Klimafitter Wald: Doch nicht so gut in Österreich

Der Rechnungshofbericht zum Waldzustand sorgt für eine Debatte im Nationalrat. Die Regierung sieht sich aber auf einem guten Weg.

Der Waldfonds war zuletzt Thema im Nationalrat. Grund war die Vorlage des Rechnungshofberichts „Wald im Klimawandel“. Darin kritisieren die Rechnungsprüfer die bisherigen Maßnahmen der Bundesregierung. 27 Empfehlungen legten die Prüfer der Regierung nahe. Geprüft hatten sie von 2015 bis 2020. ÖVP-Rechnungshof-Sprecher Hermann Gahr widersprach in einigen Punkten.

So geht den Prüfern der Umbau der Wälder zu langsam. So ist die Fichte auf nicht standortgerechten Waldflächen verbreitet. Angesichts des Klimawandels sind vor allem Fichtenbestände auf Laubmischwald–Standorten in Tieflagen sowie Fichten–Reinbestände in den Bergwäldern mit Schutzfunktion besonders gefährdet.

Die Verjüngung der Wälder ist erforderlich. Auf 2,72 Mio. ha Wald besteht laut Rechnungshofende Verjüngungsbedarf, auf 1,59 Mio. ha oder 59 % fehlte die „notwendige“ Verjüngung.

Für den Schutzwald in Ertrag und auch außer Ertrag waren auf zwei Drittel der Fläche Verjüngungsmaßnahmen nötig. Eine ausreichende Verjüngung war laut Bericht nicht vorhanden.

Um die Verjüngung zu verbessern, legt der Bericht nahe, vorrangig Anreize für Maßnahmen einführen, die die Alters– und Baumartendurchmischung und somit die Widerstandsfähigkeit der Wälder erhöhen.

Kritisch bewerte die Rechnungsprüfer zudem die hohen Wildbestände. So zeigt das Wildeinflussmonitoring 2016 bis 2018, dass sich der Wildeinfluss in etwa einem Viertel der Bezirke Österreichs erhöht hatte. Die Tanne konnte sich in 47 % und die Eiche in 65 % der Bezirke ihres Vorkommens nicht oder kaum über 1,3 m Höhe hinaus entwickeln.

Die Abschusszahlen in Kärnten und Niederösterreich blieben im Prüfungszeitraum nahezu unverändert, heißt es im Bericht. Die forstlichen Erfordernisse wie Sicherstellen des Aufkommens natürlicher Verjüngung und aufgeforsteter Pflanzen wurden nicht ausreichend berücksichtigt. Auch ermittelten die beiden Länder in ihren Abschussplänen keine tragbare Wilddichte etwa anhand von Vergleichs– und Weiser-Flächen. Dabei sind die Länder in erster Linie für das Umsetzen von Maßnahmen zuständig, indem sie das Jagdrecht vollziehen. So sollen vor allem Kärnten und Niederösterreich stärker die Abschusszahlen an den Waldschäden und am Verjüngungszustand der Waldflächen ausrichten, rät der Rechnungshof.

Die Holznutzung war in Österreich geringer als der Aufwuchs, befand sich aber mit 88 % des Zuwachses auf hohem Niveau. Dabei lag Nutzungsgrad im Kleinwald (unter 200 ha) bei 85 %, im Großwald (über 200 ha) bei 100 % und bei der Österreichischen Bundesforste AG bei 76 %.

Seit dem 2003 ging die Netto–Kohlenstoffaufnahme des Waldes aufgrund einer höheren Holzernte und von Störfaktoren wie Sturm, Trockenheit und Borkenkäferbefall zurück, stellte die Prüfer in ihrem Bericht fest.

Die Rechnungsprüfer verlangen daneben mehr Transparenz, wofür die Mittel im Waldfonds verwendet werden und wie viele noch verfügbar sind. Damit soll die Abwicklung dieser Förderungen transparenter werden. Diese Empfehlung veranlasste, die SPÖ-Abgeordnete Elisabeth Feichtinger einen Entschließungsantrag einzubringen. Darin forderten die Sozialdemokraten mehr Transparenz und konkretere Vorgaben bei der Vergabe von waldbezogenen Förderungen. Der Antrag blieb aber in der Minderheit.

Aus Sicht von Gahr ist der Waldfonds indes die „beste Antwort“ auf die zu geringe Verjüngung, auch bei der Österreichischen Bundesforste AG. Alleine 2020 entstanden dort Kosten von 48 Mio. € aufgrund des Klimawandels. Den Waldfonds habe die Regierung jetzt um weitere zwei Jahre verlängert, so der ÖVPler. Mit jeweils 50 Mio. € stehen somit 2024 und 2025 zu Verfügung.

Nach Angaben von Bundesforstminister Norbert Totschnig sei der Großteil der Empfehlungen des Rechnungshofes umgesetzt oder noch in Arbeit. So wird es künftig Auskunft über den Umsetzungsgrad des Waldfonds geben. Es gebe Förderungen und Anreize für Alters- und Baumartendurchmischung, betonte Totschnig. Gleichzeitig werden Sollindikatoren der Waldstrategie überarbeitet, im Walddialog eingebrachte Maßnahmen intensiv „diskutiert und evaluiert“, so der Forstminister. Und im Österreichplan von Bundeskanzler Karl Nehammer findet der Waldfonds als „wichtige Maßnahme“ Platz“, so der Abgeordnete Gahr. von Josef Koch