Häfen in der Ukraine bleiben blockiert – Gespräche ergebnislos

Verhandlungen mit Russlands Außenminister Lawrow öffnen keinen Sicherheitskorridor für den Getreideexport aus der Ukraine.

Ein Treffen des russischen Außenministers Sergej Lawrow mit seinem türkischen Kollegen Mevlüt Cavusoglu in Ankara hat heute (8.6.) kein Ende der Hafenblockade durch den Ukraine-Krieg gebracht. Konkrete Ergebnisse wie etwa die Einrichtung eines Sicherheitskorridors wurden nicht erzielt, berichtet die Deutsche Presse-Agentur (dpa).

Im Streit um die Blockade von ukrainischem Getreide in Häfen am Schwarzen Meer wies Russland jegliche Schuld von sich. Außenminister Lawrow machte bei seinem Besuch in der Türkei die Ukraine dafür verantwortlich. Die Ukraine weigere sich bislang, ihre Häfen zu entminen oder anderweitig Durchfahrten von Frachtschiffen zu gewährleisten, sagte Lawrow nach einem Treffen mit dem türkischen Außenminister Cavusoglu.

„Wir sind bereit, die Sicherheit von Schiffen zu gewährleisten, die die ukrainischen Häfen verlassen“, sagte Lawrow weiter. Mit Blick auf die Ukraine fügte er hinzu: „Wenn sie jetzt – wie uns unsere türkischen Freunde sagen – bereit ist, entweder Minen zu räumen oder den Durchgang durch Minenfelder zu gewährleisten, dann hoffen wir, dass dieses Problem gelöst wird.“ Cavusoglu sagte, die Türkei befürworte einen Plan der Vereinten Nationen, der alle drei Länder einbeziehe. Kiew und Moskau müssten dem aber noch zustimmen. 

Faktisch blockiert die russische Marine seit Beginn des Angriffskriegs auf das Nachbarland vor mehr als drei Monaten die ukrainischen Schwarzmeer-Häfen. Dadurch ist der Export von mehreren Millionen Tonnen Getreide und Ölsaaten, die noch aus der Ernte 2021 in der Ukraine lagern, nicht möglich. Kiew traut den Moskauer Zusagen einer sicheren Passage nicht.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen machte heute hingegen Russlands Staatschef Wladimir Putin wegen des Kriegs in der Ukraine für drohende Hungersnöte auf der Welt verantwortlich. „Lebensmittel sind nun zu einem Teil des Terrorarsenals des Kremls geworden“, sagte von der Leyen am Mittwoch vor dem Europaparlament in Straßburg.

Allein in diesem Jahr dürften etwa 275 Millionen Menschen zumindest einem hohen Risiko an Ernährungsunsicherheit ausgesetzt sein, sagte die Kommissionspräsidentin. Diese Zahlen könnten angesichts der herrschenden Inflation schnell weiter außer Kontrolle geraten. „Diese Nahrungsmittelkrise wird durch Putins Angriffskrieg angeheizt.“ Die Präsidentin der EU-Kommission warf Russland auch vor, Getreidelager in der Ukraine zu bombardieren.

Ähnlich äußerte sich EU-Ratschef Charles Michel: „Russland setzt Nahrungsmittel als Kriegswaffe ein, stiehlt Getreide, blockiert Häfen und verwandelt Ackerland in Schlachtfelder“, sagte der Belgier vor dem EU-Parlament. Rund 20 Millionen Tonnen Getreide seien in der Ukraine blockiert. An Länder, die von Lebensmittelkrisen betroffen sind, appellierte Michel, nicht der russischen Darstellung zu glauben. Moskau macht EU-Sanktionen für steigende Lebensmittelpreise auf den Weltmärkten verantwortlich. Die EU weist dies zurück.

Mit Material von dpa