„Schweinsbraten gehört zu Österreich“ – Bauernbund kontert Veggie-Debatte

Eine gesunde Schuljause ist das beste Fundament für den Schulunterricht. Darum sollte das Angebot am Schulbuffet ausgewogen sein. Auch Schweinefleisch darf nicht fehlen, heißt es aus dem Landwirtschaftsministerium.

Eine Reihe an politischen Themenfeldern, wie Sicherheit, die schwächelnde Konjunktur oder Gesundheit, beschäftigen unsere Gesellschaft. Der Verbraucherschutz stand zuletzt im EU-Parlament auf der Tagesordnung. Céline Imart (EVP) brachte mit ihrem Antrag über ein Bezeichnungsverbot für fleischähnliche Produkte, die eigentlich aus rein pflanzlichem Ursprung sind, den „Veggieburger“ aufs tagespolitische Tapet.

Demnach sollte zubereitetes Tofu nicht als Steak bezeichnet werden, weil für Verbraucher ein Verwechslungsrisiko bestünde. Der Vorschlag stößt bei anderen Abgeordneten „sauer“ auf. Von Symbolpolitik oder reinem „Würstlpopulismus“, laut Neos, war die Rede. Wie MEP Alexander Bernhuber (ÖVP) mitteilte, gehe es ihm um die Bezeichnung der tierischen Herkunft, wie zum Beispiel „Veggie-Chicken-Nugget“, und nicht um die Zubereitungs- oder Verarbeitungsweise.

Die Debatte in Straßburg um das Thema „Fleisch“ zieht weite Kreise – sogar bis in die „Schnitzelhauptstadt“ Wien. Unter anderen nahm die Direktorin des Österreichischen Bauernbunds, Corinna Scharzenberger, den Ball auf, um auf Missstände im Schulsystem aufmerksam zu machen. „Der Schweinsbraten gehört zu Österreich wie die Füllfeder ins Federpennal“, sagte Scharzenberger via Instagram. Deshalb dürfe Schweinefleisch von den Speiseplänen an unseren Schulen nicht verschwinden. Um ihrer Argumentation mehr Ausdruck zu verleihen, wurde dabei auch auf einige Kommentare besorgter Menschen Bezug genommen. So ist im Bauernbundvideo zum Beispiel der Satz zu lesen: „Selbst der Klassenvorstand redet schon, dass es eh gut ist, weil Schweinefleisch ungesund ist.“

„Schweinefleisch darf nicht stillschweigend aus den Kantinen verschwinden“, warnte Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) davor, dass der Rückgang des Schweinefleischkonsums längst mehr als ein kurzlebiger Ernährungstrend ist. Für Totschnig hört der Spaß auf, wenn in Schulen und in einem Kindergarten Schweinefleisch Schritt für Schritt von den Speiseplänen verschwindet. Dabei nimmt er dezidiert auf die Bildungseinrichtungen in Wien Bezug.

Vom Ministerium heißt es, dass in der Praxis viele Schulen Schweinefleisch gar nicht mehr auf der Menükarte haben. Grund dafür ist nicht etwa der Grund der Nachhaltigkeit, sondern falsch verstandene Toleranz. Der Landwirtschaftsminister fordert ein klares Bekenntnis zu unserer Esskultur und erklärte: „Die Vielfalt auf unseren Speiseplänen muss erhalten bleiben – und dazu gehört auch Schweinefleisch. Die Schülerinnen und Schüler wollen und sollen selbst entscheiden. Was wir nicht brauchen, sind stille Verbote durch die Hintertür.“

Für die Verpflegungssituation an einer durchschnittlichen österreichischen Schule oder Kindergarten besteht Verbesserungsbedarf. Darauf macht die Initiative „Zukunft Essen“ aufmerksam und verteilt schlechte Noten für unser Schulwesen. So gebe es in Österreich keine flächendeckende Verfügbarkeit einer kostenfreien, gesundheitsfördernden Mahlzeit pro Tag. Bundesweit haben demnach rund 140.000 Kinder und Jugendliche keine Möglichkeit, in der Schule ein Mittagessen zu konsumieren. Mit dem steigenden Bedarf an Ganztagsschulen steigt auch der Bedarf an einer Mittagsverpflegung, die vielerorts mangelhaft ist. Außerdem werden an rund zwei Dritteln der Schulen mit Mittagstisch die Speisepläne nicht auf eine gesundheitliche Gestaltung kontrolliert. Laut „Zukunft Essen“ sind zurzeit in Österreich nur 36 % der Schulen mit Mittagstisch als gesundheitsförderlich ausgezeichnet. Auch Politiker haben Hausaufgaben zu machen, ist auf der Webseite der Initiative zu lesen.

Bereits im Jahr 2010 hat die österreichische Regierung den Aktionsplan zur nachhaltigen öffentlichen Beschaffung beschlossen. Dabei wurden auch Qualitätsanforderungen an Lebensmittel, wie etwa Bioanteil, Regionalität und Tierwohl, sowie Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung festgelegt. Das Gesundheitsministerium hat diesbezüglich einen „Leitfaden Schulbuffet“ erarbeitet, der sich an die Betreiber richtet. Dieser soll als Wegweiser bei der Gestaltung eines ausgewogenen und schmackhaften Jausenangebots dienen. Für die Umsetzung in den Schulen sind die jeweiligen Gemeinden zuständig. von Arthur Riegler