Mehr Tierwohl im Stall: „Thomas Reisecker vom Gefühl her gefällt mir der Versuch gut!“

Die Familie Reisecker aus St. Georgen bei Obernberg am Inn führt seit gut 250 Jahren ihren Erbhof. Seit den 80er-Jahren spezialisierte sich der Betrieb auf die Schweinemast. 55 ha bewirtschaftet Thomas Reisecker, der seit 2019 den Hof führt. „Über die Jahre haben wir die Mastplätze ständig ausgeweitet. Im Moment haben wir Platz für rund 850 Schweine“, sagt Reisecker. Er ist einer von acht Schweinemastbetrieben, die am Projekt IBeSt teilnehmen. Zusätzlich sind auch sieben Ferkelaufzuchtbetriebe daran beteiligt.

Der Tierwohl-Gedanke ist ihm vor einigen Jahren bewusst geworden. „Beigetragen haben die Angriffe der NGOs auf Schweinehalter und die Meinungsmache in den sozialen Medien“, schildert Reisecker. Grundsätzlich ist sein Betrieb konventionell und mit Betonvollspaltenböden ausgestattet.

Seit einigen Monaten hat er eine Stalleinheit für IBeSt adaptiert. Auf einer Seite der Kammer entfernte Reisecker die Trennwände, um aus den fünf Boxen zu je zehn Tieren eine gemeinsame Box von 40 m² zu machen. Die Fressplätze stellte er an die Außenwände, dadurch erlangen die 44 Schweine jetzt mehr Bewegungsfreiraum. „Vielleicht versuchen wir in einer weiteren Bucht noch eine andere Anordnung der Tröge“, ergänzt Reisecker. Grundsätzlich gibt es für die Schweine jetzt einen Kotbereich, einen Fressbereich und einen Liegebereich. Dieser ist mit schweren Gummimatten ausgelegt, um die Spalten abzudecken. Zusätzlich bietet er den Tieren Raufutter und Beschäftigungsmaterial an. „Wir haben jetzt auf einer Seite des Stalles unser altes System und daneben das neue, so können wir gut vergleichen“, sagt Reisecker.

Bisher hat er einen Mastdurchgang durchgeführt und es habe ganz gut funktioniert. „Für Ergebnisse ist es noch zu früh, aber mir gefällt es so ganz gut“, zeigt sich Reisecker begeistert. Zuerst hat der Landwirt die Schweine in den großen Bereich reingelassen, ich wollte den Liegebereich vorher nicht definieren, erst als wir gesehen haben, wo die Schweine liegen, haben wir die Matten verlegt“, erklärt Reisecker. Die Tiere liegen oft trotzdem auf dem Spaltenboden. Bisher haben sie die Schweine nicht verschoben oder angeknabbert. Bemerkbar mache sich das Mehr an Bewegung bei den Tieren. „Die Zunahme war gefühlt etwas weniger als beim alten System“, sagt Reisecker. Genau werde dies aber noch in den nächsten Mastdurchgängen untersucht.

Vom Gefühl her gefällt mir der Versuch gut, ich werde die Veränderungen auch so oder in einer ähnlichen Form in den anderen Buchten umsetzen“, erklärt Reisecker. Aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen auf den Höfen ist es schwer zu sagen, wie viel Kosten je Betrieb für so einen Umbau anfallen würden.

Am Betrieb Reisecker hielten sie sich jedoch in Grenzen. Lediglich für Raufen, Beschäftigungsmaterial und andere Kleinteile musste investiert werden, sonst wurde alles in Eigenleistung durchgeführt. „Mit Firmen wären die Kosten bestimmt um ein Vielfaches höher“, meint Reisecker.

Für ihn ist wichtig, dass Landwirte mit Freude und motiviert in den Stall gehen. Deshalb macht er bei dem Projekt mit, um gangbare Wege für mehr Tierwohl zu finden. „Denn wenn mir jemand sagt, ich müsse eine Million Euro investieren und das bestehende Gebäude abreißen, um weiterhin Schweine halten zu können, dann würde auch ich als motivierter Schweinebauer mit der Schweinehaltung aufhören“, sagt Reisecker. Projektleiterin Birgit Heidinger ist froh über die teilnehmenden Betriebe: „Sie sind absolute Pioniere.“