Krieg in der Ukraine löst neue Preisspirale bei Dünger- und Getreidepreise aus

Für die Düngerpreise könnte die Ukraine-Krise gravierende Folgen haben. Betroffen sind Ammoniumnitrat, Phosphor und Kali. Exportunterbrechungen und europäische Sanktionen werden das Angebot erheblich ausdünnen.

In der vorigen Woche waren die Düngerpreise am Weltmarkt noch gefallen. Eine kleine indische Ausschreibung hatte für einen kräftigen Preisrutsch bei den Harnstoff-Preisen gesorgt. Doch jetzt steht alles wieder Frage: Die Folgen des bewaffeneten Konflikts am Schwarzen Meer sind gravierend und wirken sich auf viele Bereiche aus.

Die Preise für Rohöl und Erdgas sind bereits kräftig gestiegen. Die Auswirkungen für das weltweite Angebot bei Weizen, Mais und Gerste sind angesichts des Gewichts beider Länder auf diesen Märkten erheblich. Sie lassen sich unmittelbar an den steigenden Getreidepreisen ablesen. Marc Zribi, Leiter der Getreideabteilung des französischen Landwirtschaftsamtes FranceAgriMer, sagte auf einer Tagung gegenüber dem Agrarportal terre-net, dass die kurzfristigen Risiken im Falle eines offenen Konflikts erheblich sind.

Auf Russland entfallen nach Auskunft von Zribi immerhin 13 Prozent des Welthandels mit Düngemittel-Zwischenprodukten und 16 Prozent des Handels mit fertigen Düngemitteln. Noch schwerwiegender sind die Folgen beim Export von Ammoniumnitrat. Insbesondere Brasilien könnte massive Probleme bekommen, denn das südamerikanische Land kauft fast 60 % der russischen Ausfuhren.

Dabei bestreitet Russland insgesamt 40 % der weltweiten Exporte von Ammoniumnitrat. Ein erheblicher Teil davon geht auch nach Europa. Außerdem ist Russland mit 17 % des weltweiten Handels-Volumens auch ein wichtiger Lieferant von Phosphaten bzw. Phosphordünger.

Schließlich sind auch große Risiken für die Versorgung mit Kali zu befürchten. Hier kommt Russland ebenso wie Weißrussland auf rund 20 % der globalen Handelsmenge, sagt Zribi. Brasilien, China, Indien, Indonesien und die Vereinigten Staaten, auf die zusammen zwei Drittel der weltweiten Kaliimporte entfallen, wären im Falle von Sanktionen unmittelbar betroffen.

„Alles in allem könnte der Konflikt eine neue Aufwärtsspirale bei den Düngemittelpreisen anheizen“, sagte der Leiter der Getreideabteilung von FranceAgirmer. Eine Verschärfung der Krise hätte außerdem auch Auswirkungen auf die Logistikströme. Es dürfte auf jeden Fall zu verlängerten Lieferzeiten kommen, zu Umwegen beim Transport und stark steigenden Kosten für Seefracht und Versicherung.

Außerdem dürfte es neue Rechtsunsicherheit in Verträgen geben, mit dem Risiko des Zahlungsausfalls wegen „höherer Gewalt“ im Kriegsfall. Ein offener Konflikt führt außerdem auch zu erheblichen Störungen in den internationalen Finanzkreisläufen. Am Ende droht auch eine Rückkehr der großen Importeure zu einer komplett veränderten Beschaffungspolitik und zur Sicherung der eigenen Versorgung mit Agrarrohstoffen, was die Märkte zusätzlich belasten dürfte.