Der amerikanische Präsident schafft Unruhe und tarnt sich immer wieder als Menschenfreund. So hat er Farmer eingeladen, „rassistischer Unterdrückung“ zu entgehen und in die USA zu kommen.
Eines muss man Donald Trump lassen: Populismus kann er. Damit schafft er es, immer wieder seine Anhänger zu beruhigen. Oder sogar neue zu gewinnen, selbst in Übersee. Jetzt hat er Afrika im Auge. Genauer gesagt Südafrika, das Heimatland seines Paladins Elon Musk.
Der Hintergrund ist, dass in Südafrika die Unruhe auf dem Land wächst. Zehntausende Farmer – viele von ihnen Nachfahren europäischer Siedler – denken wohl ernsthaft über einen Neuanfang in Amerika nach. Auslöser ist ein Angebot des amerikanischen Präsidenten, das in der Landwirtschaftswelt für Aufsehen sorgt: eine beschleunigte US-Staatsbürgerschaft für südafrikanische Landwirte, die sich diskriminiert und enteignet fühlen. Die Landwirte sind sozusagen willkommene Flüchtlinge. Trump stellt sich damit offen gegen die Regierung in Pretoria. Aufs Neue entfacht er eine diplomatische Krise mit weitreichenden Folgen.
In einer Zeit wachsender Unsicherheit fühlen sich viele südafrikanische Farmer im Stich gelassen. Ein neues Gesetz erlaubt dem Staat, Land unter bestimmten Bedingungen ohne Entschädigung zu enteignen. Die Regierung argumentiert, es gehe um längst überfällige Korrekturen historischer Ungleichheiten. Sie weist Trumps Vorwürfe entschieden zurück. Das Enteignungsgesetz, so heißt es offiziell, betreffe vor allem brachliegende Flächen oder Land, das nicht dem Gemeinwohl dient. Präsident Cyril Ramaphosa spricht von einer „notwendigen sozialen Gerechtigkeit“. „Eine Enteignung darf erst erfolgen, wenn die enteignende Behörde erfolglos versucht hat, eine Einigung mit dem Eigentümer zu erzielen“, heißt es weiter aus der Präsidentschaftskanzlei Südafrikas.
Doch viele weiße Farmer, die oft seit Generationen auf ihren Böden verwurzelt sind, sehen darin eine massive Bedrohung ihres Eigentums und ihrer Existenz. Donald Trump, der sich selbst immer wieder als Farmer-freundlich geriert, reagierte scharf. Er warf Südafrika „rassistische Diskriminierung“ gegen weiße Landbesitzer vor und kündigte ein Einwanderungsprogramm an, das betroffenen Farmern „Zuflucht und Sicherheit“ in den Vereinigten Staaten verspricht. Über 67.000 Menschen haben sich laut der südafrikanischen Handelskammer in den USA bereits gemeldet – eine Zahl, die zumindest das Ausmaß der Verunsicherung deutlich macht.
Bleibt abzuwarten, wie viele weiße Farmer tatsächlich in die USA gehen. Schon im Februar, als Trump seinen Vorstoß gemacht hatte, sah sich die Regierung Südafrikas zu einem offiziellen Statement genötigt: „Es ist eine Ironie, dass die Durchführungsverordnung einer Gruppe in Südafrika, die nach wie vor zu den wirtschaftlich Privilegiertesten gehört, den Flüchtlingsstatus in den USA ermöglicht, während gefährdete Menschen aus anderen Teilen der Welt in die USA abgeschoben werden und ihnen trotz echter Notlage Asyl verweigert wird.“
Nick Serfontain, Landwirt und Berater des südafrikanischen Präsidenten in Fragen der Landreform, sagt: „Ich glaube wirklich nicht, dass ein etablierter Landwirt aufgeben und in die Vereinigten Staaten gehen wird.“ von Peter Laufmann