Der Wahrheit auf der Spur-Faktencheck: Mythen um die Gesundheitsrisiken von Fleisch

Fleisch ist in Verruf geraten. Zahlreiche gesundheitliche Risiken werden damit in Verbindung gebracht. Mindert Fleischkonsum damit die Lebenserwartung?

Für einen besonderen Aufreger sorgte die Weltgesundheitsorganisation. 2015 erklärte sie verarbeitetes Fleisch für krebserregend und unverarbeitetes rotes Fleisch für wahrscheinlich krebserregend.

Spanien führt bei Fleischverbrauch und Lebenserwartung

Droht Menschen, die sich gerne ein Steak auf den Teller legen, nun ein früheres Ableben? Um eine Antwort darauf zu erhalten, hat man die 27 Länder der europäischen Gemeinschaft unter die Lupe genommen. Dazu wurden die Zahlen zum Fleischverbrauch und zur Lebenserwartung der Bevölkerung miteinander verglichen. 

Zum spanischen Fallbeispiel ist natürlich zu sagen, dass die Lebenserwartung mit vielen Faktoren zusammenhängt. Das wird bei eindimensionalen Betrachtung nicht alles widergegeben. Und selbstverständlich ließen sich anhand des Zahlenmaterials zusätzliche weitere Zusammenhänge festmachen. So könnte etwa ein Vergleich zwischen westlichen und östlichen Ländern Unterschiede aufzeigen. Deshalb ist der spanische Effekt nur als eine Art Randnotiz zu verstehen. Wer will, kann das auch Zufall verstehen, denn die Kernaussage der statistischen Auswertung ist, dass Fleischkonsum und Lebenserwartung nur gering korrelieren.

Die Werte zum Fleischverbrauch stammen von der Welternährungsorganisation (FAO), die dafür weltweite Zahlen bereitstellt und damit eine global einheitliche Basis liefert. Gegenüber den oben aufgeführten Zahlen ist zu berücksichtigen, dass Verbrauch und Verzehr etwas voneinander abweichen. Der Verbrauch pro Kopf ergibt sich aus der Produktion, korrigiert um Ex- und Importe, umgelegt auf die Bevölkerungszahl. Darin enthalten ist also beispielweise auch die Verfütterung an Haustiere. Der Verzehr fällt niedriger aus, weil hier nur zählt, was der Mensch tatsächlich zu sich nimmt.

Über alle Nationen hinweg und damit bei einer breiten statistischen Basis zeigt sich: Fleischkonsum und Lebenserwartung stehen in keiner engen Korrelation zueinander. Aus einem verminderten Fleischkonsum lässt sich statistisch keine höhere Lebenserwartung ableiten, wie auch umgekehrt kaum eine Aussage möglich ist.

Überraschend dürfte sicherlich sein, dass ausgerechnet das Land mit dem höchsten Fleischverzehr die höchste Lebenserwartung in der EU-27 hat.