Schweinemarkt dreht sich endlich

Laut Österreichischer Schweinebörse war der heimische Schlachtschweinemarkt blitz-
blank leergefegt. Auf der Suche nach zusätzlichen Schweinen hofften die Abnehmer auf
vorgezogene Partien. Die Schlachtungen lagen in den letzten Wochen auf dem tiefsten
Niveau dieses Jahres. Auch das frische Angebot war selbst für eine feiertagsbedingte
Vier-Tage-Arbeitswoche nicht ausreichend. Dies stützt aktuelle Schätzungen, die einen
Bestandsabbau um 5 bis 10 % erwarten. Für Johann Schlederer, Geschäftsführer der
Österreichischen Schweinebörse, ist jahrelanges Schweinebauern-Bashing eine der
Ursachen.

Der Ferkelmarkt präsentierte sich österreichweit sehr einheitlich. Die Rückstellmengen der
letzten Wochen waren beachtlich, allerdings deckt sich die Nachfrage inzwischen mit dem
frischen Angebot.

Der Ferkelhandel in Europa erhielt durch die steigendenden Schlachtschweinepreise, vor
allem dank der Anhebung in Deutschland, neue Impulse. Höhere Ferkelnotierungen in
einigen Ländern waren die Folge.

Auf dem EU-Schweinemarkt setzte sich der Aufwärtstrend fort. Bei einem nach wie vor
geringen Lebendangebot zog die Nachfrage nach Schweinefleisch langsam an. Der Preis-
anstieg in Deutschland vergrößerte den Spielraum für Anhebungen vor allem in den Nach-
barländern. Spanien und Italien erhöhten die Notierungen nur geringfügig.

Während die Erzeugernotierungen nach wochenlanger Stagnation nun endlich anziehen, kassieren die Schweinehalter den nächsten Rückschlag. So berichtet die Interessengemeinschaft der Schweinehalter (ISN) darüber, dass sich bei ihnen in den vergangenen Tagen mehrere Landwirte gemeldet haben, deren ITW-Lieferverträge gekündigt wurden. Allen voran Branchenprimus Tönnies soll mit Verweis auf die geringe Nachfrage nach Tierwohlfleisch und die dadurch fehlende Bezahlung seitens der Fleischabnehmer von seinem vertraglichen Kündigungsrecht Gebrauch machen.

Dass die Nachfrage nach Tierwohlfleisch aktuell spürbar schwächelt, würden verschiedene Schlachtunternehmen bestätigen, so die ISN weiter. Das hängt auch damit zusammen, dass der Hauptteil des Fleisches von ITW-Tieren in den Frischfleischsegmenten des Lebensmitteleinzelhandels vermarktet wird.

Die Branchenvertretung kritisiert, dass die teilnehmenden Schweinehalter nicht zum ersten Mal im Regen stehen gelassen werden und zunehmend den Glauben an eine faire Entlohnung von Tierwohlmaßnahmen verlieren. Gleichzeitig würden die Kündigungen und das Vorgehen der Schlachter deutlich machen, dass sich der Schweinefleischmarkt in einem starken Wandel befindet. So müsse man angesichts hoher Teuerungsraten, leerer Haushaltskassen und der dramatisch schlechten Situation in der Schweinehaltung intensiv darüber diskutieren, wie sich das Tierwohl weiter in die Praxis tragen lässt. Die Wirtschaft ist mit der ITW vorangegangen. Jetzt reift die Erkenntnis, dass es an Geschlossenheit in der Wertschöpfungskette mangelt und sich Tierwohl aufgrund ungleicher Voraussetzungen im globalen Markt nur mit staatlichen Finanzhilfen umsetzen lässt, erklärt die ISN.