Schweinisch (viel zu) billig

Seit rund einem Hahr geht der Preis für Schweinefleisch immer tiefer in den Keller. Geht es noch weiter nach unten? Und das Tierwohl??

(Auch) Die heimischen Schweinebauern erleben seit dem Beginn der Corona-Krise ihre wohl schwierigste Zeit. Dass die Preise für ihr Fleisch stark schwanken, sind sie an sich gewohnt, Stichwort „Schweinezyklus“.

Doch der aktuelle Preiseinbruch ist besonders dramatisch. Die Hauptgründe dafür sind zum einen der Absatzrückgang, weil Gastronomie und Hotellerie wegen der Pandemie geschlossen bleiben müssen. Wenn Gasthäuser und Kantinen wegfallen, wird das vom Heimkonsum bei weitem nicht kompensiert, so der Fachmann. Zum anderen dürfen deutsche Schweinefleischproduzenten wegen der Schweinepest nicht nach Asien verkaufen und bringen deshalb ihre Überproduktion zu billigsten Preisen auf den europäischen Markt. Gleichzeitig drängen auch US-amerikanische Produzenten mit Kampfpreisen auf den Markt.

Dabei ist die Talsohle wohl noch gar nicht erreicht. Ein österreichischer Schweinebauer muss für zumindest kostendeckende Produktion mit 170 Euro pro Schwein rechnen. Derzeit bekommen die heimischen Produzenten nur noch 140 Euro, das bedeutet somit einen Verlust von 30 Euro für jedes Tier, Preistendenz weiter fallend, Verlusttendenz weiter steigend. „Wir können aber nicht aufhören, weil wir einen Metzger im Ort haben“, klagt ein Schweinebauer sein Problem. „Und wenn der das Schwein nicht mehr von mir bekommt, muss er es sich irgendwann von irgendwo holen.“

Ein kleiner Hoffnungsschimmer ist , das die aktuellen Diskusionen rund um Schweinehaltung und Schlachthöfe in Österreich (und noch mehr in Deutschland )erkennen lassen – es interessiert die Menschen wo ihr Schweinefleisch herkommt und wie die Tiere gehalten werden. Aber denoch wird viel zu viel auf Billigprodukte gegriffen.

Mehr als 37 kg Schweinefleisch isst jeder Österreicher im durchschnitt pro Jahr. Vor allem in Würsten und Schinken können die Konsumenten jedoch nicht erkennen wo das Fleisch herkommt, dies muss nicht so wie beim Frischfleisch gekennzeichnet sein. Man weiß also nicht ob man Biofleisch, Fleisch aus einem Tierwohl Stall oder von einer konventionellen Stallung konsumiert.

Besonders bei Schweinefleisch ist dieser Umstand doppelt kritisch, da dieses wie oben erwähnt bevorzugt als Lockware zu billigen Preisen in den Supermärkten eingesetzt wird.

Wer also grundsätzlich das Billigste kauft, wenn es um Fleisch, Wurst oder Schinken geht, agiert gegen wichtige Werte, denn damit legt man Tierqual oder schlechte Arbeitsbedingungen für Verarbeiter in den Einkaufskorb legen! In der überwiegenden Mehrzahl sind die Schweinemäster in Österreich großteils noch bäuerliche Familienbetriebe, die in kleinen Einheiten produzieren. Und: Lohnniveau und Gehaltsbedingungen in heimischen Schlachthöfen liegen aufgrund der strengen österreichischen Arbeitsmarktregulierungen bedeutend höher als im umliegenden EU-Land.