Rindfleisch: Ohne China geht nichts mehr

Zwei Supermächte dominieren den globalen Rindfleischhandel: Südamerika als Produzent und Asien als Importeur. Wir werfen einen Blick auf die Zusammenhänge des weltweiten Rindfleischmarktes.

Im weltweiten Vergleich spielt Österreichs Rindermast keine Rolle. Fast schon übermächtig erscheinen Südamerika und Asien im Vergleich zu Europas Rindfleisch-Produktion. „Alleine die Menge an Rindfleisch, die China importiert, ist das 14-fache, was in Österreich im ganzen Jahr produziert wird“, erklärt Johannes Minihuber, stv. Geschäftsführer der ARGE Rind. Ohne China geht am Weltmarkt nichts mehr. Warum? Das sehen wir uns jetzt genauer an.

  • China hat als Produzent und als Importeur von Rindfleisch inzwischen eine enorme Bedeutung.
  • Die Importmengen Chinas haben sich vervierfacht. Die Ware kommt hauptsächlich aus Südamerika und Australien. Damit drückt weniger Ware nach Europa.
  • Größter Rindfleischproduzent ist nach wie vor Südamerika. Direkt dahinter liegt inzwischen Asien!
  • Europa muss aufgrund seiner kleinstrukturierten Landwirtschaft versuchen, mit Qualitätsprogrammen wettbewerbsfähig zu bleiben.

„Von den 11 größten Warenströmen, gehen neun nach Asien, und davon drei Viertel nach China“, so Minihuber. „Dort herrscht die größte Dynamik am Fleischmarkt.“ Seit 10 bis 15 Jahren spielt Europa am weltweiten Rindfleischmarkt nur noch eine untergeordnete Rolle (Übersicht 2). Alleine Brasilien liefert jährlich 1.428 t Rindfleisch nach China, das ist das 7‑fache, was Österreich insgesamt produziert. „Exporte nach Japan o. ä. sind hier noch gar nicht mitberücksichtigt“, ergänzt der Marktexperte. „Bei Schwein und Geflügel sehen die Warenströme ähnlich aus, lediglich beim Schwein ist Europa noch in den größten Warenströmen vertreten.“

Experten gehen weiterhin von einem steigenden Bedarf Chinas aus. Im internationalen Vergleich liegt China beim Pro-Kopf-Verbrauch noch weit hinter klassischen Rindfleischländern wie Argentinien, Uruguay oder Brasilien, wo pro Person 40 bis 50 kg Rindfleisch jährlich verzehrt werden. Argentinien hat seinen Rindfleischkonsum in den letzten Jahren von rund 60 kg auf ca. 45 kg reduziert. China hat bislang nur einen Rindfleisch Pro-Kopf-Verbrauch von ca. 6 kg. Österreich bewegt sich mit rund 10 - 12 kg im Mittelfeld. In vielen europäischen Ländern ist der Konsum in den letzten 20 Jahren leicht zurückgegangen, während er in aufstrebenden Märkten wie China langsam steigt.

Doch nur eine kleine Veränderung beim Konsum Chinas hat große Auswirkungen: Steigt der Pro-Kopf-Verbrauch in China um nur 1 kg Rindfleisch pro Jahr, bedeutet das für den Weltmarkt eine zusätzliche Nachfrage von 1,4 Mio. t. Das entspricht etwa der gesamten Jahresproduktion Kanadas oder der 7-fachen Produktion Österreichs!

Asien und vor allem China sind inzwischen der wichtigste Zielmarkt im internationalen Rindfleischhandel. Brasilien bleibt mit großem Abstand führender Exporteur und profitiert von wettbewerbsfähigen Produktionskosten sowie der stetig steigenden Nachfrage Asiens. „Für Länder wie Österreich mit kleinstrukturierter Landwirtschaft bedeutet das, dass ihre Wettbewerbsfähigkeit vor allem durch Bündelung der Erzeugerinteressen, die Teilnahme an klar definierten Qualitätsprogrammen und die Positionierung im Premiumsegment verbessert werden kann“, ist Johannes Minihuber überzeugt.

Das unabhängige Expertenforum hat es sich zur Aufgabe gemacht, Produktionssysteme der Rindfleischerzeugung in allen wichtigen Erzeugerländern miteinander zu vergleichen und auf ihre Wirtschaftlichkeit zu bewerten. Das Netzwerk besteht aus Agrarökonomen, Beratern und Landwirten aus über 40 Ländern, die gemeinsam rund 75 % der weltweiten Rindfleischproduktion abdecken. Österreich wird durch die ARGE Rind vertreten.

In diesem Jahr fand die spartenübergreifende Jahreskonferenz erstmals in Österreich statt. Rund 80 Teilnehmer aus fast 30 Ländern trafen sich in St. Pölten. Dabei wurde deutlich, wie stark die weltweiten Rindfleischmärkte miteinander verflochten sind. Entwicklungen in einzelnen Ländern haben unmittelbare Auswirkungen auf Preise, Produktionsentscheidungen und Handelsströme rund um den Globus. von Felicitas Greil