Kartoffelpreise in Deutschland sinken dramatisch – Markt überschwemmt

Die Stimmung am Kartoffelmarkt bleibt angespannt. Der Grund liegt im deutlichen Überangebot, das mit einer äußerst geringen Nachfrage zusammentrifft. Mangels Handelsaktivität konnten auch in der vergangenen Woche keine offiziellen Notierungen veröffentlicht werden. Weder die Rheinische Erzeugergemeinschaft Kartoffeln (REKA) noch die belgischen Institutionen Fiwap, Viaverda und Belgapom sowie die niederländische Potato NL gaben Preisangaben heraus.

Anstelle klassischer Vermarktungswege bleibt vielen Erzeugern nur die Abgabe ihrer Knollen an Viehhalter oder die Nutzung zur Biogaserzeugung. In den Niederlanden verschärfte sich die Lage zusätzlich durch die Insolvenz des Verarbeitungsunternehmens CêlaVíta in Wezep, das jährlich rund 100.000 Tonnen Kartoffeln verarbeitet hatte.

Auch an der Terminbörse EEX in Leipzig setzte sich der Preisverfall fort. Der Future-Kontrakt für Verarbeitungskartoffeln zur Lieferung im April 2026 schloss am 25. August bei 7,50 Euro je Dezitonne. Damit wurde das niedrigste Niveau für April-Kontrakte seit dem Frühjahr 2021 erreicht. Noch Mitte März lag der Kurs zur Pflanzzeit zwischen 22 und 23 Euro je Dezitonne.

Die Nachfrage der Industrie nach frei gehandelten Verarbeitungskartoffeln tendiert in Nordwesteuropa derzeit gegen null. Damit entfielen erneut alle offiziellen Notierungen. Landwirte sehen sich gezwungen, ihre Ernte außerhalb des regulären Marktes abzusetzen. Besonders der Zusammenbruch von CêlaVíta belastet den niederländischen Markt, da eine bedeutende Absatzmenge wegfällt.

Das Preisniveau ist eine direkte Folge des Ungleichgewichts zwischen stark gestiegener Produktion und fehlender Nachfrage. Nach Angaben der Bodennutzungshaupterhebung vom 1. August umfasst die Kartoffelanbaufläche in Deutschland 301.000 Hektar. Das entspricht einem Zuwachs von 19.000 Hektar oder 6,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Seit 2021 erhöhte sich die Anbaufläche insgesamt um 43.000 Hektar, während die Fläche für Stärkekartoffeln leicht zurückging.

In Deutschland, Frankreich, Belgien und den Niederlanden wird die Anbaufläche für Speisekartoffeln in diesem Jahr auf rund 650.000 Hektar geschätzt. Das bedeutet ein Plus von 8,3 Prozent im Vergleich zu 2024. Um das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage in der kommenden Saison auszugleichen, regt der niederländische Verband der Konsumkartoffelanbauer (POC) eine Verringerung der Pflanzfläche für Pommeskartoffeln um etwa 15 Prozent an. Voraussetzung wären abgestimmte Maßnahmen innerhalb der Branche.

Neben dem Überangebot schwächelt auch die Vermarktung der Endprodukte. Sowohl Pommes frites als auch Chips werden weniger stark nachgefragt. Hinzu kommen erschwerte Exportbedingungen, da der stärkere Euro die Wettbewerbsfähigkeit mindert und zusätzliche Zölle die Märkte belasten.