilen, während Geflügelfleisch, insbesondere Hähnchen, an Popularität gewinnt. Das ist nicht selbstverständlich, weil der Durchschnittspreis für Hähnchen um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen ist.

Die Inflation beeinflusst das Einkaufsverhalten deutlich. „Fast ein Viertel der Haushalte können sich nach eigener Aussage fast nichts mehr leisten“, berichtete Lauß. Die Preissensibilität der Verbraucher sei hoch: „60 % der Konsumenten reagieren zunehmend wütend auf Preiserhöhungen.“ Kein Wunder also, dass die Discounter beim Fleischabsatz wieder an Bedeutung gewinnen können, während Fachgeschäfte Marktanteile verlieren. Zudem steigt auch die Marktbedeutung von Werbeaktionen und Promotions im Fleischsektor. 33 % der Einkaufsmenge fielen demnach 2023 in diesen Bereich. 2020 waren es nur 22 %.

Lauß zeigte dann noch auf, dass die jüngeren Generationen durchaus neue Chancen für den Fleisch- und Geflügelmarkt böten – insbesondere im Bereich Convenience. „Die jungen Generationen sind offen für Neues. Hier kann man sicherlich Cultured/Cultivated Meat nennen oder auch besondere Cuts“, so Lauß. Themen wie Tierwohl und Nachhaltigkeit bleiben zentral, während innovative Produkte wie Cultured Meat oder neue Rezepturen künftig an Bedeutung gewinnen.

ASP bei unseren Nachbarn in Italien: Tierseuche ist außer Kontrolle

achbarnItalien bekommt die Afrikanische Schweinepest (ASP) nicht unter Kontrolle. Das Seuchengeschehen weitet sich immer mehr aus, erstmals wurde jetzt ein Fall in der nord-italienischen Region Emilia-Romagna nachgewiesen. Wie die Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH) in Paris mitteilte, wurde ein Wildschwein in der Provinz Piacenza positiv auf das Virus getestet. Die italienische Schweinehalter sind sehr besorgt und fordern die Tötung von mehr als 700.000 Wildschweinen. Das entspräche rund der Hälfte des gesamten Wildschweinbestands in Italien.

Die neu betroffene Region Emilia-Romagna grenzt an die Regionen Ligurien, Piemont und Lombardei, in denen seit Januar 2022 Fälle von ASP bei Wild- und Haustieren amtlich festgestellt wurden. Bisher wurden in diesem Gebiet im Nordwesten Italiens 993 infizierte Wildschweine aufgefunden.

In Europa ist die Afrikanische Schweinepest (ASP) seit Anfang Juli in zahlreichen Nutztierschweinebeständen ausgebrochen. Jüngst bestätigten die Behörden einen Fall im polnischen Bezirk Maków im nördlichen Teil der Woiwodschaft Masowien in Polen. Laut Presseberichten ist dies besorgniserregend, da es der erste Fall in dieser Region ist. In diesem Teil des Landes ist die Tierseuche bislang weder bei Hausschweinen noch bei Wildschweinen aufgetreten.

Noch dramatischer sei die Situation laut AgE in den Balkanstaaten. Nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) wurden allein im Zeitraum vom 30. Juni bis zum 7. Juli 89 Schweinehaltungen in Europa mit dem ASP-Virus infiziert:

  • Die meisten davon in Serbien mit 30 neuen Fällen.
  • In Rumänien waren es 18.
  • Wie berichtet trat die ASP auch erstmals in Bosnien-Herzegowina sowie in Kroatien auf, wo es bis zum 7. Juli bereits 23 beziehungsweise 22 betroffene Nutzschweinebestände gab.

Laut des europäischen Tierseuchenmeldesystems (ADIS) meldeten seit Anfang des Jahres bis zum 7. Juli 13 europäische Staaten ASP-Ausbrüche auf landwirtschaftlichen Betrieben mit Hausschweinen. Insgesamt gab es 419 Ausbrüche. Zum Vergleich: Im ganzen Jahr 2022 verzeichnete ADIS 537 ASP-Nachweise in Schweinebetrieben. Diese Zahl dürfte 2023 übertroffen werden. Mit Material von AgE

Chinas: Schweinemarkt bleibt unter Druck

In China trifft derzeit ein umfangreiches Angebot an Schlachtschweinen auf eine schwache Schweinefleischnachfrage. Die Preise für Schlachtschweine sind dementsprechend niedrig und Erzeuger sowie Schlachtunternehmen mit eigenen Tieren klagen über Verluste. Zum dritten Mal in diesem Jahr will die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission nun mit Maßnahmen zur Marktstützung gegensteuern.

