Rinder leiden unter Hitze im Stall: Warum Kühe keine Kälber kriegen- Forschungsdaten aus Österreich

Hitzestress mindert die Fruchtbarkeit von Kühen. Forscher sehen in der Klimakrise eine ernste Bedrohung für die Rinderhaltung.

Forscher Havlicek konnte nun erstmals Daten erheben, die zeigen, dass die Trächtigkeitsrate bei Kühen wegen der zunehmenden Zahl an Hitzetagen um 10 bis 20 Prozent zurückgeht. Damit zeigt die Studie der Veterinärmedizinischen Universität Wien wie der Klimawandel bereits jetzt die Fruchtbarkeit von Rindern negativ beeinflusst.

Das Forscherteam fand heraus, dass die Trächtigkeitsrate in den hitzebelasteten Sommermonaten zuletzt um zehn bis 20 Prozent abnahm im Vergleich zu kühleren Perioden. Um das zu untersuchen, entnahmen die Wissenschaftler Proben der Eileiterflüssigkeit der Rinder und setzten diese im Labor Hitzestress aus. „Das Problem ist, dass die hohe Körpertemperatur direkte Beschädigungen beim Embryo verursachen kann und auch die Eileiterumgebung verändert“, erklärt der wissenschaftliche Leiter der Studie, Viteszlav Havlicek. Sein Team konnte zeigen, dass Eizellen schlechterer Qualität nicht mehr befruchtet werden und Embryonen zum Teil nach der Befruchtung wieder absterben.

Die optimale Temperatur für Rinder liegt bei 4 bis 16 Grad. Hier fühlen sich Rinder am wohlsten. Steigt die Luftfeuchtigkeit über 70 Prozent kann bereits am 22 bis 25 Grad Hitzestress eintreten. Der Körper der Kuh wird dann so warm, dass die Fruchtbarkeit abnimmt. Gleichzeitig sinkt bei Hitzestress auch die Milchleistung laktierender Kühe. Das liegt vor allem daran, dass Kühe bei hohen Temperaturen 10 bis 25 Prozent weniger fressen. „Wenn die Tiere weniger fressen, haben sie weniger Energie und andere Stoffe für die Milchproduktion zur Verfügung“, erklärt Havlicek.___Die Forscher weisen darauf hin, dass Landwirte in Ställen für Abkühlungsmechanismen wie Ventilatoren, Sprinkleranlagen oder Nebelduschen investieren. Auch bei der Weidehaltung sollten den Tieren beschattete Flächen zur Verfügung gestellt werden.

Auch auf die rassespezifischen Unterschiede gingen die Forscher ein: Demnach seien die europäischen Rassen wie Holstein-Friesian oder Jersey besonders anfällig für Hitzestress. Wesentlich besser können naturgemäß Rinderrassen aus tropischen oder subtropischen Gegenden, wie etwa die aus Indien und Pakistan stammenden Zebu-Rinder, damit umgehen. Jedoch liege die Milchleistung dieser Rassen deutlich unter jener der heimischen. Zwar gebe es Bemühungen, Zebu-Rinder mit europäischen Rassen zu kreuzen, jedoch verspricht sich Havlicek davon nicht viel. Vielmehr müsse es mehr Bestrebungen geben, den Kühen angenehmere Bedingungen zu garantieren. _ In Zukunft will das Team, gefördert durch das Land Niederösterreich, weitere präventive Maßnahmen gegen Hitzestress entwickeln. Dazu zählen etwa Probiotika oder andere Immunsystem-stärkende Substanzen. Es werden Widerstandsmechanismen in der Gebärmutter der Kuh erforscht, die vor Erkrankungen und vor den negativen Effekten von Hitzestress schützen. Das Ziel: Diese den Rindern zusätzlich gezielt zuzuführen, um so die Fruchtbarkeit stabil zu halten.