Kein verhandeln auf Augenhöhe – Handelsriesen brauchen Grenzen!

Beim Preis stehen Landwirte an letzter Stelle, obwohl auch ihre Kosten steigen. Fairness über die ganze Lebensmittel-Produktionskette wäre angebracht.

Der Platz in den österreichischen Supermarktregalen ist heiß umkämpft. Vier große Player teilen sich mehr als 90 % des Markts. Das bedeutet viel Macht für die Lebensmittelkonzerne und eine schlechte Verhandlungsposition für Lieferanten und Bauern.

Die Bundeswettbewerbsbehörde zeigt mit einer Branchenstudie zum Lebensmitteleinzelhandel deutlich auf, dass die Geschäftspartner oft die Marktmacht der Konzerne zu spüren bekommen: Drohende Auslistungen, aufgezwungene Vertragsbedingungen oder Repressalien, wenn für Eigenmarken nicht ein Teil der Ware günstiger geliefert wird. Diese oder ähnliche unlautere Praktiken sind, laut der Studie, bereits jedem vierten Lieferanten widerfahren.

Eine weitere Erkenntnis, der „Österreich-Preisaufschlag“, hat sich bei vielen Produkten bestätigt. So bezahlen heimische Konsumenten mehr für dieselben Waren, als unsere deutschen Nachbarn.

Eine solche Konzentration des Lebensmitteleinzelhandels wie in Österreich ist in ­Europa einzigartig. Die Lieferanten stehen unter extremen Druck, der wird an die ganze Lieferkette weitergegeben. Ganz am Anfang dieser stehen die Bauern. Jene Berufsgruppe, die ihre Produktpreise meist nicht selbst bestimmen kann. Der Preis bildet sich nicht nach dem tatsächlichen Aufwand, sondern orientiert sich an den Weltmarktpreisen.

Um Missständen in der Lebensmittelkette nachzugehen, hat das Landwirtschaftsministerium ein Fairnessbüro eingerichtet. Ein erster Schritt, doch ob sich die Handelsriesen dadurch beeindrucken lassen und statt, wie in der Werbung „Fair zum Tier“ auch „Fair zum Bauern“ sind, ist unklar. Dieses Label fehlt in Österreich noch. Die Studie hat viel aufgedeckt, daran muss gearbeitet werden. Es ist ein Kampf mit ungleichen Mitteln, wie auch Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig erklärt.

In der Landwirtschaft wird komplett auf Transparenz gesetzt, jede Förderung ist online ersichtlich, viele Dinge bei Düngung oder Pflanzenschutz werden strikt reglementiert und mit ständigen Überprüfungen ist zu rechnen. Wenn der Gesetzgeber über die ganze Lebensmittelkette solche Standards setzen würde – wäre es doch nur fair und auch nicht zu viel verlangt. von Roland Pittner