In China verharren die Schlachtschweinepreise weiter auf einem niedrigen Niveau. Dies sorgt auf Erzeugerseite, aber auch bei Schlachtunternehmen mit eigenen Tieren für Verluste. Grund für die Niedrigpreisphase ist ein umfangreiches Schlachtviehangebot, das auf eine konjunkturbedingt schwache Schweinefleischnachfrage trifft. Aufgrund des wirtschaftlichen Drucks schicken die Erzeuger verstärkt Schweine zur Schlachtung. Andere sollen sich vermehrt von ihren Tieren trennen, um nicht von der Afrikanischen Schweinepest (ASP) betroffen zu sein.

Die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) will nun zum dritten Mal in diesem Jahr gegensteuern. Gestern gab es eine Ausschreibung, um 10.000 Tonnen Schweinefleisch vom Markt zu nehmen und ins Lager der Zentralreserve zu überführen. Bereits im Februar und Juli wurden ebensolche Marktstützungsmaßnahmen durchgeführt, bei denen jeweils mehr als 20.000 Tonnen angekauft wurden.

Die NDRC hatte vor der Interventionsmaßnahme festgestellt, dass das landesweite durchschnittliche Schweine-zu-Getreide-Preisverhältnis seit mehr als drei aufeinanderfolgenden Wochen mit Werten zwischen 5:1 und 6:1 in einem ungünstigen Bereich liegt, weshalb Gegenmaßnahmen erforderlich werden. Laut nationaler Erhebung lag der Schlachtschweinepreis Ende November bei 14,60 CNY (1,87 Euro) pro Kilogramm Lebendgewicht (LG); das ist gut ein Drittel weniger als vor zwölf Monaten. Die Gewinnschwelle für die Schweineproduktion soll bei etwa 16 CNY/kg (2,05 Euro) liegen, wobei es zwischen den Betrieben große Unterschiede gibt.

Laut kürzlich vom Landwirtschaftsministerium veröffentlichten Produktionsdaten wurden im Oktober 28,67 Mio. Schweine geschlachtet; das waren 3,3% mehr als im Vormonat und 36,7% mehr als im Oktober 2022. Die Gesamtzahl der ins Schlachthaus gelieferten Schweine belief sich von Januar bis Oktober auf 271,1 Mio. Stück und übertraf die vergleichbare Vorjahresmenge um 17,0%. Der Sauenbestand in China ist seit Monaten rückläufig; im Oktober lag er mit 42,1 Mio. Stück um 3,9% unter dem Vorjahresniveau. Allerdings hatte dies aufgrund der Produktivitätssteigerung bisher wenig Effekt auf das Lebendangebot. Die Regierung strebt offiziell einen geringeren Bestand von 41 Mio. Sauen an.

Zwar ist Schweinefleisch für die Verbraucher in China durch den Preisverfall erschwinglicher geworden, doch greifen diese in wirtschaftlich unsicheren Zeiten nicht beherzt zu. Die Nachfrage schwächelt. In den ersten Monaten dieses Jahres wurden aus der Volksrepublik noch steigende Schweinfleischimporte gemeldet, aber das hat sich mittlerweile geändert. Dem Ministerium zufolge wurden im Oktober 91.700 t eingeführt; das waren 41,4% weniger als zwölf Monate zuvor. In den ersten zehn Monaten lag die Bezugsmenge bei 1,37 Mio. Tonnen, was gegenüber der Vorjahresperiode ein Minus von 0,8% bedeutete. Dieses dürfte bis Jahresende noch anwachsen.

Zwar gehen Analysten davon aus, dass sich die Schweinefleischnachfrage in Richtung Frühlingsfest im Februar 2024 verbessern wird, doch wird auch mit einem ausreichenden Schweineangebot gerechnet. Werden die Futurekurse für Lebendschweine an der Dalian Commodity Exchange (DCE) als Indikator genommen, dann ist im ersten Halbjahr 2024 kaum mit einem Anstieg der Schlachtschweinepreise über die Marke von 16 CNY (2,05 Euro) je Kilogramm Lebendgewicht zu rechnen. von AgE

Hans Kudlich: Held der Bauernbefreiung bei uns in Österreich

Vor 175 Jahren schwang sich Hans Kudlich zum Helden der Bauernbefreiung auf. Eine Erinnerung an eine historische Persönlichkeit.

