Bio aus China? So wie immer – Debatte um Naturland sorgt für Unruhe

Die Landwirtschaftskammer OÖ schlägt Alarm, weil einige Lebensmittel mit Biosiegel unter Verdacht stehen, nicht die Biokriterien zu erfüllen. Die Ergebnisse einer Isotopenanalyse legen den Verdacht nahe, dass die Art der Düngung bei von Naturland zertifizierter Hirse aus China beziehungsweise Bulgur aus der Türkei möglicherweise nicht dem Biostandard entsprechen könnte.

Linz – Erst vor wenigen Wochen stellte der Präsident der Landwirtschaftskammer Oberösterreich (LK OÖ), Franz Waldenberger, den Bioverband Naturland infrage. Waldenberger riet Bäuerinnen und Bauern davon ab, zu Naturland zu gehen.

Aus der Sicht Waldenbergers trete Naturland in Österreich immer schärfer in Konkurrenz zu Bio Austria auf. Damit werde das bisher geschlossene Auftreten der heimischen Biobranche am Markt und in der Interessenspolitik zunehmend infrage gestellt, dürften primär Geschäftsinteressen und nicht die Interessen der heimischen Biobauern im Mittelpunkt stehen“, betonte Franz Waldenberger in einer Aussendung der LK OÖ. dabei bezieht sich der LK OÖ-Präsident auf einen aktuellen Bericht über getestete Biolebensmittel in der Tageszeitung „Der Standard“. Darin heißt es, dass bei Hirse aus China, Bulgur aus der Türkei und Blütenhonig aus Nicht-EU-Ländern, die unter dem Biosiegel des deutschen Ökoverbands Naturland vertrieben werden, der Verdacht von Auffälligkeiten hinsichtlich der Herkunft und Nachhaltigkeit bestünde. Kurzum: Produkte wie die von Naturland zertifizierte Biohirse aus China könnten also gar nicht bio sein.

Zu den Vorwürfen teilte Naturland mit: Wenn die regionale Verfügbarkeit von Biorohstoffen nicht oder noch nicht gegeben ist, können internationale Naturland-Mitgliedsbetriebe diese Rohstoffe zur Verfügung stellen. Dabei gelten überall entlang der Lieferkette dieselben hohen Naturlandstandards.

Aktuell haben Labortests, die von anonymer Stelle in Auftrag gegeben und an die Presse gespielt wurden, mithilfe einer Isotopenanalyse mögliche Unregelmäßigkeiten bei Naturland zertifizierter Hirse aus China respektive Bulgur aus der Türkei vermutet. Dazu teilte ein Pressesprecher von Naturland mit, dass die Isotopenanalyse nicht geeignet sei, um mit Sicherheit festzustellen, ob ein Endprodukt aus ökologischem Anbau stammt oder nicht.

Zwar gibt es eine gewisse Korrelation zwischen Isotopenwerten und der Art der Düngung. Allerdings ist diese Korrelation nicht eindeutig; gerade wenn unterschiedliche Düngekomponenten zusammenkommen, versagt die Methode häufig. Die Isotopenanalyse wird deshalb auch von Ökokontrollstellen kritisch gesehen.

Im konkreten Fall von Hirse und Bulgur erfolgt die Düngung bei den Erzeugerbetrieben in China und der Türkei jeweils durch eine Kombination aus Gründüngung durch Leguminosen in der Fruchtfolge plus Mist, also tierischem Dünger. Genau diese Kombination ist aber besonders anfällig für falsche (oder falsch interpretierte) Ergebnisse bei der Isotopenanalyse. Dennoch wird Naturland den Hinweisen selbstverständlich nachgehen und die betroffenen Erzeugerbetriebe überprüfen.