In der öffentlichen Diskussion rund um Nachhaltigkeit, Tierwohl, Klimaschutz und technische Innovationen stehen oft Maschinen, Methoden oder politische Rahmenbedingungen im Vordergrund. Was dabei leicht in den Hintergrund rückt: Ohne engagierte Menschen – sei es der Betriebsleiter selbst, die rührigen Altenteiler oder der Nachwuchs, der mal mehr, mal weniger gerne mithilft – ist kein landwirtschaftlicher Betrieb dauerhaft funktionsfähig und keine Strategie umsetzbar.
Der Mensch ist mehr als ein Produktionsfaktor! Dabei ist es egal, ob wir von Landwirten und Mitarbeitern auf einem Familienbetrieb sprechen oder von größeren Unternehmen beziehungsweise Genossenschaften. Wir brauchen fähige Menschen, weil Landwirtschaft von Fachwissen, Erfahrung und Verantwortungsbewusstsein lebt. Und vom täglichen Einsatz – sehr häufig weit über die üblichen acht Stunden hinaus.
Gleichzeitig steigen die Anforderungen: Der wirtschaftliche Druck, wachsende Bürokratie und gesellschaftliche Kritik gehören für viele zum Alltag. Dabei besteht die Gefahr, den Menschen selbst aus dem Blick zu verlieren. Wann haben Sie sich das letzte Mal gefragt, wie es Ihnen selbst, wie es Ihrer Familie, wie es möglichen Mitarbeitern auf Ihrem Hof geht? Wie steht es um Ihre und deren Belastbarkeit, die Motivation und das langfristige Durchhaltevermögen? Wie umgehen mit ideologischer Kritik auf Social Media, in der Nachbarschaft, im Dorf?
Die Debatte um Ressourcenschonung ist richtig und notwendig. Aber sie bleibt unvollständig, wenn der Mensch nicht mitgedacht wird. Landwirtschaftliche Betriebe können nur dann nachhaltig arbeiten, wenn nicht nur natürliche, sondern auch menschliche Ressourcen verantwortungsvoll behandelt werden. Respekt, Klarheit und Dialogfähigkeit sind zentrale Bestandteile einer modernen Betriebskultur – nicht als Zusatz, sondern als Voraussetzung.
Wer langfristig erfolgreich wirtschaften will, sollte nicht nur in Maschinen investieren, sondern auch in das sogenannte Humankapital, in Kommunikation auf Augenhöhe, in Beziehungspflege und in ein realistisches Verständnis vom „Faktor Mensch“. von Sabine Schrauth
