China-Rekord bei Geflügelfleisch

Trotz eines Produktionsrekords steht Chinas Geflügelsektor unter wirtschaftlichem Druck – Überproduktion, Preiskampf und geopolitische Spannungen bedrohen die Rentabilität vieler Betriebe.

Die Geflügelfleischproduktion in China erreichte 2024 mit 26,6 Millionen Tonnen einen Rekordwert, ein Plus von 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit wächst der Sektor schneller als andere Bereiche der Tierhaltung. Dennoch ist die wirtschaftliche Lage vieler Betriebe angespannt – vor allem im Bereich der Masthähnchen. Laut Poultry World führen stagnierende Nachfrage, Überproduktion und niedrige Preise zu Verlusten auf Betriebsebene.

Auch gesunkene Futtermittelpreise können diese Verluste nur teilweise abfedern. Die Lage verschärft sich durch eine massive Überbevorratung, die den Preisdruck zusätzlich erhöht. Obwohl neue Exportgenehmigungen unter anderem für europäische Länder und Chile erteilt wurden, bleibt die strukturelle Überkapazität bestehen.

Im Handel zeigen sich gegensätzliche Entwicklungen: Die Importe gingen in den ersten drei Quartalen 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent auf 786.000 Tonnen zurück, während die Exporte um 37 Prozent auf 613.000 Tonnen stiegen. China könnte somit mittelfristig vom Nettoimporteur zum Nettoexporteur werden. Laut Poultry World ist dies jedoch kein Selbstläufer, denn geopolitische Spannungen setzen dem Markt zusätzlich zu.

Insbesondere die Handelskonflikte mit den USA sowie die zunehmenden Spannungen mit der EU belasten den internationalen Handel. Zwar betrugen die US-Importe nur 6,6 Prozent der Gesamtimporte, doch mögliche Zölle und Exportrestriktionen könnten Chinas Stellung auf dem Weltmarkt schwächen.

Foodservice und Verarbeitung bieten Hoffnung auf Preisstabilisierung

Ein positiver Trend ist die steigende Nachfrage im Foodservice-Bereich, die durch die Urbanisierung befeuert wird. Besonders verarbeitete Geflügelprodukte sind gefragt. Analysten gehen deshalb von einer leichten Preiserholung im Jahr 2025 aus.

Eigene Zuchtlinien sollen Abhängigkeit von westlicher Genetik verringern

Parallel dazu treibt China seine Strategie zur züchterischen Unabhängigkeit voran. Mit der Entwicklung eigener Kreuzungslinien wie der „Wode 188“ soll die Abhängigkeit von westlicher Genetik reduziert werden. Erste Exporte nach Tansania, Pakistan und Côte d’Ivoire zeigen den internationalen Anspruch dieser Strategie. Allerdings liegen die chinesischen Linien in Bezug auf Ertrag und genetische Stabilität noch deutlich hinter westlichen Programmen.

Insgesamt steht der chinesische Geflügelsektor vor grundlegenden Veränderungen. Während kurzfristig Überproduktion, Preisverfall und politische Unsicherheiten dominieren, könnten langfristig Innovationen in Verarbeitung und Zucht neue Perspektiven eröffnen. Bis dahin bleibt für die Produzenten Durchhaltevermögen gefragt.