So wie immer -Tierwohl wird nicht bezahlt: Ist Aldis #Haltungswechsel nur ein großer Marketing-Gag?

Der Discounter Aldi prescht mit seiner #haltungswechsel-Kampagne vor und will Fleisch der Haltungsstufe 2 verbannen. Für den Umstieg fehlen aber Konzept und Geld, die Bauern sind sauer.

Aldi Süd bewirbt massiv seinen Haltungswechsel auf höhere Tierhaltungsstufen. Montag erst kündigte der Discounter an, ab März 2024 Putenfrischfleisch ausschließlich aus der höheren Haltungsform 3 und zu 100 % aus deutscher Herkunft anbieten.

Dass zwischen Anspruch bzw. Marketing und der praktischen Umsetzung aber eine enorme Lücke klafft, verdeutlicht die kritische ARD/NDR-Doku mit dem Titel „Das scheinheilige Fleisch-Versprechen“ das am 4. September erschien.

Autor David Hohndorf wirft Aldi bei der #haltungswechsel-Kampagne (Werbevideo hier) vor, gar keine konkrete Strategie zum Haltungswechsel zu haben und Tierwohlfleisch nicht angemessen zu entlohnen. Auch viele Landwirte fühlen sich vom Discounter überrumpelt und fürchten, dass sie den Preis für die Aldi-Kampagne zahlen.

Hohndorf macht den Test: Das Fleisch aus der höheren Haltungsstufe ist kaum teurer als das aus der niedrigen; Schnitzel der Haltungsstufe 1 kostet 23,99 €/kg, Biofleisch 25,99 €/kg.

Um herauszufinden, wie das sein kann, besucht er einen Landwirt, der für das Aldi-Programm „fair und gut“ produziert und in einem Werbeclip zu sehen ist.

Ulrich Schulze Vowinkel aus Laer (NRW) hält über 2.000 Schweine, überwiegend in Haltungsstufe 2. Ca. 350 Tiere mästet er in Stufe 4 und verkauft sie über Tönnies an Aldi.

Die konventionellen Schweine werden jede Woche neu über die VEZG bepreist. Der Preis ist derzeit so hoch wie lange nicht mehr, erklärt der Sender den Zuschauern. In Haltungsstufe 4 mit doppelt soviel Platz bekommt der Mäster dagegen von Tönnies für fünf Jahre einen Festpreis. Das funktionierte für ihn gut, solange die Haltungskosten stabil blieben.

„Die absurde Situation ist momentan, dass die Tiere in der konventionellen Haltung teurer sind als die Tiere in der Haltungsstufe 4. Momentan bekommen wir sogar 10 € mehr für die Tiere, die wir in der Haltungsstufe 2 vermarkten. Obwohl wir in der Haltungsstufe 4 sehen, dass wir einen deutlich höheren Aufwand haben“, schildert der Betriebsinhaber dem NDR.

Versuche einen höheren Preis zu bekommen seien fehlgeschlagen, da der Handel nicht dazu bereit war. Kostendeckend sei die Haltungsform 4 derzeit bei ihm nicht. Auf Anfrage des Senders erklärte Aldi, ab September 2023 einen deutlich höheren Betrag an Tönnies für die Haltungsform 3 zahlen zu wollen.