Die Seltene-Erden-Minen, über die China lieber nicht spricht

China zeigt sich verschlossen, wenn es darum geht, unter welchen Bedingungen es Seltene Erden abbaut. Jene Metalle, ohne die heute viele Zukunftstechnologien – vom Elektroauto bis zum Windrad – nicht funktionierten. Und wie viel von diesen Rohstoffen noch im Boden schlummern, gilt sogar als Staatsgeheimnis. Schließlich hat das Land die Welt mit Elementen wie Neodym am Haken. China ist für 70 Prozent der globalen Produktion verantwortlich. Bei den besonders raren und teuren schweren Seltenen Erden wie Dysprosium und Terbium, die für leistungsfähige Permanentmagnete gebraucht werden, sind es sogar 100 Prozent.

Während die leichten, weniger wertvollen Seltenen Erden in gewaltigen Tagebau-Minen im Norden des Landes gefördert werden, kommen die mittelschweren und schweren fast ausschließlich aus dem Süden. Ihr Abbau ist besonders schmutzig. Nicht nur, weil Minenbetreiber einen Großteil illegal fördern. Eine 2016 für das US-Energieministerium erstellte Studie geht von 59 bis 65 Prozent aus. Der Abbau ist zudem extrem umweltschädlich.

Das Erz steckt in sogenannten Tonerden, die laut einer im Wissenschaftsmagazin „Nature“ veröffentlichten Untersuchung meist in weniger als zehn Metern Tiefe liegen. Indem sie Löcher bohren oder graben und Chemikalien hineinpumpen, lösen legale und illegale Minenbetreiber das magnetische Material heraus. „Diese Methode ist verrückt“, kommentiert Greg Barnes, ein australischer Geologe, der auf Seltene Erden spezialisiert ist und mehrere Vorkommen in Grönland entdeckt hat. Die sogenannte In-Situ-Laugung ist zwar eine altbewehrte Methode im Bergbau. Allerdings wird sie normalerweise nur in tiefen, gut abgeriegelten Gesteinsschichten eingesetzt, nicht direkt unter der Oberfläche.

Die Minen verwenden meist mit Ammoniumsulfat versetztes Wasser, um das Material aus dem Tonboden zu lösen. Wissenschaftlern zufolge braucht es heute etwa sieben bis acht Tonnen des Pulvers, um eine Tonne Seltene Erden zu extrahieren. Das Mittel ist problemlos zu beschaffen, weil es normalerweise als Pflanzendünger eingesetzt wird. In der tonnenweisen Anwendung aber ist es schädlich. Allein in der Region Ganzhou, im Süden der Provinz Jiangxi, sind offenbar hunderte Quadratkilometer Wald geschädigt.

Die Tagebaulöcher sind inzwischen bis zu einem Kilometer tief und beschäftigen Tausende Mitarbeiter. Mit dieser Mine war es China gelungen, konkurrierende Bergwerke etwa in den USA (Mountain Pass) Anfang der 2000er-Jahre aus dem Markt zu drängen und so die Dominanz Chinas in dem Geschäft zu besiegeln. Mit den billigen Arbeitskräften und den geringen Förderkosten konnten sie nicht mithalten. Zugleich entlässt die Mine aber jedes Jahr zehn Millionen Kubikmeter Wasser ungereinigt in die Umgebung. Die UN nahm die nahegelegene Stadt Baotou, in der das Erz weiterverarbeitet wird, 2021 in ihre Liste der 50 am stärksten durch menschliche Schad- und Giftstoffe verschmutzen Regionen auf.