Verbot von Vollspaltenböden: Kurze Frist wäre fatal

Der Geschäftsführer des VLV und der Österreichischen Schweinebörse Johann Schlederer rechnet mit einer rechtzeitigen Lösung zum Verbot der Vollspaltenbucht.

Ohne Lösung tritt mit 1. Juni das Verbot der unstrukturierten Vollspaltenbucht in Kraft. Wird dies die Schweinehaltung in die ­absolute Krise stürzen?

Johann Schlederer: Als absolute Krise würde ich das nicht ­bezeichnen, aber es wäre ein schmerzlicher Schlag. Es wäre der endgültige Beweis dafür, das der Politik die Vollversorgung der Bevölkerung mit heimischem Schweinefleisch egal ist. Nur, ich kann mir das nicht vorstellen, ich glaube immer noch an eine gütliche Lösung.

Was wäre eine realistische Dauer, um Maßnahmen in den Ställen umsetzen zu können?

Johann Schlederer: Wir sprechen seit dem VfGH-Urteil von einer Übergangszeit von zumindest 10 Jahren für ältere Stallungen und für Betriebe, die nach 2013 gebaut wurden, verlangen wir, dass sie mindestens 15 Jahre rechtskonform arbeiten dürfen.

Sie haben ein Rechtsgutachten eingeholt, wie sich zu kurze Übergangsfristen auswirken, was hätten die Schweinebauern zu befürchten?

Johann Schlederer: Umbau ­kostet Geld, je weniger Zeit man dazu hat, desto mehr Betriebe werden das Handtuch werfen. Ich erwarte aber durch das Ende der herkömmlichen Abferkelbox mit 2033, das heißt kostenintensiver Umbau auf Bewegungsbuchten, einen noch einschneidenderen Effekt für die heimische Schweineproduktion.

Die Verunsicherung unter den Bauern ist groß, die Tierrechtler kampagnisieren gegen die ­Vollspalten – kann das die Entscheidung noch beeinflussen?

Johann Schlederer: Der Verein gegen Tierfabriken hat den Vollspaltenboden zum Synonym für Tierquälerei in der Nutztierhaltung gemacht, was nicht stimmt. Natürlich ist es nicht hilfreich, wenn die NGOs bis zum letzten Tag vor der parlamentarischen Entscheidung ihre Halbwahrheiten ­verbreiten.

Die Tierrechtler fordern ­Stroheinstreu für alle Schweine, was würde das für die Branche ­bedeuten?

Johann Schlederer: Ich gehe davon aus, dass wir dadurch mittelfristig einen Verlust von mind. 50 % der heimischen Produktion hätten. Beispielsweise sind die herkömmlichen Güllesysteme völlig ungeeignet für Einstreu. Des Weiteren stimmt es nicht, dass Stroh ausschließlich positive Wirkung auf Schweine hätte, Stichwort „Lungengesundheit“.

Was wäre nötig, damit in der Branche Ruhe einkehrt?

Johann Schlederer: Jedenfalls eine rasche und praxisvertretbare Entscheidung in der Vollspaltenthematik sowie mehr Wertschätzung von Politik und Gesellschaft für die Arbeit der Schweinehalter. von Roland Pittner