„Wir haben keine Einkommenssicherheit mehr“

Angesichts geschrumpfter Ausgleichszahlungen, sinkender Erzeugerpreise und weiterer großer Herausforderungen für Bauern hatte Norbert Totschnig einen ziemlich schweren Stand bei der AGÖ-Veranstaltung.

Der große Andrang in der Dorfhalle in Pfaffing (OÖ) am Dienstag abend sorgte selbst bei Norbert Totschnig für Respekt. „Über 1.500 Bauern hier, teilweise von sehr weit angereist. Das ist auch für mich ein besonderer Moment“, eröffnete der Landwirtschaftsminister seine Einstiegsrede bei der Diskussionsveranstaltung der Agrargemeinschaft Österreich (AGÖ) am 23. April.

Geschäftsführer Hans Konrad hatte den Minister eingeladen, mit Bauern über deren Probleme offen zu sprechen. Dazu zählen u.a. rückläufige Milchpreise, gesunkene Ausgleichszahlungen, das neue Programm Tierhaltung Plus, das Verbot von Vollspaltenböden oder auch die Herkunftskennzeichnung.

Totschnig stellte zu Beginn als „Eisbrecher“ klar: „Ich bin kein Showman, mir geht’s um sachliche Arbeit. Ich setze mich für alle Bäuerinnen und Bauern ein. Aber ich bin keiner, der etwas verspricht, das er nicht einhalten kann. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, dass man es immer allen recht macht. Deshalb gibt es auch immer wieder Kritik. Das gehört zum politischen Geschäft, zum politischen Dialog. Und genau deswegen bin ich heute hier.“

AGÖ-Geschäftsführer Hans Konrad sorgte bei seiner kurzen Begrüßung gleich für ein erstes Brodeln im Saal. Er kritisierte, dass die EU-Ausgleichszahlungen „nicht bei den Bauern ankommen.“ Weiters merkte er an: „Wir sind an einem Punkt, wo die Einkommenssicherheit nicht mehr da ist, wo wir jeden Tag enteignet werden. Wo uns jeden Tag für unsere fleißige Arbeit unser Lohn gestohlen wird.“ Dafür erntete er wie nicht anders zu erwarten tosenden Applaus. Und Konrad untermauerte nochmals seine Forderung nach einer Erhöhung des Milchpreises um fünf Cent: „Unsere Haupteinnahmequelle muss wieder der Rohstoff werden, den wir produzieren.“

Wie sich im Laufe der anschließende Fragerunden zeigte, war der Minister in der teilweise sehr hitzig geführten Diskussion schon sehr viel Kritik ausgesetzt. Um es aber gleich vorwegzusagen: Der Minister hielt den teilweise sehr angriffigen Fragen und Bemerkungen vergleichsweise ruhig stand und nahm sich zudem über zwei Stunden Zeit. Dafür zollte ihm auch die AGÖ um ihren Geschäftsführer Hans Konrad entsprechenden Respekt.

Martina Mittermayr von der AGÖ vergaß in diesem Zusammenhang aber auch nicht zu erwähnen, dass sowohl der OÖ Landwirtschaftskammerpräsident Franz Waldenberger als auch die Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger trotz Einladung nicht nach Pfaffing gekommen waren. Waldenberger habe einen wichtigeren Termin als Grund für sein Nichterscheinen angegeben, meinte Mittermayr und ergänzte: „Ich frage mich, was es an diesem Tag für einen wichtigeren Termin geben kann als unsere Veranstaltung.“

Gegen Ende meldete sich dann noch Altbauer Alois Steinmann (89) aus Pfaffing mit rührenden Worten ans Publikum. Unter anderem meinte er: „Mich stimmt das ein bisschen traurig, dass man jetzt in guten Zeiten die Bauern nicht mehr brauchen kann. Ich wollte immer Bauer werden“, so Steinmann. Und es seien die 50, 60er Jahre wahrlich nicht einfach gewesen. Aber es sei immer ein wenig besser geworden. Vor allem sei der Bauernstand immer geachtet worden. Ich habe 1986 den ersten Laufstall gebaut. Da bin ich noch ausgelacht worden.“ Am Ende legte der Altbauer Minister Totschnig folgendes ans Herz: „Wenn der Herr Minister heimkommt, soll er zu seinen Kollegen sagen: „Mander, es ist Zeit. Wir müssen jetzt den Bauern helfen, kostet es, was es wolle. Laute Bravorufe schallten durch die Halle….

Bedingtes Verständnis füreinander

Für Konrad war das Gespräch mit Totschnig und anderen Vertretern der Politik ein Schritt in die richtige Richtung. Der Minister habe gesehen, was bei den Bauern los ist. Die wiederum hätten Einblick in die Politik bekommen. Allerdings hinterließ die Veranstaltung auch den Eindruck, dass das Verständnis für die vielschichtigen Probleme der anwesenden Bauern beim Minister und den übrigen Vertretern zumindest nur bedingt vorhanden war. Ein stärkeres Aufeinanderzugehen wäre wünschenswert.