Es gilt als Meilenstein in der Geschichte der NÖM, ein Logistikzentrum, das Platz für 26.000 Palettenstellplätze bieten wird. Aber warum ist ein Bau aus Holz alternativlos?
Baden/NÖ – Die NÖM AG ist die Niederösterreichische Molkerei mit Sitz in Baden. Nach eigenen Angaben ist es bundesweit einer der größten Molkereibetriebe. Jährlich werden mehrere Hundert Millionen Kilogramm Milch von rund 2.200 Bäuerinnen und Bauern aus der Region veredelt.
Ein großer Teil der Milchlieferanten bewirtschaftet gemischte land- und forstwirtschaftliche Betriebe. Zurzeit ist die Lage am Milchmarkt aber angespannt. Aufgrund der europaweit hohen Milchmengen ist in der Branche keine Entspannung in Sicht.
Ist die wirtschaftliche Situation auf den Bauernhöfen schwierig, dann wird der Verkauf von Holz immer interessanter. Ein wichtiges Signal an die Waldbauern ist deshalb die Verwendung des Baustoffs Holz. Das hat nicht nur nachhaltige Vorteile für die Umwelt, weil dadurch viel CO2 gebunden wird, sondern hat auch große wirtschaftliche Relevanz für die Forstwirtschaft und für die holzverarbeitende Industrie. Die Tatsache, dass am Hauptstandort einer Molkerei in Baden bei Wien ein Bauprojekt in Betonbauweise entsteht, sorgt bei einigen Bäuerinnen und Bauern für Verwunderung.
Viele Industriehallen werden mittlerweile aus Holz gebaut. So hat vor einem Jahr die Tiroler Versicherung sogar ein Hochhaus aus Holz in Innsbruck eröffnet. Warum ist das bei einer Molkerei nicht möglich?
Laut NÖM ist ein reiner Holzbau für eine vollautomatische Lagerhalle deshalb nicht geeignet, weil er die hohen statischen Anforderungen, die Präzision und die Integration komplexer Technik wie Förderanlagen und Energieoptimierungssysteme nicht zuverlässig erfüllen kann.
Zudem kann der Brandschutz nicht gewährleistet werden, heißt es von der NÖM, die versichert, dass, soweit möglich, die österreichische Wertschöpfung im Vordergrund steht. So wurde der Stahl für das Grundgerüst von „Sako Stahl“ aus der Südsteiermark bezogen und die Voest liefert die Palettenregale.
Die Reduktion des CO2-Fußabdrucks kann laut NÖM durch eine Reihe an Maßnahmen erreicht werden. So wird das Versandlager auf einer bereits bestehenden Fläche errichtet – eine zusätzliche Bodenversiegelung bleibt damit aus.
Außerdem liegt das Bauprojekt in unmittelbarer Nähe der bestehenden Infrastruktur. Dadurch werden rund 10.000 Lkw-Fahrten pro Jahr eingespart.
Die NÖM weist darüber hinaus auf ein durchdachtes Energiekonzept hin, bei dem die KI-basierte Energieoptimierung eine Einsparung von bis zu 1.400 t CO2 pro Jahr einspart. Ergänzt wird dies durch Wärmerückgewinnung, eine großflächige Photovoltaikanlage, Betonkernaktivierung sowie einen Eisspeicher für die Kälteversorgung.
Auch der Werkstoff Holz soll zum Einsatz kommen. Wie die NÖM mitteilt, wird der neue Bürotrakt in Holzbauweise realisiert und eine begrünte Dach- und Fassadenstruktur soll folgen. Mit der Investition setzt der Milchverarbeiter auf Fortschritt sowie Wachstum und sichert Arbeitsplätze.von Artur Riegler