JETZT auch Bauernproteste -„Es ist ein Zeichen, dass wir unzufrieden sind“

Geschätzte 1.000 Bäuerinnen und Bauern machten heute ihrem Unmut über die Agrarpolitik in Pöndorf (OÖ) Luft. Anlass war der Besuch von Minister Totschnig bei Lasco. Fazit: Es gibt ein Folgetreffen.

Wenn Österreichs Agrarpolitik und Standesvertretung bisher vielleicht davon ausging, dass es bei uns keine Bauernproteste geben würde, sieht dies seit heute anders aus. Am Nachmittag fuhren am Lasco-Werk im oberösterreichischen Pöndorf Bauern mit ihren Traktoren vor, rund 500 Stück sammelten sich am Gelände. Da auch viele Bäuerinnen und Bauern mit dem Auto kamen, dürften es rund 1.000 gewesen sein. Es hatte sich vorher herumgesprochen, dass Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig dem Unternehmen einen Besuch abstatten wird.

„Wir wollten heute ein Zeichen setzen, dass wir nicht zufrieden sind mit der Agrarpoltik bei uns“, erklärt Siegfried Salchenegger. Er hat zusammen mit anderen Mitgliedern der Agrargemeinschaft Österreich (AGÖ) und Lep Steinbichler mit seinem Verein „Echt Ehrlich“ die „Mahnwache“ vor Lasco organisiert. Wobei: Die Kundgebung war nicht genehmigt, und die Organisatoren werden wohl noch mit Konsequenzen zu rechnen haben. Doch das war ihnen offenbar egal, sie wollten ihrem Unmut heute einfach einmal Luft machen. „Das Nein der Regierungsparteien zur umfassenden Herkunftskennzeichnung kürzlich im Parlament hat das Fass zum Überlaufen gebracht“, meinte Salchenegger. Leo Steinbichler hatte hierzu ein Volksbegehren mit 150.000 Unterschriften eingebracht.

Ab ca. 13 Uhr füllte sich der Platz vorm Haupteingang immer mehr, mit Transparenten wie „Herkunfts- statt Haltungskennzeichnung“ oder auch „Wir lassen uns nicht mehr verar….“ platzierten sich Teilnehmer um Teilnehmer auf dem Platz. Viele hatten sogar ihren Nachwuchs mitgebracht, sogar mit ihrer Spielzeugtraktoren. Ein kalter Wind wehte allen trotz des an sich schönen Wetters bis zum Eintreffen des Ministers um die Ohren. Es dauerte bis etwa 15 Uhr, als Totschnig auf das Gelände fuhr. Schon beim Aussteigen hallten ihm zahlreiche Buhrufe entgegen.

Doch den Tiroler brachte das nicht aus der Fasson. Er nahm das Mikro und sagte in Richtung der von Beginn an ziemlich aufgebrachten Menge: „Ich kenne die Sorgen der Bauern. Wir kämpfen für unsere Bauern, für Versorgungssicherheit und faire Einkommen.“

Als Totschnig auf die Budgetaufstockung verwies, reagierten die anwesenden Bauern aufgebracht. Die Buhrufe wurden von Satz zu Satz lauter. Dies ließ Martina Mittermayr von der AGÖ nicht unkommentiert: „Von den Milliardenpaketen, die für die Landwirtschaft geschnürt werden, haben wir Landwirte kaum etwas. Es werden so viele Gelder aus dem Topf herausgezogen, dass fast nichts mehr ankommt.“

Siegfried Salchenegger formulierte gegenüber dem Minister noch einmal die wichtigsten Forderungen der Bauern: „Erstens geht es um die allumfassende Herkunftskennzeichung von Lebensmitteln. Weiters müssen die hohen heimischen Standards auch bei Importware angewendet werden, nicht nur bei unseren Produkten! Und drittens müssen Landwirtschaftsgelder und Förderungen wirklich bei den Bauern ankommen, und nicht für andere Sachen verwendet werden!“ Und als vierten Punkt führte er an: „Wenn diese drei Punkte nicht umgesetzt werden, kommen wir wieder.“

Daraufhin lud der Minister Mittermayr, Konrad, Salchenegger und Steinbichler noch auf ein Gespräch in das Hauptgebäude von Lasco ein. Am Ende einigte man sich darauf, sich am kommenden Freitag in Linz auf weitere Verhandlungen zu treffen.