8 Milliarden Menschen: Die Landwirtschaft produziert genug für alle

Dieser Tage wächst die Menschheit auf acht Milliarden. Sie alle zu versorgen, ist die Herausforderung des Jahrhunderts. Hier kommt es auf die Landwirtschaft an.

Wo genau der Mensch geboren wird, der die acht Milliarden vollmacht, ist nicht klar. Vielleicht in Indien, Nigeria oder in einem kleinen Dorf in Niederbayern. Fakt ist jedenfalls, dass er nicht lange allein auf dieser Zahl bleibt. Kaum eine Minute drauf sind schon 300 weitere Menschen geboren. Alle wollen wenigstens genug zu essen haben. Und bis zum Jahr 2050 werden wir bereits 9,8 Milliarden sein. Deswegen kommt der Landwirtschaft eine Schlüsselrolle zu.

Grundsätzlich geht es darum, genug Kalorien für alle zu produzieren. Das heißt neue Anbaumethoden, die höhere Erträge bringen, größere Anbauflächen, neue Kulturen und Kalorienlieferanten. Und – auch das gehört dazu – ein klügerer Einsatz der vorhandenen Mittel. Das bedeutet weniger Verschwendung und eine gerechtere Verteilung der erwirtschafteten Kalorien. Schon heute arbeiten Landwirte mit den Lösungen für die Zukunft: Die neuen Anbaumethoden beispielsweise lagen noch vor einer Generation sehr weit weg. Heute vergrößern Agroforstsysteme und Agri-PV-Anlagen das Potential jedes einzelnen Hektars. Dazu kommen die Innovationen aus der regenerativen Landwirtschaft, der Gentechnik und der Digitalisierung.

Im Prinzip gibt es genug zu essen. 2019 lag die durchschnittliche globale Produktion bei 2963 Kalorien pro Kopf. Theoretisch reicht das. Doch mit der Verteilung hapert es. Zum einen gehen große Mengen etwa des Getreides in die Tierhaltung. In Deutschland sind das beispielsweise 40 Prozent, schreibt die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft.

Zum anderen verderben viele Lebensmittel: Entweder weil der Verbraucher sie nicht will oder weil sie es gar nicht bis zum Verbraucher schaffen. Und schließlich verbrauchen Menschen der Industrieländer mehr Kalorien als der Rest der Welt. Das Problem des Hungers trifft denn auch vor allem Länder des globalen Südens. Die Welternährungsorganisation FAO meldet, dass im Jahr 2021 zwischen 701 und 828 Millionen Menschen unterernährt waren. Das waren 46 Millionen mehr als 2020. Diese Menschen brauchen eine Perspektive.

Bei unserem Lebensstil bräuchte es 600 Mio. ha zusätzlich

Die FAO hat berechnet, dass wir global 200 Millionen Hektar zusätzliche Ackerfläche und 400 Millionen Hektar Grünland bräuchten. Zumindest dann, wenn man den steigenden Verbrauch der letzten Jahrzehnte in die Zukunft extrapoliert. Das entspricht der Fläche der EU. Nicht berücksichtigt sind dabei Ernteausfälle durch Katastrophen, Dürren, Überschwemmungen, Kriege, etc. Auch nicht mit in der Kalkulation ist, dass eine reine Biolandwirtschaft eine noch größere Fläche bräuchte.

Neue Nahrungsquellen braucht die Menschheit

Um die Menschen gut versorgen zu können, braucht es bei allen den Willen zur Veränderung. Dazu gehört es etwa, die Verluste an Lebensmitteln zu minimieren. Dazu könnte auch einschließen, die Kalorienanzahl jedes Menschen zu reduzieren, etwa durch eine andere Ernährung, die weniger Fleisch umfasst.

Aber Landwirte haben noch Pfeile im Köcher, beziehungsweise experimentieren mit Alternativen. So stehen Insekten hoch im Kurs, eine wichtigere Rolle als Eiweißlieferanten zu übernehmen. Genauso wie Algen. Die Energiebilanz spricht zumindest für diese Exoten: So brauchen Insekten nur zwei Kilo Futter, um ein Kilo Masse aufzubauen. Bei einer Kuh rechnet man mit acht Kilogramm Futter. Auch Algen haben Potential. In einer Studie produzierten Forscher des Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB der Universität Hohenheim in Stuttgart und des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) 123 Tonnen Algen pro Jahr und Hektar. Unterm Strich werden auch dieses Mal die Innovationen in der Landwirtschaft den Menschen die Teller füllen.