Schlachthof-Übernahmen durch US-Konzern: „Schon länger her“

Derzeit sorgen vermeintlich aktuelle Übernahmen österreichischer Schlachthöfe durch den US-Konzern OSI für Unruhe unter den Bauern. Dabei ist das weder aktuell, noch nachteilig für die Bauern.

Doch das Thema ist bei weitem nicht aktuell: Die zwei Übernahmen, von denen in den Artikeln die Rede ist, sind bereits Jahre her: Der niederösterreichische Schlachthof Grandits wurde vom US-Konzern OSI bereits im Sommer 2024 übernommen, Alpenrind aus Salzburg schon im Jahr 2007, also vor 18 Jahren!

Warum das Thema jetzt plötzlich hochkocht, welche Interessen, aus welchen politischen oder brancheninternen „Lagern“ dahinter stecken können, darüber lässt sich nur spekulieren. Wir haben zur besseren Einordnung der Thematik bei DI Werner Habermann, Geschäftsführer der ARGE Rind, nachgefragt.

„Die Übernahme 2007 des Alpenrind-Schlachthofs in Salzburg war damals sowohl im Interesse des Vorbesitzers, dem Raiffeisenverband, also auch der Landwirtschaft“, erinnert sich Habermann. Es sei wichtig gewesen, den Betrieb aufrecht zu erhalten, schließlich sei Alpenrind als der für Westösterreich größte Schlachtbetrieb, strategisch äußerst wichtig.

Das Unternehmen OSI war bis zu diesem Zeitpunkt bereits viele Jahre als Schlachthofbetreiber in Enns tätig, wo es für McDonals Burgerpatties aus den Rinder-Vordervierteln herstellt – übrigens bis heute. „Dort haben sie bereits bewiesen, dass sie Partner der regionalen Landwirtschaft sind und haben ausschließlich Rindfleisch aus Österreich verarbeitet“, berichtet Habermann. Gemeinsam habe man damals auch das M-Rind Programm entwickelt, bei dem es Qualitätszuschläge für die Bauern gibt. „Aus unserer Sicht war OSI immer ein fairer Partner“, bekräftigt Habermann.

„Die Grandits-Übernahme war auch für uns durchaus überraschend“, so der ARGE-Rind Geschäftsführer Habermann. „Aber uns war wichtig, dass wir regional einen Partner haben, wo wir wissen, den gibt es auch in 10 Jahren noch. Ja, es steht ein US-Konzern dahinter, aber uns ist wichtiger dass der Betrieb weitergeht.“

Damit gibt es nun in Österreich eine enorme Konzentration in der Schlachthofbranche, die zwei Haupt-Player: OSI und Marcher Fleischwerke, plus Großfurtner und Handlbauer.

  • OSI hat drei Schlachtbetriebe: Alpenrind Salzburg, Enns und Niederösterreich (Grandits).
  • Marcher vier Schlachthöfe für Rinder: Graz, Klagenfurt, St. Martin (NÖ) und Steinerkirchen (OÖ).

„Das ist natürlich eine Herausforderung für die Landwirtschaft! Hier müssen wir uns als Erzeugergemeinschaft mit allen Bauern dagegenstemmen, um unsere Position in den wöchentlichen Preisverhandlungen zu halten“, so Habermann. „Derzeit haben wir eine Überkapazität an Schlachthaken in Österreich, d.h. wir brauchen Ware – die sie aber in diesem Ausmaß nicht bekommen.“

Das ausländische Schlachtvieh aus Tschechien, Ungarn und Slowenien sei deutlich weniger geworden. So entsteht ein Wettbewerb um die Tiere. „So gelingt es uns die letzten Monate immer wieder, gute Preise für die heimischen Bauern zu erzielen“, sagt Habermann.

Einige Bauern schlagen vor, selbst einen Schlachthof zu übernehmen. „Als Arge Rind einen eigenen Schlachthof zu betreiben, ist nicht unsere Strategie“, meint Habermann. Damit sei man an einen Betrieb gebunden und könne nicht frei Markt agieren und entscheiden, wo die Mengen hingehen. „Unser Job ist es, am Ende das meiste für die Bauern herauszuholen“, schließt Habermann. Derzeit sind die beiden Haupt-Schlachtunternehmen in Österreich in etwa gleich groß, das sei „durchaus positiv und marktbelebend“. von Felicitas Greil