Kärntner Landwirtschaftskammer verlangt höhere Erzeugerpreise

Vollversammlung der Kammer hat zwei Resolutionen für bessere Preise und Kostenentlastung verabschiedet. Lebensmittelhandel ist aber skeptisch gegenüber höheren Erzeugerpreisen.

Die Forderungen an die Verantwortungsträger in den Chefetagen der großen Lebensmitteleinzelhändler nach steigenden Erzeugerpreisen nehmen zu. Nach der LK Oberösterreich hat kurz vor Weihnachten auch die LK Kärnten eine entsprechende Resolution verabschiedet. Doch der Handel zeigt sich skeptisch.

„Die Erzeugerpreise müssen steigen. Es kann nicht sein, dass die Bauern auf den steigenden Betriebsmittelpreisen sitzen bleiben“, findet Kärntens LK-Präsident Siegfried Huber klare Worte für die schwierige Situation, in der sich aktuell viele Bauern befinden. Denn infolge der Corona-Pandemie sind auch die Agrarmärkte aus den Fugen geraten.

Insbesondere die Kosten für landwirtschaftliche Betriebsmittel wie Futtermittel, Düngemittel, Saatgut, Energie etc. sind zum Teil geradezu explodiert. Beispielsweise kosten allein Stickstoff-Düngemittel derzeit fast dreimal so viel wie im Vorjahr. Bei den Futtermitteln haben sich die Preise für Mischfuttermittel um rund 25 % verteuert. Der Basispreis für Soja hat um 30 % zugelegt – der Zuschlag für gentechnikfreien Soja hat sich binnen Jahresfrist von 50 Euro auf über 200 Euro/​t mehr als vervierfacht. Im Schweinebereich verschlimmert die schlechte Preissituation die Lage massiv.

„Die Preis-Kosten-Schere geht immer weiter auf, viele Betriebe befinden sich in einer ernsten Situation. Jetzt ist der Lebensmittelhandel gefordert, zu den Bauern zu stehen und die Mehrkosten durch höhere Erzeugerpreise abzufedern!“, fordert Huber.

Eine zweite – ebenfalls gemeinsam erarbeitete Resolution – richtet sich an die Bundesregierung. Gefordert werden Entlastungsmaßnahmen wie eine Ausweitung des COVID-Umsatzersatzes, eine Reduktion der Sozialversicherungszahlungen, eine temporäre Absenkung der Mehrwertsteuersätze auf Betriebsmittel, eine rasche Umsetzung der CO2-Kompensation für Agrardiesel, eine Inflationsanpassung bei den Ausgleichszahlungen und die Einführung einer Herkunftskennzeichnung zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit heimischer Lebensmittel am Markt.

Interessant sind die Forderungen nach Absenkung der Mehrwertsteuersätze und Inflationsanpassung von Ausgleichszahlungen. Diese hatte der Unabhängige Bauernverband (UBV) schon seit längerem aus seiner Agenda stehen. „Der Satz mit der Mehrwertsteuerabsenkung ist wortwörtlich abgeschrieben“, kommentiert UBV-Kammerrat Heimo Urbas.

Der Forderung nach höheren Erzeugerpreisen steht der Handel jedoch skeptisch gegenüber. So verweist unter anderem Spar in einem Schreiben an die LK Oberösterreich, das dem Wochenblatt vorliegt, darauf, dass man „angesichts der enormen Preiserhöhungswelle“ gegenüber den Konsumenten verantwortlich sei, dass „Preise für Grundnahrungsmittel auch für alle leistbar sein müssen.“

„Selbstverständlich“ würde man aber die am Tisch liegenden erneuten Forderungen „eingehend“ prüfen, teilt der Handelskonzern mit. So habe man schon im vergangenen Jahr bei landwirtschaftlichen Produkten mehrfach Einkaufspreiserhöhungen akzeptiert.

Gleichzeitig argumentiert der Handelsriese Spar aber, mit einer „nie dagewesenen Preiserhöhungswelle konfrontiert“ zu sein. So würden unter anderem steigende Fracht-, Verpackungsmittel-, Energie- und Treibstoffkosten als Gründe angeführt.