Josef Kaiser, Obmann Styriabrid, blickt in die Branche – während in Brüssel über „Industriepolitik“ philosophiert wird, kämpfen österreichische Bauern ums Überleben.
Ihre Autoindustrie behandelt die EU wie ein heiliges Kalb: Jede Konkurrenz wird mit Zöllen, Subventionen und politischen Schutzschirmen ferngehalten. Wer das bezweifelt, muss nur auf die jüngsten Strafzölle gegen chinesische Elektroautos blicken. Doch während Brüssel die Autohersteller in Watte packt, werden in anderen Branchen Existenzen geopfert. So tragen auch Branchen, die mit Autos nichts zu tun haben, die Kosten – etwa die österreichischen Schweinebauern.
China reagiert auf die Zölle mit Gegenschlägen gegen die europäische Landwirtschaft. Schweinefleisch steht ganz oben auf der Liste. Offiziell treffen die neuen Zölle vor allem Spanien, Dänemark und die Niederlande. Doch längst sind auch deutsche und österreichische Betriebe mit Abgaben von bis zu 60 % konfrontiert. Das ist kein geordneter Handelskonflikt mehr, das ist wirtschaftliche Willkür – und sie zerstört Märkte, Existenzen, Lebensgrundlagen.
Österreich zählt rund 18.000 Schweinehalter mit 2,6 Mio. Tieren. Etwa 15 % der Produktion geht in den Export, der Handel mit China war ein wichtiger Teil davon. Seit den Zöllen ist der Schweinepreis um 43 Cent (von 2,07 auf 1,64 €) zurückgegangen – ein Rückgang, der für viele Landwirte den Unterschied zwischen Kostendeckung und Verlust bedeutet. Futter, Energie und Auflagen bleiben teuer, die Margen sind längst aufgezehrt. Wer da von „Wettbewerbsgleichheit“ spricht, verspottet die Realität am Land.
Während in Brüssel über „Industriepolitik“ philosophiert wird, kämpfen österreichische Bauern ums Überleben. Sie haben weder an der Elektromobilitätsstrategie der EU mitgeschrieben noch entscheiden sie über Zölle – aber sie zahlen die Rechnung. Die europäische Handelspolitik manövriert sie in Geiselhaft einer Großmachtpolitik, die auf dem Rücken der Landbevölkerung ausgetragen wird.
Wer die Zukunft Europas sichern will, darf nicht nur den Motor der Industrie ölen, sondern muss auch jene stützen, die das Land ernähren. Die Politik hat vergessen, dass man sich von Elektroautos nichts zu essen kaufen kann. Wenn diese Erkenntnis erst in Brüssel ankommt, könnte es für viele Bauern schon zu spät sein. Ohne faire Bedingungen für die Landwirtschaft ist jede Wirtschaftspolitik hohl – und jeder Strafzoll am Ende ein Schuss ins eigene Stalltor. von Roland Pittner
„Die EU muss fairen Schutz für bäuerliche Betriebe in Handelskonflikten verankern.“ Josef Kaiser, Obmann Styriabrid
