Tierseuche in Österreich: Bauern zunehmend verzweifelt

Seit September 2024 sind in Österreich die Serotypen der Blauzungenkrankheit 3 und 4 nachgewiesen worden. Auch der Serotyp 8 ist seit einem Monat im Vormarsch. Landwirte sind um die Gesundheit ihrer Tiere sehr besorgt und kritisieren, zu spät vor der Gefahr gewarnt worden zu sein. Landwirtschaftskammer informiert und rät dringend zur Impfung.

Die Blauzungenkrankheit (BT) ist eine durch Stechmücken (Gnitzen) übertragene Viruserkrankung, die vor allem Wiederkäuer wie Schafe, Rinder oder Ziegen betrifft. Besonders ungeimpfte Tiere können unter den Folgen einer Infektion leiden.

Während bei Schafen häufig von einem schweren Krankheitsverlauf mit hohen Verlustraten berichtet wird, dürfte BT bei Rindern oftmals einen milderen Krankheitsverlauf nehmen – allerdings verbunden mit deutlichen Leistungseinbußen und langwierigen Krankheitsverläufen. Zudem können Aborte auftreten.

Demnächst kommen die Schafe von verschiedenen Almen zurück auf die Heimweide, weil der Almsommer dem Ende zugeht. Was ist aber, wenn diese Tiere zwar BTV-3-geimpft und vor dem Serotyp 3 geschützt sind, der Heimatbetrieb aber seit Kurzem in einer Umgebung liegt, in der der Serotyp 8 nachgewiesen wurde? Oder wenn bereits Schafe aus einer eigenen Herde oder jene eines Nachbarn bereits mutmaßlich an BT verendet sind? Liefert ein Schäfer seine Schafe in einem solchen Szenario unweigerlich dem Unheil aus? Fragen wie diese beschäftigen zurzeit zahlreiche Schafzüchter in Kärnten.

Wie ein Landwirt (Anm.: sein Name ist der Redaktion bekannt) mitteilte, findet er sich gerade in einer katastrophalen Situation wieder. Um seine Tiere vorsorglich zu schützen, hat er sein Vieh schon im Winter gegen BT impfen lassen. Das Land Kärnten hat den Impfstoff kostenfrei zur Verfügung gestellt. Damals wurde eine freiwillige Impfung gegen BTV-3 und 4 empfohlen, BTV-8 sei aber kein Thema gewesen. „Von einer Kombiimpfung habe ich vorher noch nie etwas gehört“, so der Schafzüchter. Jetzt sei es aber für eine Impfung gegen BTV-8 zu spät.

Darum machte sich der Schäfer bis Mitte August auch nur wenige Gedanken über die BT. Als einige Schafe aus zwei verschiedenen Herden plötzlich erkrankten, vermutete der Landwirt anfangs einen Endoparasitenbefall. Aber in einem rasanten Tempo griff eine Krankheit um sich, an der sieben Schafe starben und einige weitere schwere Symptome zeigten. Den Tieren wurden daraufhin Schmerzmittel vom Tierarzt verabreicht. „Du kannst versuchen, den Tieren zu helfen. Aber in Wahrheit hast Du keine Chance“, erzählte der betroffene Landwirt. Die endgültigen Laborbefunde, die Gewissheit geben, um welche Varianten es sich bei seinen beiden Verdachtsfällen handelt, stehen aber noch aus. Er wisse auch von einigen seiner Berufskollegen, die sich ebenfalls in dieser schwierigen Situation befinden. Mehr als die Hälfte ihrer Schafe seien tot.

Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) informiert online, mit Verweis auf die Daten aus dem Verbrauchergesundheitsinformationssystem (VIS), dass 20 Veterinärfälle von BT in den vergangenen vier Wochen bestätigt wurden. Die tatsächlichen Infektionszahlen können allerdings davon abweichen. Informationen aus ganz Europa zeigen, dass der Serotyp 8 der Blauzungenkrankheit (BTV-8) im Alpen-Adria-Raum eine zunehmende Ausbreitungstendenz zeigt. von Arthur Riegler