Claas weist Vorwürfe über Lieferung sanktionierter Bauteile nach Russland zurück

Der Landmaschinenhersteller Class soll angeblich Bauteile aus Deutschland zu seinem russischen Mähdrescherwerk in Krasnodar liefern, die auf der Sanktionsliste stehen. Das behauptet die Wochenzeitung DIE ZEIT und spricht von gezielter Umgehung der Sanktionsvorschriften.

So soll Claas die verbotenen Bauteile in Baugruppen verstecken – es geht wohl um Keilriemen, Gasdruckfedern, Hydraulikzylinder, Schalldämpfer und Stahlrohre. Die neuen Komponenten bekämen eine andere Zolltarifnummer und würden so für die Kontrolleure quasi unsichtbar, behauptet die Zeitung und beruft sich auf Claas-Mitarbeiter und Dokumente. Die Rede ist von einem „Geheimprojekt“. Ab März 2023 solle die Mähdrescher-Produktion in Krasnodar wieder anlaufen, will die ZEIT erfahren haben. Das Werk soll demnach noch stärker als bislang die Endmontage der Mähdrescher übernehmen.

+++ UPDATE: Claas setzt Russland-Lieferungen aus +++

Nach erscheinen der Zeitungsberichte äußerte sich Claas dann erneut: So nehme man die aktuelle Debatte zum Anlass, „die betroffenen Lieferungen nach Russland vorerst zu stoppen und die entsprechenden Vorgänge einer Compliance-Prüfung zu unterziehen“. So solle nochmals geklärt werden, ob – wie von Claas beteuert – das Vorgehen gesetzes- und sanktionskonform ist und alle Vorgaben eingehalten werden.

Das Unternehmen betonte demnach erneut, dass das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) klargestellt habe, „dass Mähdrescher und Bausätze für Mähdrescher von den EU-Embargos ausgenommen sind“. Claas teilte mit, dass für Lieferungen nach Russland die erforderlichen Genehmigungen des BAFA und der Zollstellen vorlägen. Alle getätigten Lieferungen seien erst nach intensiver Prüfung freigegeben worden – im Einklang mit den Sanktionen.

„Mit Beginn des Krieges haben wir den Betrieb in unserer Fabrik in Krasnodar heruntergefahren und die Produktion gedrosselt, setzen sie aber fort, um weiterhin auch in Russland unseren Beitrag zur globalen Nahrungsmittelversorgung zu leisten“, teilt das Unternehmen mit. „Selbstverständlich handeln wir dabei weiterhin im Einklang mit allen geltenden Gesetzen und Sanktionen.“ Die Bedeutung Russlands für die Welternährung sei hoch, betont Claas. Rund 20 % des global gehandelten Weizens stamme aus Russland.

Konkrete Angaben, in welchem Umfang aktuell in Krasnodar gearbeitet wird, machte das Unternehmen auch auf Nachfrage des Westfalen Blatts nicht. Dem Vernehmen nach produzierte Claas dort nach Ausbruch des Ukraine-Krieges Ende Februar noch bis zum Sommer mit vorhandenen Teilen Landmaschinen – aber in geringer Stückzahl. Die Zahl der Mitarbeiter soll von einst 800 auf aktuell 500 gesunken sein.