Einen Einblick in die vorläufigen Ernteergebnisse der österreichischen Landwirtschaft gab die Agrarmarkt Austria (AMA). Gute Erträge stehen mäßigen Preisen gegenüber.
Wien „Gute Wachstumsbedingungen im Frühjahr trugen wesentlich zur Ertragssteigerung bei Getreide bei“, betonte Günter Griesmayr, Vorstandsvorsitzender der AMA, im Rahmen der Präsentation der Ernteergebnisse 2025 in Wien.
Mit rund 2,9 Mio. t war die Getreideproduktion um 4,6 % höher als 2024. Das Ergebnis blieb aber unterdurchschnittlich, weil die Anbaufläche für Getreide mit 504.522 ha einen historischen Tiefpunkt erreichte.
Die prognostizierte Gesamtproduktion für Getreide einschließlich Mais erreicht 5,25 Mio. t, um fast 9 % mehr als 2024. Bei Weichweizen konnte mit einer Zunahme der Anbaufläche von rund 3.500 ha der Flächenrückgang des Vorjahres ausgeglichen werden.
Mit 241.770 ha ist Weichweizen die Hauptkultur auf Österreichs Äckern. Die Ernte erreichte eine Menge von 1,53 Mio. t, bei Gerste stieg sie um 6 % auf 750.000 t und bei Hartweizen blieb sie mit 138.000 t unverändert. Die Roggenernte machte heuer mit einer Zunahme von 3,4 % rund 132.000 t aus. Ein Einbruch ist bei der Rapsfläche in den vergangenen zwölf Jahren mit 65 % auf nur mehr 19.872 ha festzustellen. Der Sojaanbau blieb auf einer Fläche von 85.622 ha unter dem Rekord von fast 93.000 ha im Jahr 2022. Die Zuckerrübenanbaufläche verzeichnet mit einem Minus von 18.413 ha den stärksten Rückgang aller Ackerkulturen auf das niedrige Niveau von nur mehr rund 25.000 ha. Die Zuckerrübenpreise blieben mit 540 €/t um etwa 35 % unter dem Vorjahresniveau.
Österreich exportierte in den vergangenen zwölf Monaten fast 1,3 Mio. t Getreide, Italien ist mit einem Anteil von 71 % der wichtigste Absatzmarkt. Für das Wirtschaftsjahr 2025/26 erwartet die AMA Getreideexporte in der Größe von 1,8 Mio. t, die Importe werden auf 2,7 Mio. t geschätzt. Die Mehlproduktion hat mit einer Zunahme von 6 % bei Getreide noch einmal eine Ausweitung erfahren, besonders deutlich bei der Grießerzeugung für Teigwaren aus Hartweizen.
Mit 650.000 t Vermahlungsmenge Weichweizen ist die Versorgung mit Mehl ausreichend gesichert. Die Preisentwicklung für Getreide orientiert sich stark an der Pariser Börse und bewegt sich auf niedrigem Niveau. Premiumweizen notiert an der Wiener Produktenbörse mit 237,50 €/t. Qualitätsweizen notiert (Stand: 30. Juli 2025) mit 230 €/t deutlich unter dem Vorjahreswert, ebenso Mahlweizen mit 210 €/t. Die Verarbeitung von Biogetreide konnte 2024/25 auf fast 290.500 t um 5 % gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden. Lorenz Mayr, Verwaltungsratsvorsitzender der AMA, beklagte den klimabedingt wachsenden Schädlingsbefall, weil die Nutzung von Pflanzenschutzmitteln in Österreich erheblich eingeschränkt ist.
„Österreichs Landwirte sind im internationalen Vergleich im Nachteil und stehen mit dem Rücken zur Wand“, betonte er. Die anhaltende Diskussion über zu hohe Lebensmittelpreise kann die AMA angesichts der Talfahrt bei den Getreidepreisen nicht nachvollziehen. „Es muss mehr Geld aus dem Lebensmittelhandel bei den Bauern ankommen, damit der Qualitätsstandard erhalten werden kann“, so Mayr. Die Teuerung bei Nahrungsmitteln zwischen Jänner 2022 und Jänner 2025 betrug in der Eurozone 25,8 %, in Österreich 27,4 % und in Deutschland 28,1 %. Insgesamt wird die pflanzliche Produktion in den bäuerlichen Betrieben mit steigenden Energiepreisen und Ausgaben für Dünge- und Pflanzenschutzmittel belastet. Die Getreideproduktion ist aber für die Ernährungssicherung in Österreich der Schlüsselbereich. von Gerhard Poschacher