In der Kantine des Agrarministeriums stammt offenbar nur ein Bruchteil der Lebensmittel aus Österreich – ein Bericht der Kronen Zeitung sorgt für politischen Wirbel. Agrarminister Norbert Totschnig (ÖVP) sieht sich mit Vorwürfen konfrontiert, in seiner Amtsstube werde auf billiges Importfleisch gesetzt.
Die Debatte um teure Lebensmittel ist seit letztem Sonntag um ein Kapitel reicher. Bundesminister Norbert Totschnig (ÖVP) sieht sich mit der Anschuldigung konfrontiert, dass die Lebensmittel in seiner Kantine nur zu einem geringen Teil aus Österreich stammen. „Bauern-Minister“ setze in Kantine auf billiges Fleisch aus der EU, heißt es in der „Kronen Zeitung“.
Ein Lokalaugenschein ergab, dass der Menüplan gegenüber österreichischen Bauern nur wenig patriotisch gestaltet ist. Exemplarisch wird davon berichtet, dass nur 30 % des Fleisches österreichischer Herkunft sind. Als zweites Beispiel wird eine Flasche Kernöl vom Salatbuffet unter die Lupe genommen. Dabei handelt es sich um Öl einer Handelsmarke ohne genauere Angaben über die Herkunft der Zutaten.
Es sei ein Hohn für alle hart arbeitenden Bauern in Österreich, dass es in der Kantine des Landwirtschaftsministeriums kaum Heimisches gebe, kommentierte die Leiterin des Tierressorts in der „Kronen Zeitung“, Maggie Entenfellner. Nicht zum ersten Mal wird Agrarminister Totschnig von der Tierexpertin „gegrillt“. Schon ihr erster Versuch scheiterte, als sie vor drei Jahren im Zuge des Amtsantritts des Ministers mit ihm über Tierleid in der Landwirtschaft sprechen wollte.
Auch zahlreiche Bäuerinnen und Bauern zeigen sich über den fehlenden Konsumpatriotismus in der öffentlichen Kantine – an den Stammtischen oder in den sozialen Medien – brüskiert. Schließlich hätten Großküchen, die im Verantwortungsbereich des Staates sind, eigentlich eine Vorbildfunktion zu erfüllen. Völlig unverständlich ist es für unsere Landwirte, dass sie im Vergleich zu anderen Mitbewerbern in der EU unter härteren Auflagen und zu teureren Bedingungen produzieren müssen, während bei der öffentlichen Beschaffung das Preisargument zählt.
In einer Richtigstellung betont Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, dass das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft (Bmluk) in seinen eigenen Einrichtungen seit Jahren klar auf österreichische Produkte setze.
„Dort, wo wir direkt Verantwortung tragen, ist der Bezug heimischer Agrarprodukte selbstverständlich Standard“, sagte Totschnig und nannte die zehn landwirtschaftlichen Schulen des Ministeriums als Vorbild: Rund 80 % der eingesetzten Lebensmittel stammen aus Österreich und die Bioquote sei auf 35 % erhöht worden. Fast ausschließlich aus heimischer Produktion würden demnach Fleisch (87,3 %), Milch (96,7 %) und Eier (98,6 %) stammen. Zudem sind die Schulen mit dem Umweltzeichen zertifiziert und produzieren teilweise selbst Lebensmittel. von Artur Riegler