US-Schweinemarkt im Höhenrausch – Preise steigen auf über 2 €

In den USA gehen die Schweinepreise gerade durch die Decke. Die Schere zwischen den deutschen und den amerikanischen Preisen ist so groß wie lange nicht. Was steckt dahinter?

Trotz niedriger Temperaturen haben die US-Schweinepreise bereits die Schallmauer von 2 €/kg durchbrochen. Seit Jahresbeginn haben sich die Preise verdoppelt. Dabei steht die Barbecue-Saison noch bevor. Heribert Breker von der Landwirtschaftskammer NRW erklärt, was hinter der Kursrallye steckt, und wie es voraussichtlich weitergeht?

Auf der Angebotsseite sorgen die unerwartet niedrigen Schlachtzahlen für einen zu geringen Nachschub. Auch die Schlachtgewichte haben deutlich nachgegeben. Die vierteljährliche Inventur der Schweinebestände zeigt, was viele Experten in diesem Umfang nicht erwartet hatten: Die US-Farmer haben ihre Schweinebestände kräftig dezimiert. Auslöser waren die extrem niedrigen Erlöse in der Anfangsphase der Corona-Pandemie von Juni bis August 2020. Damals lagen die Preise bei umgerechnet 0,55 bis 0,70 €/kg SG.

Die Ferkelpreise rutschten ebenfalls dramatisch ab und lagen nur noch bei 6 bis 12 € für ein 40-Pound-Tier (rund 18 kg). Teilweise wurden Ferkel „entsorgt“ und Sauen nicht mehr belegt. Das Ausmaß des Produktionseinbruchs wurde lange Zeit unterschätzt. Kein Wunder, dass heute so viele Schlachtschweine fehlen.

Der Rückgang der Schweinehaltung zeigt sich nun im Lager. Die monatlichen Inventuren der Kühlhausbestände liegen um 25 % niedriger als im 5-Jahresdurchschnitt. Im Falle der beliebten Bellies (Bäuche) liegen die Zahlen sogar um 55 % unter den Mittelwerten.

Dabei sollten um diese Jahreszeit die Reserven für die nachfragestarke Sommerphase weit über dem Durchschnitt liegen. Die Mengen aus laufenden Schlachtung reichen in der Hochphase der Grillsaison längst nicht aus, um den Bedarf zu decken. Die Marktbeteiligten versuchen deshalb jetzt, Vorräte um jeden Preis zu sichern.

Der US-Export von Schweinefleisch ist nicht der Grund für die Versorgungsengpässe. Die Ausfuhren sind schon seit Monaten unterdurchschnittlich. In den ersten drei Monaten dieses Jahres bewegten sie sich zwischen 10 und 15 % unter dem Vorjahreswert. Angesichts der hohen US-Schweinepreise ist das auch nicht überraschend. Die Konkurrenz aus der EU oder Brasilien ist da derzeit deutlich günstiger unterwegs.

An der Terminbörse in Chicago zeigt sich der Hype bisher nur für den Liefermonat Mai 2021. Für den Juni/Juli liegen die Kurse schon wieder etwas niedriger und der Liefermonat Oktober 2021 steht aktuell nur bei 1,55 €/kg. Das ist zwar nur eine Momentaufnahme, aber erfahrungsgemäß halten Höhenflüge meist nur kurz.