Lebensmittelpreise ziehen an – Aber Schlachtschweine müssen noch erheblich teurer werden

Während die Lebensmittelpreise u.a. aufgrund der Ukraine-Krise bereits deutlich steigen, stehen erhebliche Preiserhöhungen für Ferkel und Schlachtschweine nach Ansicht der ISN noch aus.
ISN: Schweinehalter schreiben weiter tiefrote Zahlen. Die explodierenden Kosten und die schon lang anhaltende Verlustphase müssen zwangsläufig kurzfristig zu erheblich steigenden Ferkel- und Schlachtschweinepreisen führen. Andernfalls steigen weitere Betriebe aus und die Versorgung mit Schweinefleisch bricht weiter weg.

Die Preise für Lebensmittel ziehen spürbar an. Die Verbraucher merken das bereits deutlich im Einkaufskorb. Gestern sorgte ein Beitrag der Lebensmittelzeitung (LZ) für breite mediale Aufmerksamkeit. Danach will ALDI angesichts von Preiserhöhungen bei den Lieferanten auch die Ladenverkaufspreise anheben, wie seit Jahren nicht mehr. Die Rede ist von 400 Artikeln – entsprechend fast 10 % des Ladensortiments. Lidl sei als einer der ersten Konkurrenten nachgezogen, heißt es in der LZ. Der Markt habe sich komplett gedreht, die Einkäufer riskierten, keine Ware zu bekommen, so die LZ. Die Lieferanten scheuten angesichts explodierender Preise für Rohstoffe, Verpackungen, Energie und Transport auch nicht mehr davor zurück, die Lieferungen einzustellen, so die Einschätzung der LZ.

Zahlreiche Medien nahmen den Bericht der Lebensmittelzeitung auf. Die Bild-Zeitung titelte beispielsweise Aldi-Hammer – Discounter erhöht Preise von 400 Produkten. Dabei laufen die Verhandlungen für Schweinefleisch, die unweigerlich zu massiven Preisanhebungen führen müssen, gerade jetzt erst. Hier sind so große Preissprünge für Schweinefleisch notwendig, wie Sie die Lebensmitteleinzelhändler ebenso wie alle anderen Abnehmer beim Einkauf von Schweinefleisch bisher nie gekannt haben. Den Verhandelnden muss klar sein, eine weitere sichere Warenversorgung gibt es auch beim Schweinefleisch nur, wenn Schweinehalter (Ferkelerzeuger und Schweinemäster) endlich keine Verluste mehr machen – und das bedeutet angesichts der Kosten aktuell Schweinepreise um 2,60 € je kg. Davon sind wir im Moment mit einer Notierung von 1,85 € je kg von noch weit entfernt – und genau daran ist zu erkennen, wohin die Reise gehen muss, damit die Schweinehalter finanziell nicht zum Ausstieg gezwungen werden, so die Einschätzung von ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack.

In Zeiten mit normalen Rohstoffmärkten hätte sich die Situation der Schweinehalter durch die Preissteigerungen deutlich verbessert. Die Futter- und Energiemärkte spielen aber angesichts des Ukraine-Krieges verrückt. So sind mit den Preissteigerungen bei Schlachtschweinen und Ferkeln die Umsätze in der Schweinehaltung nun zwar höher, die desaströse Situation der Schweinehalter hat sich aber kaum verbessert, weil die steigenden Kosten den Mehrerlös auffressen. Aktuell sind viele Kontrakte für Futter ausgelaufen oder laufen in Kürze aus. Hier besteht derzeit nahezu nur noch die Möglichkeit Futter zu extrem hohen Tagespreisen einzukaufen. Neben den Energiekosten laufen also besonders die Futterkosten davon. Für das gesamte Schwein – also Ferkelerzeugung und Mast zusammengenommen – führte dies Anfang Februar zu Verlusten von ungefähr 70 Euro pro Schwein. Aktuell dürften die Verluste nur unwesentlich niedriger sein. Das kann man nicht wirklich als Verbesserung bezeichnen. Dabei ist zu bedenken, dass die angespannte wirtschaftliche Situation nun bereits seit nahezu zwei Jahren andauert und sich mit jedem Tag, an dem weitere Verluste eingefahren werden, weiter verschlimmert. Die Folgen daraus sind in zahlreichen Betriebsaufgaben und einem stark sinkenden Angebot sichtbar. Im Grunde genommen dauert diese Situation nach wie vor weiter an.