Wahre Preise bei Penny

Die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) zeigt sich von der jüngsten PR-Aktion des Discounters Penny nicht überrascht. Lebensmittel sind in Relation zu ihrer wahren Preiswürdigkeit massiv unterbewertet, so Matthias Frieß, Vorsitzender der Vereinigung der Erzeugergemeinschaften. Landwirte erhalten unter Berücksichtigung aller Nachhaltigkeitskriterien, zu denen auch eine gerechte Entlohnung der eingesetzten Arbeitskraft gehört, seit über 70 Jahren keine vollkostendeckenden Erzeugerpreise. Wir freuen uns, dass Penny das erkannt hat. Bisher mussten Nahrungsmittel billig sein, damit Kaufkraft verfügbar ist, um die Konsumbereitschaft für andere Produkte der Industrie aufrecht zu erhalten.
Heute müssen wir erkennen, dass aufgrund der steigenden Inflation und der sinkenden Kaufkraft die „wahren Lebensmittelpreise“ völlig unrealistisch geworden sind. Viel wäre gewonnen, wenn sich der Lebensmitteleinzelhandel noch stärker zu regionalen Produkten bekennt. In Bezug auf eine nachhaltige Lebensmittelversorgung brauchen wir nicht noch mehr Globalisierung wie das vor dem Abschluss stehende Mercosur Handelsabkommen. Auf die Aktion der „wahren Preise“ für Importprodukte aus Übersee sind wir bereits heute gespannt. Die Antwort kann daher aus Sicht der VEZG nur so lauten, dass der hiesige LEH noch stärker auf regionale und deutsche Erzeugnisse setzt und dies durch eine eindeutige Herkunftssicherung kenntlich macht, so Matthias Frieß.

Prof. Breunig, Agrarökonom an der Universität Triesdorf, macht in seinem Twitteraccount auf einen anderen Zusammenhang aufmerksam. Lt. der Studienberechnung liegen die wahren Kosten der ökologischen Varianten bei 19 von 21 Lebensmitteln über denen der konventionellen Produkte. Er glaubt daher, dass bei Berücksichtigung aller externen Umwelt- und Klimakosten die meisten konventionellen Lebensmittel günstiger als die ökologischen seien. Er fragt außerdem, ob die Klimawirkung des höheren Flächenbedarf des Ökolandbaus überhaupt voll berücksichtigt wurde.

Die Einkäufer der Discounter haben es in der Hand, den deutschen Landwirten kostendeckende Preise zu zahlen. Allerdings stammen nicht alle Aktionsprodukte aus Deutschland. Zu den Lieferanten zählen auch Bioprodukte aus Österreich.