Die Blauzungen-Welle in Kärnten nimmt an Fahrt auf: Zig Betriebe im Süden Österreichs sind betroffen. Experten rechnen mit einem Peak Ende September. Jetzt nicht mehr impfen!
Bereits Anfang August wurde der erste Fall mit Blauzungen Serotyp 8 in Kärnten bestätigt. Inzwischen ist das passiert, was Experten vorhergesagt haben: Rasant haben sich die Fälle über ganz Kärnten bis in die angrenzenden Bundesländer ausgebreitet. Rund 100 BTV-8 Fälle bestätigt die AGES, Tendenz stark steigend.
Kärntens Landesveterinärdirektor Dr. Holger Remer rechnet mit einem weiteren Ansteigen der Fälle bis Ende September. Aufgrund der Inkubationszeit von 4-8 Tagen empfiehlt er den Kärntner Betrieben ausdrückliche „nicht mehr zu impfen“. In potenziell infizierte Bestände hinein zu impfen berge ein zu hohes Risiko größere Schäden anzurichten.
Anders in den weiter entfernten Regionen, wie z.B. Niederösterreich: Hier sollen die Bestände durch die Impfung unbedingt geschützt werden. Bislang sei Dr. Remer kein BTV-8 geimpftes Tier bekannt, das erkrankt sei. Zudem beobachten die Tierärzte in Kärnten auch einen gewissen Schutz der BTV3-Impfung, diese Tiere würden nicht so schwer erkranken wie gänzlich ungeimpfte Tiere. Die BTV-Impfung sollte jährlich aufgefrischt werden.
Typisch für BTV-8 sind die typischen Blauzungen-Kennzeichen: Verkrustungen am Maul und Schleimhäuten, Nasenausfluss, gerötete Augen, Temperatur und ein reduziertes Allgemeinbefinden. Oft erkranken aber nur einzelne Tiere eines Bestandes schwer. Diese müssen symptomatisch z.B. mit Schmerzmitteln, Flüssigkeitsinfusionen und Entzündungshemmern behandelt werden. Bei Begleitinfektionen (z.B. Euterentzündungen) können Antibiotika notwendig werden. Nach rund 6 bis 8 Tagen haben erkrankte Tiere das Gröbste überstanden.
Auffallend ist bei einigen erkrankten Tieren ein langsamer Gang, da die Rinder am Kronsaum starke Schmerzen haben. Schafbetriebe sind von BTV besonders stark betroffen, hier liegt die Mortalitätsrate laut Dr. Remer bei 20-25%. Der Veterinärdirektor berichtet zudem, dass aktuell rund doppelt so viele Falltiere bei der Tierkörperverwertung in Kärnten anfallen, wie sonst. Die Krankheit hinterlässt ihre Spuren in den Betrieben.
Erkrankte Tiere dürfen sechs Wochen lang nicht in Verkehr gebracht werden, auch die Milch dieser Tiere darf nicht geliefert werden. Klinisch gesunde Tiere eines Betriebs betreffen die Einschränkungen nicht.
Wirksamstes Mittel derzeit ist die Behandlung der Bestände mit insektenabwehrenden Mittel. Das Auftragen der Repellentien darf nicht unmittelbar vor Regen erfolgen (wäscht sich ab) und muss nach ca. einem Monat wiederholt werden. Tiere die derzeit noch auf der Alm sind, sollten dort – solange noch Futter ist – bleiben, das senkt den Infektionsdruck im Tal. von Felicitas Greil