,Bauer sucht Frau“ auch keine Lösung – Landwirte und ihre schwere Suche nach dem richtigen Partner

Bäuerinnen und Bauern fällt es schwerer, eine Partnerin oder einen Partner zu finden – was auf teils fragwürdige Weise als Fernsehformat vermarktet wird, ist auf vielen Höfen Realität.

Das Fernsehformat „Bauer sucht Frau“ stellt sicherlich nicht besonders realistisch dar, wie es auf den Höfen aussieht. Vielmehr hat die Sendung an manchen Stellen dazu beigetragen, dass sich Landwirte für ihre Partnerlosigkeit schämen, nicht darüber sprechen. Auf der anderen Seite spiegelt das Format ein Problem, das durchaus der Realität entspricht: Nicht wenige Bauern und Bäuerinnen haben Probleme, die Richtige/den Richtigen fürs Leben zu finden.

Genau diesen Eindruck hat Verena Lauber von der Agrargemeinschaft Österreich (AGÖ). Sie ist Mitorganisatorin der Single-Party „Anbandeln am Land“, die Ende Juni in Oberösterreich stattfindet. Mit über 300 Anmeldungen männlicher Teilnehmer ist das Event mehrfach überbucht.

Etwa 80 Tickets für Männer wird es für das Event geben. Bei der AGÖ haben sich keine Frauen angemeldet, deshalb wird mit der „Anbandlerei“ in Salzburg zusammen gearbeitet. Die „Anbandlerei“ wurde 2020 von Teresa Hummelbrunner und ihrer Mutter Claudia Hummelbrunner gegründet. Sie organisieren Events wie Speed-Datings und bauen mit ihren Veranstaltungen ein Netzwerk für Singles.

„Unsere Veranstaltungen sind geschützte Orte, dort fühlen sich die Singles unter sich wohl. Bei den Events lernen sie im besten Fall einen Partner kennen, andernfalls vielleicht andere Alleinstehende, mit denen sie etwas unternehmen können.“ Viele Partnersuchende seien frustriert vom Online-Dating und kontaktieren deshalb bewusst die „Anbandlerei“, um den direkten Kontakt zu anderen Alleinstehenden zu finden.

In ihrem Netzwerk werben die beiden Gründerinnen nun aktiv Frauen für „Anbandeln am Land“ an. Es gab Zeiten, da war es schwerer, Männer für solche Veranstaltungen zu finden, erzählt Teresa Hummelbrunner. Inzwischen gebe es weniger Single-Frauen.

Das Problem, das sie sowohl bei den Veranstaltungen als auch in ihren Coachings sehen: Oft sind die Erwartungen sehr hoch. Die Partnersuche wird verbissen gesehen.

Wenn eine Lebenspartnerin am Hof fehlt, dann hat das oft auch Konsequenzen für die Landwirtschaft. Andreas Feichtlbauer ist Geschäftsführer beim Lely Center Enns, einem der Veranstaltungssponsoren von „Anbandeln am Land“. Er erlebt es im alltäglichen Geschäft immer häufiger, dass Landwirte und Hofnachfolger ohne Partnerin in Bezug auf Investitionen weniger entscheidungsfreudig sind. „Entscheidungen werden leichter getroffen, wenn man sich mit jemandem abstimmen kann. Mit Unterstützung und durch den Austausch mit der Partnerin oder dem Partner fallen große Investitionen leichter“, sagt Feichtlbauer.

Er beobachtet aber auch, dass in einigen Fällen – ohne die Perspektive auf eine Frau und eine Familie – gar nicht mehr investiert wird. „Wenn es keine Kinder oder eine nachfolgende Generation am Hof gibt, fehlt die Perspektive. Dann werden keine Investitionen mehr getätigt und Landwirtschaft und Hof laufen langfristig aus.“ Für Andreas Feichtlbauer ist das selbstverständlich. Er zieht den Vergleich mit Alleinlebenden in der Stadt: „Wer niemanden hat, baut auch kein Haus, sondern zieht eher in eine Wohnung.“

von Anja Rose