„Das Aus fürs Tierwohlfleisch“?

Der gesamte Plan zum Umbau der Tierhaltungbasiert auf der Grundannahme, dass unser Wohlstandsniveau hoch ist und weiter steigt, ordnet die Agrarjournalistin Christin Benecke für die DLG-Mitteilungen die Forderung nach mehr Tierwohl korrekt ein. Aber auch das ist nur die halbe Wahrheit. Das Moralparadoxon beschreibt die Kluft zwischen Anspruch und Kaufverhalten – auch in Wohlstandsgesellschaften. Für mehr Tierwohl ist jeder; man will dafür aber nicht zahlen. Der Ratschlag der Journalistin, den diese aufgrund der zögerlichen Haltung der Bundesregierung zur Finanzierung einer Tierhaltungstransformation den Schweinehaltern gibt, ist berechtigt: Denn wer im guten Glauben auf eine beständige staatliche Finanzierung große Summen investiert, die wie auch immer konzipierte Finanzierung dann aber, wegen Unzumutbarkeit für Verbraucher und Staatshaushalt gekippt wird, der ist auf jeden Fall ruiniert.

Dem ist wohl nichts mehr hinzuzufügen!

Seit Anfang April kennzeichnet Lidl seine Fleischprodukte mit einem eigenen Stufensystem. So sollen Kunden des Discounters auf den ersten Blick erkennen, wie tierfreundlich ein Produkt entstanden ist. Die einzelnen Stufen entsprechen dabei bestehenden Tierschutzstandards – von den gesetzlichen Mindestanforderungen an die konventionelle Tierhaltung auf der untersten Stufe, über das eher schwache Label der Initiative Tierwohl bis hin zu Biostandard auf der höchsten Stufe.

Allerdings zeigen die vergangenen zwei Monate seit Einführung der Kennzeichnung laut Lidl: Je tierfreundlicher und somit teurer ein Produkt, desto weniger wird es nachgefragt. Das sagte Jan Bock, Einkaufschef von Lidl Deutschland, der „Süddeutschen Zeitung  „. Dieser Trend widerspreche Umfragewerten, wonach 90 Prozent der Verbraucher sich bereit erklärten, mehr Geld für Fleisch aus tierfreundlicherer Produktion auszugeben. „Die Moral endet oft am Geldbeutel, das ist nach unserer Erfahrung so“, sagte Bock.

Das eigene Stufensystem für mehr Transparenz sieht Lidl-Manager Bock dennoch als Schritt in die richtige Richtung. Ziel müsse sein, die Standards der Tierhaltung nachhaltig anzuheben. Beispiele – etwa aus den Niederlanden – hätten gezeigt, dass Umstellungen des Konsumverhaltens und der Branchenstandards mehrere Jahre dauerten.