Der Baywa-Konzern verzeichnet für 2024 einen Jahresfehlbetrag von rund 1,6 Mrd. Euro. Das Eigenkapital reduzierte sich auf nur noch 35,3 Mio. Euro; das entspricht einer Eigenkapitalquote von lediglich 0,3 Prozent. Ein dramatischer Rückgang gegenüber dem ebenfalls schon geringen Vorjahreswert von 13,7 Prozent und ein klares Zeichen für eine existenzbedrohende Finanzlage, die der Geschäftsbericht einräumt.
Der Vorstand des Agrarhandelskonzerns ist zwar zuversichtlich, dass die eingeleiteten harten Sanierungsmaßnahmen greifen. Michael Baur, Chief Restructuring Officer (CRO), sagte heute (10.7.) anlässlich der Bekanntgabe des Geschäftsberichts für 2024, das mit den Gläubigern und Hauptaktionären beschlossene Finanzierungskonzept sichere die finanzielle Stabilität der BayWa bis 2028.
Für Vorstandschef Frank Hiller hat die Baywa 2024 „die schwerste Unternehmenskrise seit Bestehen erlebt“. Die notwendigen harten und mutigen Entscheidungen zeigten aber schon Wirkung. Dennoch warnt die Konzernleitung im Geschäftsbericht vor bestandsgefährdenden Finanzierungs- und Liquiditätsrisiken.
Wie aus der Bilanz hervorgeht, sank der Baywa-Konzernumsatz 2024 von 23,9 Mrd. Euro auf 21,1 Mrd. Euro. Bis 2028 erwartet das Unternehmen aufgrund von Desinvestitionen einen weiteren Rückgang auf nur noch etwa 11,3 Mrd. Euro.
Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) soll im gleichen Zeitraum von 56,1 Mio. Euro im Jahr 2024 auf rund 530 Mio. Euro steigen. Im vorigen Jahr lag das operative Ergebnis (EBIT) nach außerplanmäßigen Abschreibungen allerdings bei knapp minus 1,1 Mrd. Euro (Vorjahr: 304,0 Mio. Euro). Nach Abzug von Zinsen und Steuern beträgt das Minus besagte 1,6 Mrd.Euro.
In den ersten drei Monaten 2025 wurde jedoch ein positives EBITDA in Höhe von 46,6 Mio. Euro erwirtschaftet.
Im Agrargeschäft verbuchte die Baywa 2024 ebenfalls einen Verlust, und zwar in Höhe von 97,1 Mio. Euro. Witterungsbedingte Ernteeinbußen und ein verschärfter Wettbewerb führten zu einem Umsatzrückgang von 7,1 Prozent auf 4,6 Mrd. Euro. Eine stärkere Nachfrage nach Betriebsmitteln wie Pflanzenschutz und Dünger konnte die Belastungen nur teilweise ausgleichen.
Positiv entwickelt sich die Techniksparte. Dort stieg der Umsatz um rund 200 Mio. Euro auf 2,4 Mrd. Euro. Das EBIT schrumpfte zwar um gut 24 Mio. Euro, blieb mit 60,3 Mio. Euro aber im positiven Bereich. In Deutschland waren vor allem das Gebrauchtmaschinengeschäft und die Werkstattauslastung robust.
Bei der inzwischen veräußerten österreichischen Tochtergesellschaft RWA hingegen sorgte eine rückläufige Nachfrage sowie Wertberichtigungen auf Lagerbestände für eine schwächere Entwicklung.
Im Geschäftsbericht weist der Vorstand darauf hin, das Sanierungsgutachten sei zu dem Ergebnis gekommen, dass das Unternehmen „mit überwiegender Wahrscheinlichkeit saniert und mittelfristig seine operative Wettbewerbs- und Renditefähigkeit“ wiederhergestellt werden könnten.
Voraussetzung für die erfolgreiche Restrukturierung sei die Umsetzung wesentlicher Maßnahmen zum Schuldenabbau, zur Reduzierung von Kosten und zur Steigerung der Profitabilität. Bei „unerwarteten Verzögerungen bzw. Abweichungen“ von dem Sanierungsplan sei eine Gefährdung des Fortbestands des Unternehmens aber nicht ausgeschlossen, so die Gesamtbeurteilung durch die Konzernleitung.
Für die Dauer der Sanierung bestehe ein „bestandsgefährdendes Finanzierungsrisiko und ein damit einhergehendes bestandsgefährdendes Liquiditätsrisiko für die Fähigkeit der BayWa AG und ihrer Tochtergesellschaften zur Fortführung der Unternehmenstätigkeit gemäß § 322 Abs. 2 Satz 3 HGB“.
Der Konzern sei möglicherweise nicht in der Lage, „im gewöhnlichen Geschäftsverlauf seine Vermögenswerte zu realisieren sowie seine Schulden zu begleichen“. von Norbert Lehmann