In Deutschland-Streit am Schweinemarkt: Tönnies, Vion und Westfleisch machen Hauspreise

Der Vereinigungspreis hat Mittwoch nachgegeben, doch den Schlachtern reicht das nicht. Sie setzen mit Hauspreisen den Markt zusätzlich unter Druck.

Der Schweinemarkt ist seit Wochen unter Spannung. Die rote Seite fordert gebetsmühlenartig weitere Preisabschläge bei Schlachtschweinen, weil die Fleischgeschäfte im In- und Ausland schwächeln. Die grüne Seite verweist auf das knappe Lebendangebot und hält dagegen. Bisher haben sich die Schlachtunternehmen mit Hauspreisen zurückgehalten. Das scheint sich nun zu ändern.

Nachdem die Vion bereits in der vergangenen Woche einen Hauspreis verkündet hat, der 5 Cent unter dem VEZG-Preis lag, preschen nun Tönnies und Westfleisch in der neuen Schlachtwoche vor.

Wie Händler berichten, wird bei Tönnies ab dem morgigen Freitag statt der 2,20 € pro kg SG nur noch ein Hauspreis von 2,15 € gezahlt. Bei Westfleisch ist demnach ein Hauspreis in der gleichen Höhe angekündigt, der aber erst ab Montag gelten soll. Und auch Vion bestätigt auf Anfrage, dass es ebenfalls in der neuen Schlachtwoche einen Hauspreis gibt. Der niederländische Schlachtkonzern wird ab Montag einen deutschlandweiten Hauspreis von 2,15 € zahlen.

Wie marktwirksam diese Hauspreise dann wirklich sind, muss sich zeigen. Bei Tönnies stehen nämlich die meisten Schlachtschweine unter Vertrag. Marktkenner schätzen, dass etwa 70 bis 80 % der Tiere vertraglich gebunden sind und dort der VEZG-Preis als Basis genannt ist. Schweinemäster mit diesen Verträgen haben somit einen Hauspreisschutz. Bei Westfleisch dürfte der Vertragsanteil sogar noch größer sein. In den Partnerverträgen der Westfleisch ist aber der VEZG-Preis nicht zwingend vorgeschrieben, berichten Händler. In der Vergangenheit hat man bei den Münsteranern oft unterschiedliche Hauspreise für Mitgliedsbetriebe und freie Schweine ausgerufen. Wie es diesmal läuft, ist noch nicht ganz klar.

Auch wenn sich wegen der Klauseln die Hauspriese am Markt nur abgeschwächt auswirken, dürfte die Hauspreisdiskussionen die Schweinehalter verunsichern. Vermutlich wird auch dadurch die Abgabebereitschaft der Mäster zunehmen, weil sie sich sorgen, dass die Notierung weiter fällt. Dann hätte man den Preisdruck auch am Lebendmarkt. Marktinsider vermuten, dass genau das das Ziel von Tönnies, Westfleisch und Co. ist.