Schweinehalter in Dänemark setzen auf klimafreundliche Schnitzel sind wir in Österreich nicht schon weiter ?

ßAb 2050 will Dänemark alle Lebensmittel nachhaltig und klimaneutral erzeugen, es wurde nachgefragt welche Maßnahmen die dänische Schweinebranche dazu ergreift.

Bei einem Selbstversorgungsgrad von mehr als 620 % brauchten die dänischen Schweinefleisch­erzeuger schon immer gute Argumente, um der Konkurrenz eine Nasenlänge voraus zu sein. Nur so konnten sie sich auf den internationalen Märkten behaupten.

Zurzeit bestimmen Nachhaltigkeit und Umweltschutz weltweit die öffentliche Diskussion. Deshalb will die dänische Schweinebranche nicht nur beim Tierwohl, der Lebensmittelsicherheit und Rückverfolgbarkeit hohe Standards setzen, sondern auch beim Klimaschutz und der Nachhaltigkeit die Nase vorn haben. Das Ziel: Ab 2050 sollen alle Nahrungsmittel nachhaltig und klimaneutral produziert werden.

Dazu hat die Branche einige Projekte auf den Weg gebracht, die alle unter dem Motto stehen „more with less“, also mehr Schweinefleisch zu erzeugen um die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren, und gleichzeitig die natürlichen Ressourcen zu schonen.

Mit Erfolg: In den letzten 30 Jahren ist es der Branche gelungen, die Schweinefleischproduktion um knapp 40 % zu steigern, gleichzeitig jedoch die ­Umwelt-belastung zu vermindern. Die Stickstoffemissionen je erzeugtem Kilogramm Schweinefleisch wurden nach Angaben des dänischen Informations- und Wissenszentrums „Seges“ um rund 53 %, die für Phosphor um 56 % und die Ammoniakverluste sogar um 75 % reduziert.

Auch der CO2-Ausstoß wurde seit 1995 um 45 % vermindert. Das nächste ehrgeizige Zwischenziel auf dem Weg zur vollständigen Klimaneutralität ist es, den CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2030 um 70 % zu senken. Dazu müssen jedoch alle Akteure entlang der fleisch­erzeugenden Kette an einem Strang ziehen. Das betrifft die Regierung und die Forschung ebenso wie die Landwirte, sowie die Schlacht- und Verarbeitungsunternehmen.

Großen Einfluss auf die Nachhaltigkeit haben die eingesetzten Futtermittel. Ab 2025 soll das Sojaschrot zum Füttern dänischer Schweine daher ausschließlich aus umweltverträglicher und entwaldungsfreier Produktion stammen. Die Branche forciert zudem den Anbau heimischer Eiweißpflanzen und die Erforschung alternativer Proteinquellen.

Ein vielversprechender Ansatz ist die Gewinnung von „grünem Protein“ aus heimischem Gras, Klee und Luzerne. Dieses Verfahren wird von der Universität Aarhus und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen im Forschungszentrum Foulum intensiv erforscht. Das frisch geerntete Gras wird dazu zunächst zerkleinert und gepresst. Der Pflanzensaft wird gefiltert, mithilfe eines Wärmetauschers auf 80 °C erwärmt und das ausgeflockte Eiweiß in einer Zentrifuge abgeschieden. Durch Milchsäuregärung wird das Pflanzeneiweiß ausgefällt und dann getrocknet.

Grasportion

Eiweiß aus heimischem Gras, das auch von Schweinen verwertet werden kann. (Bildquelle: Seges)

Das so gewonnene trockene Proteinpulver ist lange haltbar und kann in das Futter von Schweinen oder Hühnern eingemischt oder in der menschlichen Ernährung eingesetzt werden. Der Presskuchen dient als Strukturfutter für Rinder, wird in Biogasanlagen vergoren oder zur Herstellung von Dämmmaterial verwendet.

Auch die Haltung kann dazu beitragen, dass Dänemark klimaneutraler produziert. Eine Schlüsselrolle nimmt dabei das Güllemanagement und das Senken der NH3-Emissionen ein. Wird die Gülle z. B. unterflur gelagert, wird weniger klimaschädliches Ammoniak freigesetzt, wenn die Gülle häufiger abgelassen wird und in einen überdachten Güllebehälter gepumpt wird. 

Noch effektiver ist die Gülleansäuerung, bei der der Gülle Säure (z. B. Schwefelsäure) zugemischt wird, die den pH-Wert auf 5,5 senkt und die NH3-Emissionen in Mastschweineställen um bis zu 64 % reduzieren kann.

Nachhaltig ist aber auch die Verwertung der Gülle in einer Biogasanlage, oder der Einsatz energiesparender ­Pumpen bzw. Lüftungsventilatoren und Leuchtmittel im Stall.