Schon wieder China-Jetzt fehlt den Autoherstellern auch noch Magnesium

Schon vor Wochen wurde davor gewarnt, jetzt könnte es tatsächlich Realität werden: Ein Stopp der Autoproduktion wegen fehlender Werkstoffe. Chinesisches Magnesium bereitet Kopfzerbrechen.

Es wiegt ein Drittel weniger als Aluminium und drei Viertel weniger als Stahl, ist aber trotz seiner geringen Dichte so fest wie andere Werkstoffe: Magnesium wird seit ein paar Jahren verstärkt beim Bau von Autos eingesetzt. Genau das könnte der weltweiten Fahrzeugindustrie nun zum Verhängnis werden. Diese muss möglicherweise ihre Bänder nicht nur wegen des Mangels an Chips anhalten, sondern auch wegen ausbleibender Lieferungen des internationalen Magnesiummonopolisten: China.

Seit Wochen warnen Branchenverbände davor, dass den Autobauern das Metall ausgehen könnte, seit aus Fernost kein Magnesium mehr geliefert wird. Die jetzigen Vorräte dürften in Deutschland und im Rest von Europa spätestens Ende November erschöpft sein, hatte die ­Wirtschaftsvereinigung Metalle jüngst gewarnt. Die Bundesregierung müsse „dringend diplomatische Gespräche“ mit der chinesischen Regierung führen, um „massive Produktionsausfälle“ zu verhindern.

Weniger Magnesium gleich mehr Klimaschutz?

Tatsächlich kommen zwischen 80 und 85 Prozent der globalen Magnesiumproduktion aus der Volksrepublik, genauer gesagt aus dem Kreis Wenxi in der Provinz Shanxi und aus dem Kreis Fugu der Stadt Yulin in der Provinz Shaanxi, die bis auf das zusätzliche „a“ im romanisierten Namen fast genauso geschrieben wird wie eine Nachbarprovinz im Osten. Normalerweise werden etwa in Fugu täglich zwischen 1600 und 1700 Tonnen Magnesium produziert. Derzeit sind es nur 1000 Tonnen. Schuld ist Chinas Versprechen an die Welt, das Klima besser zu schützen. So wie seit dem Sommer plötzlich überall im Land Kohlekraftwerke abgeschaltet wurden, um die Vorgaben der Zentralregierung an das Einsparen von CO2 zu erfüllen, haben 30 Magnesiumhersteller ihre Produktion um 50 Prozent reduziert, um die Umweltschutzvorgaben einzuhalten. 15 Hersteller in Shaanxi mussten sogar ihre Produktion Anfang September ganz einstellen – vorerst bis Dezember.

Seitdem exportiert China kaum noch Magnesium. Bei Branchenanalysten in Banken und den Verbänden im Westen ist deshalb ein Verdacht entstanden: Hält die chinesische Regierung etwa zugunsten der eigenen Autoindustrie die Ausfuhren des Rohstoffs zurück, was die weit verbreitete Angst bestätigen würde, China sei in der Weltwirtschaft ein unverantwortlicher Akteur?