Für das kommende Vermarktungsjahr 2025/26 rechnet die Rohstoffanalystin Karen Braun von Reuters mit einem außergewöhnlich niedrigen Niveau der globalen Maisendbestände. Gleichzeitig wird in den USA eine Rekordernte erwartet, ebenso wie außergewöhnlich hohe Erträge bei den wichtigsten südamerikanischen Exportländern. Diese Einschätzung basiert auf aktuellen Prognosen des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA).
Laut USDA sollen die weltweiten Endbestände an Mais auf 277,8 Millionen Tonnen zurückgehen. Das entspräche einem Rückgang von drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr und sogar einem Minus von 16 Prozent gegenüber dem Niveau von 2023/24. Damit würden die Bestände den niedrigsten Stand seit dem Zeitraum 2012/13 erreichen. In Relation zum weltweiten Verbrauch entspricht dies nur noch 18,9 Prozent – ein historisch geringer Wert.
Die Nachfrage nach Mais bleibt weltweit hoch. Damit die Versorgungslage stabil bleibt, ist eine außergewöhnlich gute US-Ernte notwendig. Gleichzeitig werden auch in den Vereinigten Staaten vergleichsweise geringe Lagerreserven erwartet – mit nur 1,8 Milliarden Bushel fallen diese niedrig aus.
In China spielt die Maisernte erneut eine wichtige Rolle. Trotz möglicher Rekorderträge geht das USDA davon aus, dass das Produktionswachstum dort das langsamste seit fünf Jahren sein wird. Während die US-Behörde von einem wachsenden chinesischen Importbedarf ausgeht, prognostiziert Peking weitgehend stabile Einfuhren. Rechnet man China aus der globalen Bilanz heraus, würden die Lagerbestände weltweit zwar um sieben Prozent steigen, aber dennoch auf dem zweittiefsten Niveau der letzten 13 Jahre verbleiben.
Auch im Exportgeschäft nimmt der Wettbewerb zu. Vor allem Brasilien plant, seine Maisproduktion im Zeitraum 2024 bis 2026 deutlich zu steigern. In Mexiko, dem wichtigsten Abnehmer amerikanischen Maises, werden hingegen keine größeren Veränderungen bei den Importmengen erwartet.
In den aktuellen Berechnungen des USDA wird ein historischer Höchststand bei der US-Maisernte zugrunde gelegt. Demnach sollen rund 15,82 Milliarden Bushel eingefahren werden – ein Plus von 6,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die erwartete Durchschnittsernte pro Acre liegt bei 181 Bushel und übertrifft damit den bisherigen Rekordwert von 179,3. Einige Marktbeobachter äußern allerdings Zweifel, ob dieses Niveau bei anhaltender Wetterunsicherheit und zunehmender Konkurrenz tatsächlich erreicht werden kann.
Auch die Ausweitung der Anbauflächen steht im Zentrum der Prognosen. Erwartet wird ein Anstieg von 95,3 auf 97 Millionen Acres. Dies könnte die Produktionsmenge zusätzlich steigern und die Verarbeitung über die Schwelle von zwei Milliarden Bushel heben.
Bis zum vergangenen Sonntag hatten US-Landwirte bereits 62 Prozent der vorgesehenen Flächen mit Mais bestellt. Damit liegen sie über dem langjährigen Durchschnitt. Entscheidend für den weiteren Verlauf dürften jedoch die Sommermonate sein, da unbeständige Wetterverhältnisse die Angebotslage noch erheblich beeinflussen können.