Wien Vor 175 Jahren wurde im Habsburger-Kaiserreich das Grundentlastungsgesetz, das die Bauern aus der Abhängigkeit und dem Untertanenverhältnis gegenüber der Guts-und Grundherrschaft befreite, beschlossen. Der damals jüngste Abgeordnete im Reichstag , Hans Kudlich, 25-jähriger Student und Bauernsohn aus Lobenstein (heute Uvalno in Tschechien), hatte im Reichstag den Antrag gestellt, der nicht nur bei den 94 bäuerlichen Abgeordneten, sondern auch bei den bürgerlich-liberalen Gruppen im 382 Mitglieder zählenden Parlament weitgehende Unterstützung gefunden hat.Die Reichsversammlung beschloss: „Von nun an ist das Untertänigkeitsverhältnis samt allen daraus entspringenden Rechten und Pflichten aufgehoben.“ Nach eingehenden Verhandlungen wurde dieser historische Antrag von Hans Kudlich von Kaiser Ferdinand sanktioniert.

Am 24. September dieses Jahres bedankten sich 60.000 Bauern mit einem eindrucksvollen Fackelzug dafür, über Grund und Boden und die wirtschaftliche Ausrichtung der Betriebe verfügen zu können. Der Kaiser flüchtete nach Aufständen im Revolutionsjahr 1848 nach Mähren, Staatskanzler Klemens Wenzel Metternich trat zurück. Der junge Kaiser Franz Joseph folgte ihm nach und führte die Grundentlastung bauernfreundlich durch und regierte bis 1916. Hans Kudlich wurde aufgrund der Teilnahme an der Revolution gegen eine nicht mehr zeitgemäße Wirtschaftsform und Verfassung in Abwesenheit zum Tode verurteilt und floh nach dem Scheitern des Wiener Oktober-Aufstands nach Amerika.

Hans Kudlich starb als anerkannter Arzt und Politiker 94-jährig 1917 in Hoboken bei New York. Die Bauernbefreiung in Österreich ist ein Meilenstein für die Entwicklung der Land-und Forstwirtschaft von der Monarchie bis zur Republik.

Nach der Gründung der Doppelmonarchie Österreich/Ungarn 1867 wurden als Konsequenz aus der Bauernbefreiung wichtige Behörden und Institutionen gegründet, die als kaiserliches Erbe bis heute Bestand haben. Gemäß Reichsgesetzblatt 12/1868 wurde das Ackerbauministerium mit dem ersten Minister Alfred Graf Potocki errichtet und dem neuen Ressort die Verantwortung für alle Bodenprodukte sowie die Forstwirtschaft und Kompetenzen für die Jagd und Fischerei übertragen.

Die Kernaufgaben Land- und Forstwirtschaft, Ernährung, Wasserwirtschaft und Kulturtechnik werden auch noch vom heutigen Agrarressort wahrgenommen. Zur Beobachtung der Preise und Steuerung des Agrarhandels wurde 1869 die Börse für landwirtschaftliche Produkte in Wien eingerichtet und hält wöchentlich Notierungssitzungen für wichtige pflanzliche Produkte ab.

Zur Intensivierung der Ausbildung in der Landwirtschaft sowie Forschung wurden 1869 das Francisco-Josephinum in Mödling bei Wien, heute in Wieselburg, gegründet, die Universität für Bodenkultur 1872. Als Folge der Bauernbefreiung und Beratungen beim Agrarkongress 1868 in Wien folgten schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Gründungen von Genossenschaften und Landeskulturräten, aus denen nach dem Zerfall der Monarchie 1918 die Landwirtschaftskammern hervorgingen.

Im Jahre 1968 gründete der damalige ÖVP-Landwirtschaftsminister Karl Schleinzer die Gesellschaft für Land-und Forstwirtschaftspolitik (ab 1991 Ökosoziales Forum) als Plattform für den Dialog zwischen Land-und Forstwirtschaft, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Die Organisation schuf den Hans Kudlich-Preis für publizistische und wissenschaftliche Leistungen im Dienste der Land-und Forstwirtschaft, der bis heute an 160 Persönlichkeiten, darunter auch an den Autor dieser Zeilen 1990, vergeben wurde. Einig sind sich die politischen Interessensvertretungen für die Land-und Forstwirtschaft darüber, dass sich Hans Kudlich heute für Menschenrechte, persönliche Freiheit, europäische Werte und Solidarität einsetzen würde.