Das Herbizid Glyphosat entsteht auch aus Waschmittelzusätzen. Das geschieht in Kläranlagen, oder schon in der Kanalisation. So gelangen erhebliche und konstante Mengen von Glyphosat in Bäche und Flüsse.
Über die Entstehung von Glyphosat aus Waschmittelzusätzen haben Wissenschaftler am 11. März 2025 im Fachjournal „Water Research“ auf der Grundlage eines experimentellen Nachweises berichtet.
Bereits im März 2024 hatte das Team um die Chemikerin Carolin Huhn von der Universität Tübingen eine Studie mit Belegen veröffentlicht, aus denen sie die These ableitete: Ein Großteil des Glyphosats in unseren Gewässern entsteht demnach in der Kläranlage – aus Wasserenthärtern, wie sie in haushaltsüblichen Waschmitteln zu finden sind.
Das Herbizid Glyphosat und Aminomethylphosphonsäure (AMPA), ein Umwandlungsrodukt von Glyphosat und anderen Aminopolyphosphonaten, sind weit verbreitete Schadstoffe in europäischen Flüssen. Die Studie zeigt nun, dass neben dem regenbedingten Eintrag nach landwirtschaftlicher oder städtischer Herbizidanwendung auch kommunales Abwasser maßgeblich zur Glyphosatbelastung europäischer Flüsse beiträgt.
Die über das Jahr hinweg relativ konstanten Massenflüsse machten eine Erklärung der Wasserbelastung allein durch landwirtschaftliche Herbizidanwendungen schwierig. Auf der Suche nach einer neuen Quelle für Glyphosat und AMPA lieferten Wissenschaftler nun den experimentellen Beweis dafür, dass ein bestimmtes Aminopolyphosphonat, das als Antiscalant und Bleichmittelstabilisator in Haushaltswaschmitteln und zahlreichen industriellen Prozessen eingesetzt wird, eine Vorstufe sowohl von Glyphosat als auch von AMPA ist.
Beide Verbindungen entstehen aus DTPMP und möglichen Zwischenprodukten, werden aber in Folgereaktionen auch selbst weiter umgewandelt. Die Zugabe von DTPMP in azidbehandeltem Belebtschlamm ergab ähnliche oder sogar höhere Glyphosat- und AMPA-Konzentrationen, was darauf hindeutet, dass abiotische Prozesse den Umwandlungsprozess dominieren.
Die europäischen Gesamtmengen für Phosphonateinsatz liegen zwischen 10.000 und 50.000 Tonnen, wovon 12.000 Tonnen in Haushaltsprodukten verwendet wurden (darunter 4.094 Tonnen DTPMP), wie im Jahr 2004 berichtet, bzw. 49.000 Tonnen Phosphonatgesamteinsatz in Europa im Jahr 2013.
Viele Flüssigwaschmittel und einige Pods enthielten DTPMP, während Pulverwaschmittel meist 1-Hydroxyethyliden-1,1-diphosphonsäure (HEDP), auch Etidronat genannt, enthielten.
Alle Inkubationsexperimente deuteten darauf hin, dass Glyphosat ein Transformationsprodukt von DTPMP in Belebtschlamm ist. Darüber hinaus beobachteten die Wissenschaftler eine deutliche Abhängigkeit der Glyphosatkonzentration von der DTPMP-Menge.
Die Ergebnisse tragen zur Erklärung vieler Beobachtungen zu Glyphosat und AMPA im Abwasser bei, da die Verwendung von DTPMP in Haushaltsanwendungen über das Jahr hinweg relativ konstant ist.
Das erklärt den Nachweis der Verbindungen in der Kläranlage das ganze Jahr über, auch wenn der regenbedingte Eintrag vernachlässigbar ist und auch bei Kläranlagen, die an ein separates Kanalsystem angeschlossen sind. So können die Konzentrationsmuster von Glyphosat und AMPA in Flüssen mit relativ konstanten Massenströmen besser verstanden werden. Ebenso lassen sich die gegensätzlichen Ergebnisse in Europa und den USA erklären, weil Phosphonate in den USA kaum in Waschmitteln verwendet werden.
Um die Auswirkungen von Aminopolyphosphonaten auf die Oberflächenwasserverschmutzung vollständig zu verstehen, sollten sich weitere Forschungsarbeiten auf das Verständnis der abiotischen Reaktionen, auf die Bildungsraten im Schlamm verschiedener Kläranlagen und in den Kanalnetzen sowie auf den Zusammenhang zwischen den Zulauf- und Ablaufkonzentrationen von DTPMP, Glyphosat und AMPA sowie der Konzentrationen in den aufnehmenden Flüssen konzentrieren, heißt es abaschließend in der Studie. Mit Material von Water Research Volume 280: In-situ formation of glyphosate and AMPA in activated sludge from phosphonates used as antiscalants and bleach stabilizers in households and industry