Der „Planetary Health Check 2025“ zeigt, dass die Menschheit sieben von neun Belastungsgrenzen der Erde überschritten hat. Was bedeutet diese Entwicklung für den Planeten?
„Mehr als drei Viertel der lebenswichtigen Erdsystem-Funktionen befinden sich nicht mehr im sicheren Bereich“, warnt Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Damit verlasse die Menschheit ihren sicheren Handlungsraum. So lautet das Fazit des aktuellen „Planetary Health Check 2025“, den das PIK veröffentlicht hat. Laut dem Bericht sind inzwischen sieben der neun planetaren Grenzen überschritten. Nur die Belastung durch Aerosole, also Luftverschmutzung, und die Ozonschicht bewegen sich noch innerhalb sicherer Grenzen.
Erstmals gilt auch die Grenze für die Ozeanversauerung als überschritten. Hauptursachen sind laut PIK die Verbrennung fossiler Energien, Abholzung und Landnutzungswandel. Der pH-Wert der Ozeanoberfläche ist seit Beginn der Industrialisierung um rund 0,1 pH-Werteinheiten gesunken. Das ist eine Zunahme der Versauerung um bis zu 40 %.
Dadurch geraten Kaltwasserkorallen, tropische Riffe und arktische Ökosysteme unter Druck. Winzige Meeresschnecken zum Beispiel, die eine wichtige Nahrungsquelle für Fische und Wale darstellen, zeigen Schädigungen ihrer Schalen. Damit sind ganze Nahrungsketten bedroht mit möglichen Konsequenzen für die Fischerei.
Wissenschaftler warnen vor Kipppunkten
„Die Entwicklung geht eindeutig in die falsche Richtung“, erklärt Levke Caesar vom PIK. Die Versauerung verstärke sich in Verbindung mit steigenden Meerestemperaturen und sinkendem Sauerstoffgehalt. „Das wirkt sich weitreichend auf Küstenökosysteme wie auch auf den offenen Ozean aus – mit Folgen für Klima, Ernährung und menschliches Wohlergehen.“
Auch internationale Experten äußern sich besorgt. Die Ozeanografin Sylvia Earle mahnt: „Ohne gesunde Meere gibt es keinen gesunden Planeten. Die Versauerung ist ein unübersehbares Warnsignal, dass die Stabilität unserer Erde in Gefahr ist.“
Belastungen verstärken sich gegenseitig
Die neun planetaren Grenzen beschreiben zentrale Prozesse des Erdsystems, ähnlich den Vitalzeichen in einem Gesundheitscheck. Werden sie überschritten, steigt das Risiko irreversibler Veränderungen. Laut den Forschenden werden die Belastungen zunehmend miteinander verknüpft. Das bedeutet: Klimawandel, Verlust der Biosphäre und Veränderungen des Wasserkreislaufs verstärken sich gegenseitig.
Politische Maßnahmen können wirken
Der Bericht zeigt aber auch: Internationale Abkommen können Erfolg haben. So hat sich die Ozonschicht nach Jahrzehnten intensiver Bemühungen weitgehend erholt und die globale Luftverschmutzung durch Aerosole geht zurück.
„Beispiele wie der Rückgang der Luftverschmutzung durch Aerosole und die Erholung der Ozonschicht zeigen, dass wir die globale Entwicklung umsteuern können. Auch wenn die Diagnose ernst ist, besteht weiterhin die Chance diese Entwicklung umzukehren. Scheitern ist kein zwangsläufiger Ausgang, es liegt an uns, es zu verhindern“, fasst Johan Rockström zusammen. von Malin Dietrich