Zukunft Schweinehaltung: Zwischen Wunsch und Wirklichkeit- In Deutschland und bei uns in Österreich?

Auf der ISN-Mitgliederversammlung diskutierten verschiedene Marktakteure über die derzeitige Situation und die Zukunft der Schweinehaltung.

Nach dem offiziellen Teil der Mitgleiderversammlung diskutierten verschiedene Marktakteure auf dem Podium. Insgesamt herrschte Einigkeit darüber, dass die Branche einen massiven Wandel auf allen Stufen der Wertschöpfungskette erlebt und neue Chancen sowie Standortvorteile nutzen müsse.

„Ein bisschen Hoffnung und ganz viel Arbeit“ so lautete die Einschätzung vom ISN-Vorsitzenden Heinrich Dierkes zum jüngsten Beschluss des Tierhaltungskennzeichens im Bundestag direkt zum Einstieg in die Podiumsdiskussion. Haltungsstufe 2 biete dabei laut Hubert Pille, Prokurist beim mittelständischen Schlachtunternehmen Steinemann, die größten Chancen. Für Haltungsstufe 3 werden sich seiner Ansicht nach nur im engen Zusammenschluss mit dem Handel Chancen ergeben. Bei Haltungsstufe 4 und 5 sei hingegen an der Realität vorbei gearbeitet worden. Wichtig sei, dass die Herkunft Deutschland in allen Bereichen gekennzeichnet werde – nicht nur im Handel, sondern auch im Außer-Haus-Verzehr. Erst dann könne sich eine richtige Schlagkraft entwickeln.

Dem konnte Heinrich Dierkes uneingeschränkt zustimmen. „Wir brauchen eine klare Position zu 5xD. Bei dem derzeit knappen Angebot an deutschen Ferkeln, sei das nur schwer darzustellen, gab Christoph Hüsing, Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft Oldenburger Münsterland, zu bedenken. Einige Mäster suchen noch Anschluss so die Erfahrung Hüsings. Ferkel aus Dänemark seien wieder gefragter. Hauptsache man bekomme überhaupt welche, laute häufig die Devise. Hier seien Ketten von Vorteil. Auch Heinrich Dierkes betonte: „Wir brauchen eine gesicherte Wertschöpfung in Ketten, um die Branche abzusichern.“

Wird Fleisch in Zukunft überhaupt noch gefragt sein oder werden Verbraucher mehr und mehr auf vegetarische und vegane Fleischersatzprodukte setzen? Auch mit dieser Frage beschäftigte sich die Diskussion auf dem Podium. Während Hubert Pille erklärte, dass man sich bei Steinemann nicht mit Vaggie-Produkten beschäftige, hat Tönnies seine Produktion von Ersatzprodukten zuletzt deutlich ausgebaut. Doch: „Schweinefleisch bleibt das zentrale Produkt von Tönnies, versicherte Dr. Gereon Schulze Althoff, Leiter Qualitätsmanagement und Veterinärwesen bei der Tönnies Unternehmensgruppe. In Deutschland werde auch weiterhin Fleisch gegessen – 90 Prozent der Bevölkerung wolle nicht darauf verzichten, erklärt Dr. Gereon Schulze Althoff. Zum Start der Grillsaison sei gerade in den letzten Wochen die Nachfrage deutlich gestiegen. Das bestätigt Hubert Pille: „An der Ladentheke zieht das Geschäft an.“

Deutschland sei ein guter Produktionsstandort für Schweinefleisch, daher müsse man aufpassen, dass es auch in Zukunft noch heimisches Schweinefleisch gebe, mahnte Schulze Althoff. „Die deutsche Schweinehaltung gehört in Sachen Klimaeffizienz u den Weltmeistern“, sagt er. Es sei wichtig, diese Leistung sichtbar und messbar zu machen und dies auch entsprechend selbstbewusst zu kommunizieren. In einer effizienten Ressourcennutzung sah Schulze Althoff eine zentrale Herausforderung der Branche für die nächsten Jahre.

Wo geht die Schweinehaltung in Zukunft hin? Gibt es in 10 Jahren noch konventionelle Schweinehaltung in Deutschland – mit dieser Frage beschäftigte sich die Diskussion zum Abschluss. Einigkeit bestand bei Schulze Althoff und Pille, dass es den Begriff konventionell nicht mehr lange geben werde. Während Schulze Althoff einen guten Kompromiss aus Tierwohl und Klimaschutz erwartet, prognostizierte Pille, die Tierhaltung werde zukünftig noch stärker gewissen Regeln unterworfen sein, die aus Wünschen der Gesellschaft entspringen.

Für Hüsing stand fest, dass es auch in 10 Jahren noch viele Schweineställe in Haltungsform 2 geben werde, doch auch die Diversität und starke Nischen werden zunehmen. Heinrich Dierkes betonte, dass Schweinehalter gut daran tun, sich mit der Haltungsform 2 auseinanderzusetzen. Überlegungen zu den Haltungsformen 3 und 4 könnten dann je nach den betrieblichen Voraussetzungen weitere Schritte sein.