Die OÖ Landwirtschaftskammer zieht eine Zwischenbilanz über die Getreide-Ernte 2025, Fazit: Viel Regen gefährdet Weizenernte, Preise sind im Keller, der Ackerbau ist in einer kritischen Phase.
„Dennoch konnte in den Gunstlagen der Großteil der Ernte bis in die dritte Juliwoche eingebracht werden und dies mit überdurchschnittlichen Erträgen und vorwiegend guten Proteinwerten. Die Ackerbauern sind aufgrund der schwierigen Witterungsbedingungen mit ihren Mähdreschern fast rund um die Uhr für die Getreidequalität im Einsatz. In manchen, vor allem mittleren und höheren Lagen, drohen aber durch die vielen Regenfälle bei Weizen, Roggen und Triticale Qualitätsverluste mit sinkenden Fallzahlen und Auswuchs. Preisabschläge erschweren damit die Wirtschaftlichkeit des Getreidebaus, der ohnehin bereits das dritte Jahr in Folge enorm unter Druck steht“, erläutert Franz Waldenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ.
International betrachtet prognostiziert der Internationale Getreiderat (IGC) für 2025/26 mit 2.376 Mio. Tonnen die höchste globale Getreideproduktion (Weizen, Gerste, Mais, Reis) aller Zeiten – getrieben durch Rekordernten bei Weizen (808 Mio. Tonnen, +8 Mio. Tonnen) und Mais (1.276 Mio. Tonnen, +48 Mio. Tonnen) im Vergleich zum Vorjahr. Am europäischen Getreidemarkt führen laut LK mehrere Faktoren dazu, dass die Kostenschere immer weiter auseinander gehe. Zum einen sei die europäische Agrarproduktion wegen hoher Umweltauflagen, hoher Energie- und Produktionskosten, einem gegenüber dem Dollar stark gestiegenen Euro und nicht zuletzt wegen der Auswirkungen der Russlandsanktionen massiv unter Druck geraten.
Nachdem die EU den Import von russischem Phosphor sanktioniere, biete Marokko den Phosphor der EU nun um 170 Euro pro Tonne teurer an als beispielsweise Brasilien, das alternativ auch Phosphordünger aus Russland importiere. So koste die Tonne Diammonphosphat 18/46 im OÖ-Agrarhandel mittlerweile 940 €/t im BigBag.
Zudem habe die EU-Kommission mit 1. Juli 2025 hohe Importzölle für Stickstoffdünger aus Russland eingeführt, die den Import von aktuell bis zu 30 Prozent innerhalb der nächsten drei Jahre gegen Null gehen lasse. Der Harnstoff kommt damit verstärkt aus Ägypten, wo infolge des Irankonflikts die Gas- und Ölpreise in die Höhe gingen und die ägyptischen Harnstoffpreise für österreichische Landwirte Mitte Juni auf 700 Euro pro Tonne in die Höhe schossen.
Weiters werden laut LK OÖ mit Jahresbeginn 2026 werden alle europäischen Dünger mit CO2-Zertifikaten belastet. Je nach Kurs des Emissionshandels werde sich damit NAC in einem halben Jahr um weitere 80 bis 100 Euro je Tonne verteuern. „Es wird erwartet, dass Stickstoff-Dünger allein durch den CO2-Grenzausgleichsmechanismus um rund 20 Prozent teurer werden. Mit diesen Aussichten wird den europäischen Ackerbauern jede Perspektive auf eine Wettbewerbsfähigkeit am internationalen Getreidemarkt genommen“, erläutert Präsident Waldenberger.
Die Vorzeichen für die Vermarktung der laufenden Weizenernte stehen laut dem Präsidenten schlecht. Russland habe Anfang Juli die seit 2021 eingeführte Exportsteuer bei Weizen auf Null gesetzt und kann damit den Weizen billigst exportieren. So schätze das Beratungsunternehmen SovEcon die russischen Weizenexporte 2025/26 aufgrund verbesserter Ernteaussichten auf 42,9 Mio. t. Die EU habe 2024/25 nur etwa die Hälfte dieses Ausmaßes exportiert. Aufgrund des gegenüber dem Dollar massiv aufgewerteten Euro sei nicht absehbar, dass europäischer gegenüber russischem Weizen auf den Exportmärkten nach Nordafrika und Asien konkurrenzfähig sein werde.
„Die traurige Bilanz ist, dass die europäischen Ackerbauern aufgrund zu vieler Wettbewerbsnachteile gegenüber Agrargiganten wie Brasilien, Russland und Ukraine nicht mehr konkurrenzfähig sind und trotz oder gerade wegen hoher Produktionsstandards immer mehr ins Hintertreffen geraten“, resümiert Waldenberger.
Die Weizen-Deckungsbeiträge sinken seit dem letzten guten Wirtschaftsjahr 2021/22, in dem dieser für Weizen noch rund 2.000 Euro pro Hektar betragen hat. Seither sind die Deckungsbeiträge von Weizen aufgrund fallender Getreidepreise und immer teurer werdender Betriebsmittel laufend gesunken. Aktuell liegt der Deckungsbeitrag für einen guten Ertrag von acht Tonnen Mahlweizenqualität unter 400 Euro pro Hektar.
Für die Herbsternte wird bei Körnermais gegenüber dem fünfjährigen Durchschnitt eine um 9 % höhere Produktion prognostiziert. Besonders stark falle die Erwartung bei der Sojabohen aus, hier wird mit einer Mehrproduktion von 23 % gerechnet. Damit produziere Oberösterreich aufgrund des hohen Ertragsniveaus bereits rund ein Drittel der österreichischen Sojaproduktion. Grund für diese positiven Aussichten sind sowohl die gestiegene Anbaufläche als auch die günstigen Wachstumsbedingungen für Soja und Mais in den vergangenen Monaten. von Torsten Altmann
